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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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will ihn haben.« Die Frau konnte gut verhandeln. Sie wusste genau, wie sie Claytons Herz berühren konnte, und sie verstand, dass er in dem Löwen sich selbst erkennen würde.
    »Warum?«
    »Er ist alt. Glauben Sie mir, es ist nicht leicht, für ein wildes Tier ein Heim zu finden.«
    Der Mann sagte nichts, er hatte die Hände in den Hosentaschen und nickte zu allem, was die Frau sagte.
    »Wir haben einmal versucht, einen Papagei an einen Zoo zu verkaufen, einen wunderschönen Vogel, aber es war unmöglich. Und der braucht viel weniger Platz als Marcel.«
    »Marcel? So heißt er?«
    Sie schwenkte ihre Finger und zeigte die silbern lackierten Fingernägel. »Ja, Marcel.«
    Die beiden begleiteten Clayton zu einem Bankautomaten. Er hob 600 Dollar ab und legte sie zu den 400, die er bereits in der Tasche gehabt hatte. Wollte er sich selbst retten oder den Löwen? War es eine blödsinnige Idee? Eine warme Nacht, zwei Zigeuner, ein Park, so üppig wie ein Dschungel, der betäubende Duft von Gardenien und Jasmin. Da tat man schon einmal etwas Verrücktes, wie sich zu verlieben oder einen Löwen zu kaufen.
    Sie halfen ihm dabei, den Anhänger an seinem Chevy zu befestigen, und als sie davonfuhren, rief die Frau ihm durchs Fenster zu: »Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.«
    »Ein lächerliches Klischee«, sagte sich Clayton. Dennoch klang der Satz in ihm nach.
    Er änderte den Namen seines Lokals in The Lion und verwendete das Geld aus dem Verkauf der Wohnung, um es löwensicher zu machen. Er baute den Käfig ein, mit einem Abfluss, und in die Rückwand des Gebäudes integrierte er mehrere Falttüren, damit man den Raum weit öffnen konnte. Die Raubkatze benötigte frische Luft. Anfangs gab es ein gewisses Interesse, aber bald lief das Geschäft wieder so schlecht wie zuvor. Nur dass in der Bar jetzt statt eines Depressiven (Clayton) zwei saßen (Clayton und Marcel).
    Als Clayton Tracee, so hübsch wie ein Frühlingstag, beim Stöbern in seinem Kühlschrank erwischte, und dann die taffe, attraktive Lana hereinspazierte, fiel ihm die Sache mit der sich schließenden und öffnenden Tür wieder ein. Er hatte den Spruch nie vergessen, wie eine leise, nicht totzukriegende Hoffnung. Erst der Löwe und jetzt diese Frauen. Zigeuner waren doch Wahrsager, oder? Dann dieser allererste Abend, als Lana auf der Damentoilette eine Krisenintervention inszenierte und die arme Candy so unter Druck setzte. Als er später zu Hause Käsemakkaroni in die Mikrowelle schob, musste er lachen – wie bekloppt war er eigentlich, wenn er sich vorstellte, dass sie ihn irgendwie retten konnten? Andererseits waren sie wenigstens nicht langweilig. Er setzte sich in seinem abgewetzten blauen Bademantel aufs Sofa und hörte sich ein Spiel der Braves im Radio an. Sein Fernseher war kaputt. Vor ein paar Wochen, als der Ton nur noch ein statisches Rauschen gewesen war, hatte er ihn auseinandergebaut. Die Innereien lagen noch immer überall herum.
    Das Spiel war schon in der Verlängerung und hing bei einem 6:6-Gleichstand fest, als ihm klar wurde: Lana ist wie Rocky.
    Rocky war manchmal wie besessen gewesen. Dann hatte er sich ständig an derselben Stelle gekratzt oder versucht, ein Loch in den Holzfußboden zu graben, obwohl das unmöglich war. Aber wenn Clayton einen Ball warf, vergaß Rocky sofort den Fußboden und jagte dem Ball hinterher. Vielleicht brauchte Lana, genau wie Rocky, jemanden, der sie ablenkte.
    Am nächsten Abend deutete er auf die Rückwand der Bar – die ganzen Flaschen und Gläser – und sagte: »Mach mal was damit. Damit es hübsch aussieht.«
    Lana begann sofort damit, die Schnaps- und Likörflaschen nach Größe und Farbe zu sortieren und neu anzuordnen. Tatsächlich wurde das zu einer Obsession. Wann immer Lana nicht bediente, beschäftigte sie sich mit ihrer neuen Aufgabe. Clayton war zufrieden mit sich und dachte naiv, dass es wirklich leicht war, sie davon abzuhalten, Schwierigkeiten zu machen.

18
    Aufgeregt flattert Tracee um Lana und Rita herum, während sie auf das Büro des Motels zugehen. »Bar«, sagt sie. »Ihr dürft nur bar bezahlen.«
    »Natürlich zahlen wir bar«, erwidert Lana. »Wir haben nur Bargeld.«
    »Und nichts unterschreiben.«
    »Was?«
    »Gar nichts.«
    »Ich mache das schon, Tracee. Hab ich es nicht immer hingekriegt?«
    Sie haben ihren Lohn für die ersten zwei Wochen bekommen.
    »Zweihundertdreißig für alle zusammen.« Schwungvoll hat Clayton das Geld aus der Kasse genommen und es
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