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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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an.
    Der Politiker stutzte, irgendetwas an dieser Floskel war doch falsch? Da er auf die Schnelle nicht draufkam, beschloss er, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Schließlich war er nicht hier, um seine kostbare Zeit zu verschwenden.
    »Nun, wir wurden von Ihrem Kommissar einbestellt, um eine offizielle Zeugenaussage zu machen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Herr Suckfüll, dann würden wir das gern schnell hinter uns bringen, wir haben noch einen langen und vor allem anstrengenden Tag vor uns. Ich wäre Ihnen im Übrigen sehr verbunden, wenn wir es dann auch mit diesem Besuch hier bewenden lassen könnten. Und sollte es zu einer Neuordnung des Bundesgebietes kommen, dann soll es nicht zum Schaden der hiesigen Behörde und dessen Leiters sein. Sie verstehen, was ich meine?«
    Suckfüll verstand durchaus, ließ aber trotzdem einige Sekunden ins Land gehen. Haderlein hatte den Eindruck, als würde sein Chef mit irgendetwas kämpfen. Auch er schwieg zu dem anmaßenden Angebot Irrlingers, der sich wie ein alter Landgraf in seinem Sessel breitgemacht hatte. Doch Suckfüll fing sich wieder, schluckte alles hinunter, was ihm auf der Zunge gelegen hatte, und begann schließlich mit seiner Befragung, bei der er von Haderlein unterstützt wurde. Sie gingen den Ablauf der Hochzeit noch einmal von vorn bis hinten durch und vergaßen auch nicht die kleinste Kleinigkeit.
    Von draußen schauten Huppendorfer, Lagerfeld und Honeypenny neugierig zu, wie sich Haderlein und ihr Chef mit den beiden hohen Tieren abmühten. Nach nicht einmal dreißig Minuten war der Spuk auch schon wieder vorbei, und Irrlinger und Grosch reichten Haderlein und Suckfüll kurz und knapp die Hände. Fidibus brachte die beiden Politiker noch zur Tür der Dienststelle, dann waren sie verschwunden.
    Lagerfeld schaute Haderlein an. Das schien eine eher unerquickliche Vernehmung gewesen zu sein. Vermutlich hatten die Herrschaften all das brav wiederholt, was sie sowieso schon wussten. Na gut, er würde jetzt erst einmal wählen gehen. Lagerfeld griff sich seine Lederjacke. Er würde seine Stimme jedenfalls nicht ungenutzt lassen, dazu war er viel zu sehr Patriot. »Bin gleich wieder da!«, rief er Haderlein zu und verschwand durch die Tür.
    »Und Sie wollen das wirklich tun, Frau Büchler? Sie wissen, dass das sowohl für Sie als auch für das Kind weitreichende Konsequenzen hat. Das ist zwar noch keine Adoption, trotzdem übernehmen die Pflegeeltern große Verantwortung.«
    Claudia Büchler nickte, sie hatte sich bereits eingehend mit dem Thema befasst. Sie dachte keine Sekunde über das Ob nach, sondern bestenfalls über das Wie. Franziskas Mutter war inzwischen verstorben, ihr Vater galt weiterhin als vermisst. Franziska wollte es, und auch sie war dazu bereit.
    »Also gut, Frau Büchler, dann müssen wir jetzt die Formalitäten in Angriff nehmen. Wir werden Ihrem Antrag zustimmen, auch wenn eine Alleinstehende ohne Erfahrung als Pflegemutter nicht unbedingt unsere erste Wahl in solchen Fällen ist«, sagte die Angestellte des Jugendamtes.
    Wortlos unterschrieb Claudia Büchler die Papiere. »Wann kann ich Franziska abholen?«, fragte sie ungeduldig.
    »Gleich.« Die Beamtin lächelte. »Wenn ich richtig informiert bin, sitzt sie schon auf gepackten Koffern.«
    Auch Claudia Büchler lächelte jetzt. »Das glaube ich gern.«
    Byron Gray hatte sich gerade auf die Veranda seiner Blockhütte gesetzt, als ihn das Geräusch eines herannahenden Fahrzeuges aus der frühmorgendlichen Ruhe brachte. Sofort stieg der Adrenalinspiegel des schlanken Endfünfzigers leicht an. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wer das sein konnte: entweder die Polizei oder Ewan. Byron Gray blieb äußerlich relaxt. Realistisch betrachtet konnte es die Polizei nicht sein, schließlich hatte er einen solchen Besuch schon seit Jahren zu vermeiden gewusst.
    Als er noch einmal lauschte, erkannte er das knatternde Dröhnen von Ewans Subaru. Der Auspuff des Allradlers würde mit Sicherheit irgendwann einfach abfallen. Das Ding faulte schon viel zu lange an diesem Auto vor sich hin. Ewan Macfain ging mit der Karre genauso fürsorglich um wie mit sich oder seinem sozialen Umfeld – wobei Letzteres hauptsächlich aus den halb verhungerten Tieren seiner kleinen Farm und seinem Fernsehapparat bestand. Menschen mied Ewan, wo er nur konnte, doch diese Abneigung war durchaus beidseitig. Nur Byron Gray hatte regelmäßig zu ihm Kontakt, da Ewan Macfain ihm die Post vorbeibrachte. Hier draußen hatte

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