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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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jetzt Bücher per Post bestellen, und sein neuestes behandelte Authentische Bewegung, wie man den Körper seinen Weg finden ließ, ihn antworten ließ, wie man von ihm lernte, die Bindung zum Selbst, zur Vergangenheit, zur Wut zu lösen, die Verbindung zu Erde und Luft willkommen zu heißen.
    Galen sackte der Kopf zwischen die Schultern, und die Lippen fühlten sich schwer an, wie von einem Frosch. Aus irgendeinem Grund passierte das immer, wenn er sich zu konzentrieren versuchte, und das lenkte ab. Wieso war er sich seiner Lippen überhaupt bewusst? Er wollte sich auf seine Bewegung konzentrieren.
    Er breitete die Arme aus, drehte die Handflächen nach oben, öffnete sich dem Universum. Versuchte, die Bewegung geschehen zu lassen, aber das machte ihn irgendwie nur langsamer und blockierte seine Hüften. Also probierte er einen anderen Schritt, so wie damals über die Kohlen, entschlossenere, längere Schritte. Es war ein Workshop gewesen, nur ein Abend, und er hatte fast die ganze Diskussion verpasst, weil er sich einverstanden erklärt hatte, nach dem Feuer zu sehen, um seine Kosten zu reduzieren. Dass er immer seine Mutter um Geld bitten musste. Ein großes Lagerfeuer, es brannte ihm im Gesicht, während die anderen über Angst sprachen und darüber, die eigene Angst als Ratgeber zu benutzen. Einiges schnappte er auf. Dann harkte er die Kohlen zu einem fünf Meter langen und ein Meter breiten Bett, die Glut und das Prickeln in seinem Gesicht.
    Alle versammelten sich auf der Wiese um die Kohlen, das Gras kühl und feucht, doch die Kohlen glühend. Galen hatte Angst, wurde aber vom Gesang um ihn herum beflügelt, alle mit ausgebreiteten Armen und erhobenen Handflächen. Dann gingen sie über die Kohlen, einer nach dem anderen. Viele zuckten, ein Hüpfer nach wenigen Schritten, verbrannt. Andere jedoch marschierten einfach drüber.
    Als Galen schließlich an der Reihe war, erfüllte ihn wunderschönes Vertrauen, urplötzliche Gewissheit, dass das Universum sich seiner annehmen würde, ein Gefühl, dass seine Angst sich in etwas Machtvolleres, Reineres verwandelt habe, und mit bloßer Neugier wanderte er hinüber. Er spürte, wie die Kohlen von seinen Füßen zerdrückt wurden, spürte sogar ihre Hitze. Er fühlte jedes Stück Holz, die Zerbrechlichkeit, das Feuer als eine Art Netz, das dem Holz die Substanz entzogen hatte, und er verbrannte sich nicht. Er lief hinüber und stand wiederauf der Wiese, und ihm war, als habe er ein großes Geschenk erhalten.
    Hinterher half er beim Aufräumen, und er sah, wie die Leiterin des Workshops ihre Füße behandelte. Er hatte kein Zucken oder Hüpfen bei ihr gesehen, aber beide Fußsohlen waren ungeheuer verbrannt, lange, pustelige Streifen roter Haut wie auf einem Hotdog. Sie trug eine weiße Creme auf, wickelte einen Verband darum und zog dann weite Schlappen an. Und nahm ein Vicodin.
    Was ist?, frage sie, und er wusste nicht, was er sagen sollte. Sie verdiente an die zwanzigtausend Dollar pro Abend, wahrscheinlich war das die Motivation, und er fühlte sich betrogen.
    Doch als er jetzt auf den Piniennadeln ging, versuchte er sich daran zu erinnern, was er damals beim Gang über die Kohlen empfunden hatte, denn etwas daran war echt gewesen. Etwas war passiert, und warum sollte er diese Sphäre nicht noch einmal betreten können.
    Er versuchte sich zu fühlen wie eine zwischen Erde und Mond gespannte Hängematte. Wankend in der ätherischen Brise, dem Wind aus der Schattenwelt. Sein Körper beinahe eine Stimmgabel. Seine bloßen Füße auf dem Weg schwerer, als ihm lieb war, und er versuchte, sie zu lösen, sie vom Gewicht zu befreien. Scharfe Stiche von Steinen und Nadeln, die er zu ignorieren versuchte. Feierliche Schritte, geschmeidige Bewegung, und er merkte, dass er zum breiten, flachen Wasser an der Brücke gezogen wurde, dem offenen Teich. Er wurde davon angezogen, er wusste noch nicht, weshalb, aber er folgte.
    Der Weg ein Korridor, durchwirkt von Mondlicht undSchatten. Eine Reise. Die Lider halb geschlossen, er versuchte zu sehen, ohne hinzusehen. Spürte die Energie, wie sie sich sammelte. Sein Kronenchakra weit geöffnet.
    Er sang. Heya, hey hey, ya eh oh ee, ya eh oh ee, heya heya hey hey hey how . Ein Lied, das er mal in einer Schwitzhütte gelernt hatte, ein wunderschönes Lied, das etwas bewirken sollte. Ein Geistertanz oder Sonnentanz oder so was. Heya nico-wie, heya nico-wei, heya nico-wei hung-ee hei hei hei hei how .
    Beim Singen hüpfte er ein wenig, mit

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