Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
wohlhabend, und seine Kinder waren ein Bestandteil seines Plans, die Stadt zu schleifen und die gesellschaftlichen Mauern einzureißen. Bisher hatte Martinez es nicht für möglich gehalten, den Respekt der älteren Familien, etwa der Ngenis oder Chens, zu erkaufen.
Bis jetzt. Seit Beginn des Aufstandes schien alles möglich.
Lord Pierre Ngeni traf ein und hob sein Glas, um auf Martinez und die Goldene Kugel anzustoßen. Martinez hob zum Gruß die Kugel, dann bemerkte er ein Stückchen Haut von Flottenkommandant Tork, das am Stab hing, und wischte es ab.
»Wir haben gerade darüber gesprochen, dass der erste Konvokat aus Laredo einer Ihrer Klienten sein sollte.«
Lord Pierre zögerte, denn theoretisch vertrat er selbst als Patron des Martinez-Klans die Interessen von Laredo in der Konvokation. Andererseits hatte Lord Pierre Laredo noch nie besucht und würde es natürlich auch nicht tun. »Das wäre sicherlich zu begrüßen«, stimmte er schließlich zu.
»In der Konvokation kann man nie genug Verbündete haben«, fügte Martinez hinzu.
Lord Pierre wandte sich an Roland. »Werden Sie nun nach Hause zurückkehren, da Ihre Werften die Aufträge bekommen haben?«
»Die Reise würde drei Monate dauern«, antwortete Roland, »und bis dahin wären die Fregatten schon halb fertig. Es gibt keinen Grund, warum ich vor Ort sein sollte. Mein Vater kann sich um alles kümmern. Nein«, schloss er lächelnd, »ich werde noch eine ganze Weile in der Hauptstadt bleiben. Wahrscheinlich sogar einige Jahre.«
Das schien Lord Chen nicht gerade zu erfreuen. »Aber Sie, Kapitän, Sie müssen doch sicher bald aufbrechen.«
»In zwei Tagen stoße ich zu meinem neuen Geschwader«, erklärte Martinez. »Bisher habe ich meine neuen Offiziere leider kaum zu Gesicht bekommen.« Und was er gesehen hatte, war nicht geeignet gewesen, ihn zu ermutigen: ein grauhaariger weiblicher Leutnant, der seit sechzehn Jahren nicht mehr befördert worden war, und ein grüner Junge, der kaum mehr Erfahrung besaß als Vonderheydte. Er wusste genau, was ihm bevorstand.
»Glauben Sie, Jarlath wird Magaria angreifen?«, fragte Lord Pierre. »Das scheint inzwischen jeder zu denken.«
»Ich fürchte, er ist nicht stark genug«, erwiderte Martinez.
Roland lächelte leicht. »Ich dachte, wir können nicht verlieren.«
»Wenn wir uns Mühe geben, könnten wir das durchaus schaffen.«
Später, als das Orchester im Ballsaal aufspielte, sehnte Martinez sich auf einmal danach, Amanda Taen in den Armen zu halten. Doch Stabsfeldwebel Taen war mit ihrem Schiff unterwegs und noch einen Monat lang damit beschäftigt, Satelliten zu reparieren, und Martinez hatte nicht genügend Zeit, eine neue Bekanntschaft zu schließen, sofern er nicht augenblicklich damit begann.
Als er sich dem Ballsaal näherte, gesellte sich PJ Ngeni zu ihm. Dessen Gesicht schien mittlerweile ständig melancholische Züge zu tragen, was Martinez auf den häufigen Kontakt mit seinen Schwestern zurückführte. Martinez konnte mehr oder weniger erahnen, wie der Mann sich fühlte.
»Ich muss schon sagen, Gareth«, begann PJ.
»Ja?«
»Das war eine grandiose Ansprache heute Morgen.«
»Danke.«
»Ich habe sofort Lust bekommen, etwas zu tun , wenn Sie wissen, was ich meine. Zum Krieg etwas Nützliches beizusteuern.«
Martinez blickte ihn erstaunt an. »Wollen Sie etwa zur Flotte gehen?«
»Ich glaube kaum, dass …« PJ zögerte. »Nun ja, irgendetwas würde ich schon gern tun.« Er legte affektiert eine Hand an seinen Kragen. »Ich frage mich, ob ich Sie in einer persönlichen Angelegenheit um Rat bitten darf.«
Martinez zog eine Augenbraue hoch. »Aber natürlich.«
»Ist es eigentlich normal, dass jemand aus Laredo - eine junge Frau beispielsweise - streng auf seine, wie soll ich sagen, auf seine gesellschaftliche und emotionale Unabhängigkeit achtet?«
Martinez verkniff sich ein Lächeln. »Gewiss«, entgegnete er. »Laredaner sind für ihren Unabhängigkeitsdrang bekannt, was sowohl ihr Denken als auch ihren Charakter einschließt.«
»Ach, ich habe mir schon Gedanken gemacht. Sie müssen nämlich wissen …« PJ runzelte die Stirn. »Ich sehe sie kaum noch. Sempronia, meine ich. Ja, bei förmlichen Anlässen gibt sie mir einen Kuss auf die Wange, und …« Er brach ab und sammelte sich. »Aber sie hat ihren eigenen Freundeskreis, mit dem sie viel Zeit verbringt, und ich …« Wieder unterbrach er sich. »Natürlich muss sie zur Schule gehen, und wie sie sagt, will sie die
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