Drei Gräber bis Atlantis
stehen bleiben können, denn auf mich hatte es keiner der Feuerarme abgesehen.
Ihre Ziele waren Deborah Vacaro und Spilker, der Totengräber. Voll bekamen sie die Kraft dieser Magie mit.
Sie schrieen nicht einmal, als sie vom Feuer erfasst und zu lodernden Bündeln wurden. Ich hielt mich neben ihnen auf, fühlte mich wie erschlagen, war einfach überrascht und wusste in den ersten Sekunden nicht genau, wo ich den Hebel der Hilfe ansetzen sollte. Darüber brauchte ich mir weiterhin keine Gedanken zu machen, denn die beiden verbrannten nicht. Sie hätten längst am Boden liegen müssen, wobei von ihren Körpern kaum mehr etwas übrig geblieben wäre. Zwar trat nicht das Gegenteil von dem ein, doch die Frau und der Mann lebten innerhalb der Flammenhüllen.
Sie wurden nur zu anderen Gestalten…
Da sich alles dicht vor meinen Augen abspielte, bekam ich die Verwandlungen sehr genau mit. Das Feuer hatte die äußere Hülle gelassen, nur innerlich änderte sich etwas. Dort sah ich plötzlich die Gebeine der Veränderten schimmern, und sie kamen mir vor wie Skelette mit einer leicht durchsichtigen Flammenhaut.
Still blieben die beiden nicht. Es war ein makabrer Tanz, den sie vor meinen Augen aufführten. Sie bewegten die Arme auf und nieder, wandten sich mal nach rechts, knickten in den Knien ein, drehten sich nach links oder auch im Kreis.
Besonders Deborah Vacaro geriet dicht an mich heran. Ich sah ihr Gesicht deutlich. Es war verzogen. Kein Schmerzgefühl drückte sich in ihrer Mimik aus. Es musste einfach ein anderes Gefühl sein, das sie durchtoste. Die Freude darüber, es endlich geschafft zu haben. Sie waren die Sieger. Atlantis war der Sieger.
Ich wollte nicht in die unmittelbare Nähe der Flammenden geraten und bewegte mich zurück. Dabei dachte ich an mein Kreuz, das ich eigentlich vergessen konnte, denn gegen die gewaltigen Kräfte dieses versunkenen Urkontinents kam es nicht an.
Und mich hatte das Feuer nicht erwischt. Über den Grund brauchte ich nicht lange nachzudenken, ich fand ihn auch so. Die beiden Menschen vor mir waren Mason Oriol sehr zugetan gewesen, sie hatten mit aller Kraft darauf hingearbeitet, dieses zu erleben. Und jetzt befanden sie sich am Ziel.
Jedes Feuer sinkt einmal in sich zusammen. Die Flammen vor mir verlöschten so schnell, als hätte man einen Eimer mit kaltem Wasser über die Gestalten gegossen.
Ich warf einen Blick an der Frau vorbei und erkannte das große A in der Luft. Aus ihm schoss kein Feuer mehr, dafür glühten die Seiten, als wären sie rot angestrichen worden. Dieses Fanal, dieses Zeichen des Kontinents blieb uns erhalten. Es bildete das Tor in eine andere Zeit. Hatte ich vorhin innerhalb des Feuers die Knochengerüste der Körper gesehen, so änderte sich dieses auch nicht, als die Flammen erstickt worden waren. Vor mir standen zwei völlig veränderte Menschen, obwohl sie im Prinzip die gleichen geblieben waren. Es gelang mir, durch ihre Kleidung und auch durch die Haut zu schauen, so dass ich die beiden Skelette sehr deutlich sah. Das Bild war makaber. Die Haut erinnerte mich nur mehr an eine dünne Masse. Die Kieferknochen, die Schädelplatte, die Armknochen, die Schienbeine, die Finger, das alles war zu erkennen. Ich konnte diese beiden nicht mehr als Artgenossen von mir ansehen.
Ich zwang mich zur Ruhe. Da sie mich bisher nicht angegriffen hatten, bestand auch für mich kein Grund, sie auf irgendeine Art und Weise zu attackieren, deshalb behielt ich die Ruhe. Zudem dachte ich daran, dass wir uns noch immer auf einer Spielfläche befanden, und ich auch unter der Kontrolle Mason Oriols stand.
Dieser Mensch hatte sich bisher zurückgehalten. Ich war mir jedoch sicher, dass er sich bald zeigen würde.
Deborah sprach mich an. Sie streckte dabei ihren Arm aus, bewegte die Finger, so dass ich sehen konnte, wie auch die einzelnen Knochen diese Bewegungen mitmachten.
»Du hast gesehen, was geschehen ist«, sagte sie. »Damit hast du auch die Macht Mason Oriols erkannt. Atlantis steht für uns offen.«
»Ja, es steht offen!« rief ich zurück. »Aber was ist aus euch geworden? Was habt ihr gewonnen? Nichts, gar nichts. Ihr seid Veränderte, ihr werdet es immer bleiben und darunter zu leiden haben…«
»Leiden?« schrie Spilker. »Nein, niemals. Wir brauchen nicht zu leiden. Unsere Welt ist eine andere geworden. Viel hat man uns berichtet, jetzt werden wir es sein, die den Spuren des Meisters folgen und den alten Kontinent betreten werden…«
»Das ist so
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