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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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lustig und abwechslungsreich.
    Ich war heiß darauf, ihn endlich mal wirklich kennenzulernen. Ihn leibhaftig vor mir zu sehen. Eigentlich chatteten wir schon viel zu lange, war doch an sich mein Motto: »Je eher daran, umso eher davon.«
    Endlich, eine Woche nach unserem Erstkontakt, in der Nacht von Montag auf Dienstag, machte er einen Terminvorschlag für ein Treffen. Ich hatte mich mit oberflächlichen Typen und deren dummen Fragen unter anderem nach meiner Körbchengröße (meine Antwort war: links B, rechts Doppel-D, weshalb es mich große Anstrengung koste, nicht immer rechts abzubiegen, was mir einer sogar glaubte und mich deshalb unbedingt treffen wollte) herumgeschlagen, bis endlich Mathis online war. Unser Chat war eigentlich keiner, denn er fragte mich direkt, ob wir uns nicht am nächsten Abend treffen wollten, Mittwochabend um sieben, um nach der Arbeit was essen zu gehen. Klar, gern, auf jeden Fall, ich freu mich!!! ☺ schrieb ich mäßig zurückhaltend zurück und fügte auch gleich ganz unaufdringlich noch meine Handynummer hinzu: Für alle Fälle! Zu allem Überfluss schickte ich auch noch einen völlig unnötigen Zwinker-Smiley hinterher. Ich musste verliebt sein in diesen Mann, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, denn ich benahm mich wie eine Siebzehnjährige und erschrak ein bisschen über meine mangelnde Contenance. Kaum dass wir uns in einem portugiesischen Fischlokal verabredet hatten, verabschiedete er sich und war schon wieder offline. Das schien Rüblitorte nur abgewartet zu haben, denn umgehend blinkte mein Postfach mit seiner Frage: Hey, schade, dass du dich nicht mehr meldest. Ich hätte dich gern kennengelernt. Wenn du doch noch Lust hast, einen gutaussehenden, fantastisch kochen könnenden, intelligenten und (das ist noch stark untertrieben!) sympathischen Mann zu treffen, weißt du ja, wo du mich findest! Ich warte auf dich. Adrian. Hm. Adrian. Das klang nach Fischessen im Sommerkleid in einem kleinen Strandlokal, nach Rotwein aus Steingutkrügen und außerdem nach Eurythmics. Aber leider, leider hatte ich mein Herz schon verschenkt. An Mathis. Den witzigen, schlauen, tollen Mathis, den ich morgen, ja morgen, endlich treffen würde! Morgen. Stimmt, das war ja schon morgen. Und morgen Abend hatte ich doch dieses wichtige Essen mit diesem oberwichtigen Kunden. Ich hatte morgen also gar keine Zeit! Steffi hatte mich gebeten, allein mit ihm essen zu gehen und das nächste Event zu besprechen – einen Segeltörn mit etwa 25 seiner Kunden auf dem Ijsselmeer, inklusive halbstündigen Comedyprogramms auf hoher See –, weil sie am Spätnachmittag eine Wurzelbehandlung bekommen sollte. Aber eigentlich konnte man doch auch mit Wurzelbehandlung essen gehen, oder? Man konnte sich ja Suppe bestellen. Oder Eis. Ich hatte zwar nur Grausiges über diese Behandlung gehört, aber soo schlimm konnte das doch nicht sein, dass ich deshalb ein Date mit meinem Traummann würde verschieben müssen. Wer weiß, vielleicht hatte er nur an diesem Mittwoch Zeit und dann nie wieder! Ich musste dieses Treffen haben! Mein Lebensglück hing davon ab. Ich musste Steffi überreden. Nein, überzeugen. Das Glück ihrer Mitarbeiter hatte ja wohl oberste Priorität, schließlich war nur eine zufriedene Mitarbeiterin eine gute Mitarbeiterin. Mathis, ich und unsere Kinder und Enkel würden unser Leben lang dankbar sein und »Tante Steffi«, wie wir sie in unserer Familie nennen würden, zu unserer Trauzeugin, Patentante und Ersatzoma berufen und mit ihr ihre Geburtstage verbringen und gemeinsam mit ihr Weihnachten und Silvester feiern – sie musste einfach ja sagen! Denn wenn sie mir nicht freigab, würde ich eine verhärmte alte Jungfer werden und irgendwann verarmt und verwahrlost in einem Massengrab vor der Stadt landen wie weiland der gute Mozart. Schrecklich. Ich weinte ein bisschen bei dem Gedanken. Hoffentlich war sich Steffi ihrer Verantwortung bewusst. Ich war doch so höflich, Rüblitorte noch einen Smiley zu schicken. Dann checkte ich noch meine Emails. Marc hatte geschrieben: Hey du, das war schön neulich bei Pauli. Und danach. Morgen kommt der neue Hermann raus. Bin gespannt, wie du ihn findest. Liebe Grüße, Marc. Ach, der Gute. Danke für die Erinnerung! Bin auch gespannt auf das Heft! Und zu St. Pauli komm ich gern wieder mit, schließlich gewinnen wir dann auch … LG, Sara, schrieb ich zurück.

    Endlich war es halb acht und ich konnte aufstehen. Das war das Gute, wenn man die ganze Nacht

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