Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
jemand um Erlaubnis bittet, an Bord kommen zu dürfen.«
Der Kadett blinzelte verblüfft. »Jawohl, mein Lord.«
Im zentralen Aufzug fuhr Martinez zur Hilfsbrücke hinunter. Diese mit Panzerplatten geschützte Kampfstation konnte als Ausweichzentrale dienen, wenn die Brücke zerstört oder Meuterern in die Hände gefallen war. Ein Stück vor der Luke blieb er einen Moment stehen und betrachtete die sechs langen, niedrigen Räume, die offiziell als »biologische Erholungskammern« bezeichnet wurden. Im Moment war kein Mitglied der Besatzung in der Nähe, was aber nicht überraschend war, da die wenigen, die sich noch auf der Corona befanden, vollauf damit beschäftigt waren, alles auf Hochglanz zu polieren. Hätten die Matschmänner erfahren, dass dieser Auftrag Martinez’ Idee gewesen war, dann wäre sein Beliebtheitsgrad rapide gesunken.
Er wartete, bis Alikhan eintraf, und öffnete die Hilfsbrücke mit seinem Leutnantsschlüssel. Die Panzertür schloss sich hinter ihnen, sobald sich automatisch die Beleuchtung eingeschaltet hatte.
Die Hilfsbrücke war kleiner als die Hauptbrücke, die Stationen waren beengter, und die kardanisch aufgehängten
Sessel standen dichter beisammen. Alles glänzte, und der Geruch der Politur hing noch in der Luft. Der Raum war erst am Morgen geputzt und poliert worden.
»Ich würde gern Ihre Meinung hören«, sagte Martinez, als er sich zwischen zwei Käfigen hindurchschob, um sich am Kommunikationspult auf einer Liege niederzulassen. »Setzen Sie sich neben mich, sehen Sie zu und sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
Alikhan gehorchte und zog die Displays herunter, bis sie vor ihm einrasteten. Martinez öffnete seine private Datei und zeigte Alikhan die Aufnahmen von den Naxiden, die an den Schiffen entlangliefen - Offiziere, Waffenmeister, Ingenieure und Wachtmeister. Dann führte er seinem Diener die Übersetzungen vor, die das Programm erstellt hatte, ohne sie jedoch zu kommentieren.
»Wie lauten Ihre Schlussfolgerungen?«, fragte Martinez.
Alikhan starrte die Displays an und runzelte die Stirn. »Ich möchte über solche Dinge nicht spekulieren, mein Lord.«
»Reden Sie, Alikhan. Ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen.«
Alikhans Mund arbeitete lautlos unter dem breiten Schnurrbart. Dann seufzte er und nickte langsam. »Sie wollen das Schiff einnehmen, mein Lord.« Seine Stimme zitterte - eine Mischung aus Verzweiflung, Angst und Staunen. »Sie wollen alle Schiffe der Terraner und Daimong
besetzen. Wahrscheinlich morgen, wenn die meisten Mannschaften mit ihren Teams auf Magaria sind.«
Martinez war erleichtert. Er war in diesem Wahnsinn nicht mehr allein, er hatte einen Verbündeten gefunden. »Aber warum?«, fragte er. »Ist das eine Meuterei? Oder greift Fanaghee ein, um eine Meuterei zu verhindern?«
Alikhan schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen.«
»Die Terraner und Daimong haben bei der Übung die Rolle der Meuterer gespielt. Bei dem Manöver ging es darum, ein Wurmloch gegen Angreifer zu verteidigen. Erwarten sie einen Gegenangriff der Heimatflotte, nachdem sie die Zweite Flotte übernommen haben?«
Alikhan drehte sich zu Martinez herum. »Auch in der Heimatflotte gibt es naxidische Geschwaderkommandanten, mein Lord.«
Martinez war, als hätte eine kalte Hand sein Rückgrat gepackt. An diesen Umstand hatte er überhaupt noch nicht gedacht. »Hier stellen die Naxiden zwei Fünftel der gesamten Stärke«, sagte er und machte sich selbst Mut damit. »In der Heimatflotte dürfte der Prozentsatz niedriger liegen.«
Alikhan bemühte sich sehr, seine Hoffnungslosigkeit nicht offen zu zeigen. »Das ist wahr, mein Lord.«
Martinez betrachtete wieder die Naxiden, die zwischen den Andockstellen umherwanderten. »Ich muss mit dem Kapitän reden.«
Alikhans Miene veränderte sich nicht. »Möglicherweise ist der Kapitän nicht … aufnahmefähig«, meinte er.
»Wenn möglich, spreche ich zuerst mit Koslowski.«
»Auch der Erste Offizier könnte abgelenkt sein.«
Am liebsten wäre Martinez von der Beschleunigungsliege gesprungen und wütend im Raum auf und ab gelaufen. Für ihn waren Planung und Ausführung so gut wie immer ein und dasselbe. Zwischen den dicht an dicht aufgestellten Käfigen blieb jedoch nicht viel Platz, also beschränkte er sich darauf, mit ungestümen Bewegungen die Naxiden vom Bildschirm zu löschen.
»Ich muss die anderen Offiziere erreichen, die ich hier kenne. Salzman auf der Judge Di , Aragon und Ming auf der Declaration . Mukerji der
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