Draussen
besser. Und außerdem wählte ich Connies Nummer. Sie ging nicht ran. Vielleicht schlief sie schon. Mist!
Kapitel 16 Magendrücken
Es waren jetzt schon fast vier Tage vergangen, seit wir uns getroffen hatten, und er war nicht mehr online gewesen und hatte auch sonst nichts von sich hören lassen. Zu allem Überfluss hatte Connie genau an diesen vier Tagen auf Sylt einen Yogaworkshop gegeben. Jetzt saß ich endlich mit ihr auf ihrem Balkon, wir tranken Tee und redeten, natürlich erst mal über ihren Ralfi. »Ich weiß gar nicht, wie man das damals ohne Internet gemacht hat, wenn der Partner ins Ausland gegangen ist. Damals war ja auch telefonieren noch so teuer. Ralf und ich mailen uns echt mehrmals täglich. Er ist sooo süß! Gestern hat er mir wieder ein so witziges Foto geschickt, das muss ich dir zeigen …« Sie wollte schon aufspringen, um ihr Notebook zu holen, wovon ich sie gerade noch abhalten konnte: »Nee, lass mal. Zeig’s mir ein anderes Mal.« – »Hey, du bist ja wirklich schlecht drauf! Mittwoch habt ihr euch gesehen, heute ist Sonntag, meine Güte, das sind vier Tage. Eigentlich drei. Der Tag ist noch nicht vorbei!« – »Aber fast.« Ich seufzte. »Es ist doch zum Mäusemelken. Da finde ich mal einen gut, dann will der wieder nichts von mir.« – »Das ist doch noch gar nicht gesagt! Er hat doch gemeint, ihr sollt das mal wiederholen!« – »Ja. Und: ›Wir bleiben in Kontakt.‹ Als wäre ich ein Geschäftspartner! Und meinen Rücken getätschelt! Getätschelt!« Ich schnaubte verächtlich. »Vielleicht war er ja auch unsicher? Außerdem hättest ja auch du seinen Rücken streicheln können. Überhaupt ist das eine komische Diskussion. Rücken streicheln, das macht man bei einem Hund oder einer Katze, aber Ralf hat mir nie – obwohl, doch, aber nackt!« Sie grinste. »Es freut mich sehr, dass es mit dir und Ralf so gut läuft«, sagte ich, obwohl ich es nicht so meinte, »aber bei mir läuft es gerade richtig schlecht. Vielleicht können wir uns mal darauf konzentrieren. Wieso sagt er, er will mit mir noch woandershin, aber dann hat er plötzlich anderntags ein wichtiges Meeting und verträgt den Wein nicht? Und dann sagt er, wir wiederholen das, aber seine Wochenenden sind dicht?« – »Eine schlechte Freundin würde jetzt vielleicht sagen, er wollte nur mit dir in die Kiste, und als er merkte, das klappt nicht, hat er den Schwanz eingezogen, im wahrsten Sinne des Wortes« – ich warf ihr einen genervten Blick zu –, »aber eine gute Freundin würde dir sagen, er hat Angst vor seiner eigenen Courage und wollte dich nicht überfallen, sondern es ruhig angehen. Oder andersrum. Also, das mit der Freundin andersrum.« Ich seufzte. »Das muss ich jetzt nicht verstehen, ne? Wenn er begeistert von mir wäre, hätte er sich doch nochmal gemeldet und sich für den schönen Abend bedankt. Und gefragt, wann wir uns wiedersehen.« – »Vielleicht ist ja seine Email bei dir nicht angekommen? Das kommt doch ab und zu mal vor …« – »Danke, das ist lieb, aber diese ganzen Ausreden benutze ich selbst auch, wenn ich Freundinnen tröste, und glaube sie selbst nicht. Wenn ein Mann Interesse hat, findet er auch mutterseelenallein inmitten der antarktischen Eiswüste einen Weg, das mitzuteilen.« – »Vorausgesetzt, er hat dort Internet. Oder wenigstens Handyempfang. Nein, meine Liebe, überschätze die Männer nicht. Die können doch nur eins zur Zeit. Und wenn er gerade ganz viel um die Ohren hat … Dann melde du dich doch mal! Vielleicht, äh, wahrscheinlich freut er sich. Schick ihm doch ’ne SMS, ’ne ganz unverbindliche, witzige.« Ich überlegte: »Heute kommt doch diese Schwedenreportage im Fernsehen, darauf könnte ich ihn ja hinweisen, weil wir darüber doch gesprochen haben …« – »Genial! Mach das! Und dann guckst du, wie er reagiert!« Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, so über die Bande zu spielen, viel lieber hätte ich ihm geschrieben: Ich finde dich toll und möchte dich bald wiedersehen, möchtest du das auch? Doch irgendwie machte man das nicht. Hatte man auch noch nie. Schon deshalb, weil es viel weniger Liebesdramen allein in der Weltliteratur geben würde, wenn die Paare oder die Paare in spe mehr und klarer miteinander reden würden. Das wäre aber langweilig. Nebulös zu sein war die Devise. So schrieb ich also: Hi Mathis, heute Abend 20.15 ZDF anschalten. Doku über Schweden. LG, Sara. – »›LG‹? Du willst ›LG‹ schreiben? Das ist ja wohl die
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