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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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alles binnen weniger Sekunden durch den Kopf geschossen sein, denn schon hörte ich Christian sagen: »Ich hab aber schon ’ne Freundin.« Bildete ich mir das nur ein oder war da wirklich Bedauern in seiner Stimme? Doch, ja, er klang ein bisschen wie ein Angestellter, dessen ganze Abteilung für ein Geschenk zusammengelegt hatte, um ihm dann die superseltene Erstausgabe der »Buddenbrooks« zu schenken, und bei dem sie dann leider schon zuhause im Regal stand. Oder zumindest klang es wie: »Ich hab schon einen Pürierstab.«
    »Ach so«, sagte ich lahm. Ich wunderte mich, dass ich noch aufrecht stand und nicht vornüberkippte. Schließlich befand sich gerade für alle sichtbar sämtliches Blut aus meinem Körper in meinem Kopf. »Du gefällst mir nämlich. Aber dann wünsche ich dir trotzdem noch einen schönen Tag«, sagte ich ernst. »Danke, das ist nett! Dir auch einen schönen Tag!« Im Film hätte jetzt eine Frau an meiner Stelle wahrscheinlich »Nichts für ungut« gesagt, und um ehrlich zu sein, hatte ich diese Floskel auch kurz auf der Zunge, aber ich hatte mich immer darüber aufgeregt, weil ich unter anderem die Grammatik dieser Redewendung einfach nicht verstand. Nichts für ungut? Hieß das dasselbe wie »Etwas für gut«? Oder »Nichts für schlecht«?
    Konnte mir aber auch egal sein. Ich trollte mich. Aber auch wenn ich einen amtlichen Korb erhalten hatte, war ich doch ganz vergnügt und freute mich über meinen Mut. Ich hatte einfach so einen jungen Mann angesprochen! In freier Wildbahn! Ohne Computer! Vergnügt pfeifend verließ ich mein Lieblingskaufhaus. Heute war ein schöner Tag. Und Steffi konnte sich ihren Bericht in die Haare schmieren.

Kapitel 10 Sieg und Niederlage
    Wir führten 2:1 gegen Karlsruhe. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung im Stadion. »Allez, St. Pauli, allez! Magischer FC, unser ganzes Leben, unsre ganze Kraft, allez, St. Pauli, allez!« Ich hatte mir die Texte ausgedruckt und mitgenommen, brauchte sie aber gar nicht.
    »Das gefällt mir! Soll ich nochmal Bier holen?« Marc nickte. Er starrte gebannt aufs Spielfeld. Anscheinend passierte etwas, das er nicht so gern mochte, denn er und ungefähr 18000 andere Leute fassten sich unvermittelt mit einer Unmutsäußerung an den Kopf und rauften sich die Haare. »Mann, das ist doch scheiße! Schon die zweite gelbe Karte!« Marc war außer sich. Ich nickte. »In England pfeift das kein Schiri!« pflichtete ich ihm bei. Dafür erntete ich einen anerkennenden Blick. Den Satz hatte ich während der WM in Deutschland aufgeschnappt und mir für solche Gelegenheiten gemerkt. Auf meinem Weg zum Bierstand machten mir die meist männlichen Fußballfans bereitwillig Platz und auch auf dem Rückweg verhielten sie sich so rücksichtsvoll, dass kein Tropfen aus den zwei randvollen Bierbechern schwappte. »St.-Pauli-Fans eben«, dachte ich zufrieden. Wenn ich da an die Fußballfans in den Regionalzügen dachte …
    »Wie steht’s?« fragte ich Marc. »Immer noch zwei zu eins. Und nur noch zehn Minuten. Das schaffen wir! Voran, St. Pauli, du wirst hier heute gewinnen, wirst den Gegner niederringen, hörst du unsre Kurve singen?« Er schmetterte inbrünstig und ich bemühte mich, mitzuhalten.

    »Was für ein Spiel!« Marc strahlte zufrieden. Vor der »Katze« gingen Heerscharen von Männern mit St.-Pauli-Schals und -T-Shirts vorbei, nicht ohne der Welt ihre Freude über den Sieg mitzuteilen. »Ja, mir hat es auch total gut gefallen!« Ich nahm noch einen Schluck Alsterwasser.
    »Und es ist schön, mit dir hier zu sitzen!« – »Das kann ich nur so zurückgeben, lieber Marc! Danke nochmal für die Karte!« – »Das gehört zur Fanakquise dazu!« Er grinste. »Wenn du willst, nehm ich dich gern mal wieder mit!« – »Ich werde darauf zurückkommen! Was ist denn eigentlich aus eurem Hermann geworden? Mich interessiert wirklich, wer der tollste Mann der Welt ist. Vielleicht ist der ja sogar noch zu haben!« Marc sah mich fragend an. »Du … fragst nach dem tollsten Mann der Welt?« – »Klar, bin doch Single! Und auf der Suche! Bist du denn nicht auf der Suche?« Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Er schien fast ein bisschen traurig. »Ja. Doch. Anscheinend bin ich auch auf der Suche.« – »Na, für dich finden wir schon was. Ein toller Mann wie du! Apropos toller Mann, ich muss mir wohl bald mal euren Hermann kaufen, sonst erfahre ich wohl nie, wer’s geworden ist. Wann erscheint der denn?« – »Nächste Woche.« Sein Blick hatte etwas

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