Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
litten die naxidischen Militärpolizisten unter einem inneren Konflikt, da sie momentan dem Impuls widerstehen mussten,
sich vor einem so hohen Offizier in den Staub zu werfen.
Martinez schickte elektronische Kopien der Dokumente an seinen Arbeitsplatz auf der Corona und gab das Datenpad zurück. »Sie können ihnen die Handschellen abnehmen, Wachtmeister.«
»Jawohl, mein Lord.«
Von den Fesseln befreit, rieben sich die Krummbuckel ihre Handgelenke und warfen den Militärpolizisten schräge Blicke zu, als dächten sie darüber nach, ihnen gleich mal eine Abreibung zu verpassen, da ihre Fäuste nun wieder einsatzbereit waren. Martinez beschloss, ihnen solche Flausen mit ein paar eigenen Vorschlägen sofort wieder auszutreiben.
»Sie haben zwanzig Minuten, um zu duschen, sich zu säubern und sich bei Monteur Chaves neue Arbeitskleidung zu besorgen. Morgen früh wird der Kapitän Ihre elenden Entschuldigungen anhören und Sie angemessen bestrafen. Bewegung.«
Die Gemeinen gehorchten. Martinez lächelte und dachte unterdessen schon darüber nach, welche Toiletten gereinigt und welche Objekte aus Messing dringend poliert werden mussten. Alle , entschied er.
Dann wandte er sich wieder dem Militärpolizisten zu. »Danke, Wachtmeister. Sie können jetzt …«
Doch der Mann hatte genau wie seine Begleiter in Richtung des Ringes die Habachtstellung eingenommen. Martinez fuhr herum und nahm ebenfalls Haltung an.
Geschwaderkommandant Kulukraf hatte sich ihnen genähert und deutete mit einer dunklen Schuppenhand auf die Luke der Corona . Die naxidischen Offiziere blickten zwischen Kulukraf und der Corona hin und her, dann auf ihre Ärmeldisplays und schließlich wieder zu Kulukraf. Auf ihren Oberkörpern flackerten komplizierte rote Muster. Wie Chamäleons übertrugen die Jacken die Farbwechsel der glänzenden Schuppen darunter. Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort.
Kulukraf ignorierte Martinez und die anderen an der Andockröhre und ging rasch weiter. Eilig trippelten seine Füße auf der Hauptstraße der Ringstation. Martinez blickte ihm nach, dann entspannte er sich wieder.
»Danke, Wachtmeister. Sie können jetzt gehen.«
»Jawohl, mein Lord.« Die Militärsoldaten salutierten knapp, machten kehrt und marschierten hinter Kulukraf den Gang hinunter.
Neugierig blickte auch Martinez dem hohen Offizier hinterher. Der naxidische Geschwaderkommandant und seine Adjutanten waren an der nächsten Andockstelle wieder stehen geblieben. Dort lag der leichte Kreuzer Perigree . Auch dort hielten sie inne, starrten und machten sich Notizen.
»Gestern war der Geschwaderkommandant schon einmal mit einer anderen Truppe hier«, meinte Dietrich.
»Wirklich?« Martinez wandte sich an ihn. »Wissen Sie, was er vorhat?«
»Keine Ahnung, Lord Leutnant. Sie haben einander nur angeblinkt, genau wie heute.«
Martinez fragte sich, ob eine überraschende Inspektion anstand. Allerdings würde nur ein ausgesprochen gemeiner Flottenkommandeur zwei Tage vor dem Sportfest eine Inspektion ansetzen.
Genau, dachte er. Fanaghee war nicht gerade dafür bekannt, ihre Untergebenen mit großem Mitgefühl zu behandeln.
Es konnte nicht schaden, in aller Stille mit den Unteroffizieren zu reden, die für die verschiedenen Bereiche des Schiffs zuständig waren. Wenn er schon dabei war, konnte er auch gleich dafür sorgen, dass seine eigenen Kommunikationsarchive, das militärische wie das ergänzende, in bester Ordnung waren und seine direkten Untergebenen jede Überprüfung wohlbehalten überstehen würden.
»Darf ich unter vier Augen mit Ihnen sprechen?«
Lord Richard Li war außer Sula der Einzige, der auf diesem Empfang weiße Trauerkleidung trug. Sula hatte ihre Uniform allerdings nur angezogen, weil sie nichts besaß, was für diese Gesellschaft elegant und teuer genug gewesen wäre. Lord Richard hatte sicherlich andere Gründe gehabt.
»Unter vier Augen?« Sula blickte ihn überrascht an. »Ja, selbstverständlich.«
Terza Chen, Lord Richards Verlobte, hatte Sula zu diesem Ereignis im wundervollen Chen-Palast eingeladen, doch sie war längst elegant davongeschwebt und hatte sie mit Lord Richard allein gelassen.
Er nahm Sula beim Arm und führte sie in die Bibliothek neben dem Saal. Es war ein ruhiger Raum mit dunklem, schön gemasertem Holz und alten, in Leder gebundenen Büchern, die wohlbehalten hinter Glas standen. Der kostbare Inhalt wurde mittels einer Mischung seltener Gase konserviert. Sula hatte auf einmal Lust, zu den
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