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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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der Mitte nackte Stämme, sodass man über die parkähnliche Lichtung frei bis zu dem glatten, glasklaren Weiher blicken kann, der in der Sonne glitzert.
    »Ist das nicht herrlich?«
    »Tim hatte die Idee«, ruft ihr Tracee in Erinnerung. »Er ist so zuverlässig. Ist dir das schon aufgefallen?«
    »Er ist ein Süßer«, sagt Rita.
    »Ja, ein Süßer«, sagt Tracee. »Das ist er wirklich.« Sie streift die Schuhe ab und geht voll Genuss barfuß über das dichte, moosige Gras, das so weich ist wie ein Schwamm. Für jede von ihnen pflückt sie Blumen, exotisch aussehen de, stachelige Blumen in Purpur- und Magentarot, und steckt sich eine davon hinters Ohr, während Lana und Rita eine alte Moteldecke unter einem riesigen Schattenbaum ausbreiten.
    Lana und Tracee können sich kaum noch daran erinnern, wie farblos Rita früher war, weil sie jetzt ständig lacht und ihre Intelligenz, die so lange unterdrückt wurde – ihre Fähigkeit, neue Situationen gelassen einzuschätzen –, so offensichtlich ist. Die Vorsicht, mit der sie jeden Schritt tat, ist Neugier und Lebendigkeit gewichen. Bescheiden ist sie noch immer, aber nicht mehr schüchtern, klein, aber nicht mehr unsichtbar. Sie bewundern sie und vertrauen ihr. Da sie es nicht gewohnt sind, jemand anderem als einander zu vertrauen, ist ihnen das Vertrauen zu Rita nicht bewusst, sie merken nur, dass sie gern mit ihr zusammen sind. Bei ihr fühlen sie sich sicher. Sie liegen auf der Decke und essen Thunfisch-Sandwiches, und plötzlich ertappen sich Lana und Tracee dabei, wie sie über die Vergangenheit sprechen und Rita Geschichten erzählen.
    »Als ich klein war, war mein Lieblingssandwich …«
    »Butter und Zucker auf Weißbrot«, beendet Lana Tracees Satz. Sie klatschen sich ab und brechen in Gelächter aus. »Sich abklatschen, das ist so albern! In der Highschool haben wir das dauernd gemacht.«
    »Wart ihr immer schon beste Freundinnen?«
    »Immer schon«, sagt Tracee.
    Lana sagt: »Sie war immer bei uns. Ihre Eltern waren unmöglich.«
    »Sie waren nie zu Hause.«
    »Schon früh am Morgen kam Tracee auf einen Scrapple rüber.«
    »Ist das ein Spiel?«, fragt Rita.
    »Nein, das ist etwas zu essen. Ein fester Fleischklops aus Schweinefleischresten. Was für welchen, das willst du gar nicht wissen.«
    »Vom Kopf«, sagt Tracee.
    »Weißt du noch, das Sofa?«, fragt Lana.
    Tracee stöhnt.
    »Was denn?«, sagt Rita.
    »Wenn Tracees Dad nicht mit dem Lastwagen unterwegs war, dann haben die beiden ihr Geld an der Rennbahn in Bowie verzockt. Eines Tages hat es an der Tür geklingelt, und Tracee hat aufgemacht …«
    »Ich war ganz allein.«
    »Sie macht also auf, und da waren zwei Typen …«
    »Breit und hoch wie Scheunentore, ich schwör’s euch.«
    »Sie sind einfach reingekommen und haben das Sofa mitgenommen.«
    »Es hatte ein Muster aus leuchtend roten Blüten.«
    »Wie alt warst du da?«, fragt Rita.
    Sie müssen überlegen, was sie damals anhatten, und dass Tracee Lanas Dad so leidgetan hat, dass er sie auf ein Eis eingeladen hat – also war es vermutlich im Sommer.
    »Vielleicht zwölf«, sagt Lana.
    »Ach du meine Güte«, sagt Rita.
    Tracee sagt: »Sie haben nie ein neues gekauft. Im ganzen Haus hatte ich kaum Platz zum Sitzen außer auf meinem Bett.«
    »Am Abend haben wir Hausaufgaben gemacht. Na ja, ich zumindest. Du warst ja nicht so wild auf die Schule.« Lana schweigt und denkt daran, wie gern sie in die Schule gegangen ist und dass sie ihre Chance aufs College versoffen hat. »Mein Dad hat Miniatureisenbahnen gebaut. Das war sein Hobby, nachdem Mom abgehauen ist. Bei uns standen überall kleine Bremserwagen und Lokomotiven herum. Irrsinnig viele Lokomotiven. Die Silver Streak, die Prairie Princess, die Sunset Limited. Er hat mich immer zu diesen Veranstaltungen mitgenommen, bei denen sich die Eisenbahnfans treffen.«
    Lana schiebt den Strohhalm in ihren Tee und lässt die Eiswürfelreste schaukeln. Dabei denkt sie an ihren Vater, Tracee und sie selbst gemeinsam am Küchentisch – ihr Vater mit dieser großen Lupe über der Brille, wie er mit höchster Konzentration winzige Räder auf winzige Achsen schraubt, klitzekleine Fenster anklebt und mit ameisengroßen Greifern Teilchen zusammensetzt. Ab und zu klappte er die Lupe nach oben und lächelte oder zwinkerte Lana zu. »Wie läuft’s, Kleines?« Wenn sie oder Tracee Hilfe brauchten, schob er seinen Stuhl herum. »Wo ist das Problem?« Manchmal hatte er genauso wenig Ahnung wie sie, aber in der Regel

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