Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Schränken zu springen, die Siegel aufzubrechen und wie besessen zu lesen.
Auf dem Schreibtisch stand ein Zimmerspringbrunnen, dessen Wasser über kleine Steine rieselte und einen leicht salzigen Duft verbreitete. Lord Richard betrachtete einen Moment lang das Wasserspiel, dann drehte er sich zu Sula um.
»Lord Richard?«
»Ich habe vom Schiedsspruch bezüglich der Midnight Runner gehört«, begann er. »Die Untersuchungskommission der Flotte hatte ihre Ermittlungen vor kurzem abgeschlossen und Blitsharts’ Tod als Unfall bezeichnet. Ursache sei ein fehlerhaftes Einlassventil gewesen.«
»Leider ist damit nur das erste von mehreren Urteilen gesprochen«, erwiderte Sula. »Die Versicherung wird erst zahlen, wenn auch das zweite Verfahren abgeschlossen ist. Sie werden wohl behaupten, Blitsharts habe die Kupplung absichtlich beschädigt. Deshalb sitze ich noch Jahre hier fest und muss Aussagen machen, sofern ich nicht auf ein Schiff abgeordnet werde.«
Lord Richard verzog die edlen Gesichtszüge zu einem Lächeln. »Nun, was dies angeht«, sagte er. »Ich komme gerade aus der Kommandantur, deshalb trage ich Uniform.
Die offizielle Verlautbarung wird erst in ein paar Tagen freigegeben, aber man hat mich bereits darüber informiert, dass ich das Kommando über die Dauntless übernehmen soll, wenn sie aus der Überholung kommt. Wir werden uns dann dem Zweiten Kreuzergeschwader der Heimatflotte anschließen.«
»Herzlichen Glückwunsch, mein Lord.« Die Dauntless war ein neuer schwerer Kreuzer, der gerade die erste Wartung erlebte. Was bei der Jungfernfahrt nicht funktioniert hatte, wurde repariert, ersetzt oder neu konstruiert. Es war eine Abordnung, die Lord Richard an diesem Punkt seiner Karriere wie gerufen kam und zeigte, wie sehr Flottenkommandant Jarlath ihm vertraute.
»Ich bin sicher, dass Sie sich gut schlagen werden«, fügte Sula hinzu.
»Vielen Dank.« Lord Richard nickte und sah wieder Sula an. Hinter ihm plätscherte der kleine Springbrunnen.
»Ihnen ist sicherlich bekannt, das ich zwei Leutnants befördern und auf die Dauntless mitnehmen kann, wenn ich meinen Dienst antrete. Da Ihre Familie über so viele Jahre der meinen stets freundlich begegnet ist, würde ich Ihnen gern einen dieser Plätze anbieten.«
Sulas Herz tat einen Freudensprung. Die Beförderungen, die ein Kapitän aussprach, waren normalerweise in ein Geflecht von Gefälligkeiten und Gegenleistungen zwischen den Familien eingebunden - ich befördere deinen Jüngsten, und du sorgst dafür, dass mein Cousin
den Liefervertrag für die Satelliten auf Sandama bekommt. Allerdings hatte Sula nichts zum Austausch anzubieten. Es war reine Freundlichkeit von Lord Richards Seite.
Sie errötete, während sie überlegte, wie sie ihre Dankbarkeit am besten in Worte kleiden sollte. So etwas gelang ihr meist nicht sehr gut. »Danke, Lord Richard«, quetschte sie heraus. »Ich … ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen.«
Er lächelte und zeigte ihr die perfekten weißen Zähne. Dabei bildeten sich kleine Falten um seine Augen. »Dann ist es also abgemacht«, sagte Lord Richard.
»Äh … mein Lord.« Wieder errötete sie. »Ich lerne gerade für meine Prüfungen.«
»Tja … das wird wohl nicht mehr nötig sein. Genießen Sie Ihre freie Zeit.« Lord Richard wanderte auf dem dicken Tupa-Teppich schon wieder in Richtung Tür.
»Ich hatte gehofft, mit einer Bestnote abzuschließen, mein Lord«, sagte Sula. Lord Richard hielt mitten in der Bewegung inne.
»Wirklich?«, sagte er.
»Äh … ja.« Ihre Wangen waren heiß wie eine Supernova.
»Wie stehen denn Ihre Aussichten?«
Das ist der springende Punkt, überlegte Sula. Der Kadett, der unter allen Leutnantsprüfungen im ganzen Reich in einem bestimmten Jahr die höchste Punktzahl erreichte, konnte mit ziemlicher Sicherheit damit rechnen,
einen guten Posten im Dienst zu ergattern und würde obendrein die Aufmerksamkeit einiger Patrone auf sich ziehen. Damit wäre sie nicht ganz und gar von Lord Richards Wohlwollen abhängig. Wenn sie den ersten Platz belegte, würden ihr viele Türen offenstehen.
»In den praktischen Prüfungen habe ich sehr gut abgeschnitten«, erklärte Sula. »Anderseits ist es natürlich … es ist schwer, tatsächlich Erster zu werden, und man kann es vorher nie genau wissen.«
»Hm.« Er legte die Stirn in Falten. »Nun, die Prüfungen finden doch in zehn Tagen statt, oder?«
»Ja, mein Lord.«
Er zuckte leicht mit den Achseln. »Mein Angebot steht. Sie müssen sich
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