Drei Gräber bis Atlantis
bestimmt!« dröhnte eine andere Stimme, die ich im ersten Augenblick nicht einordnen konnte, bis ich den Kopf drehte und auf dem Friedhof denjenigen sah, der sich für die magischen Folgen verantwortlich zeigte.
Mason Oriol!
Ich hatte ihn vor kurzem am Spieltisch sitzen gesehen und deshalb noch in guter Erinnerung. Er sah so aus wie sonst und hatte sich trotzdem stark verändert. Auch sein Körper musste Bekanntschaft mit der Flammenhölle gemacht haben, denn er war ebenfalls durchsichtig geworden. Das Schimmern der Knochen kannte ich bereits von Spilker und der Vacaro her. Mason Oriol hatte sich mit ihnen also auf eine Stufe gestellt.
Er kam aus der unmittelbaren Umgebung des A's, wurde rötlich angestrahlt und hielt die Arme ausgebreitet wie ein Guru, der seine Jünger empfing.
Deborah und Spilker verstanden die Geste. Sie liefen auf ihn zu und ließen sich von ihm umschließen. Er presste sie an sich und schaute mich an. »Sie werden die Freude und das Vergnügen haben, mit mir durch das Tor der Zeit schreiten zu dürfen. Sie lernen Atlantis kennen und lieben. Ich kehre zurück und mit mir die Rache. Einmal hat man mich getötet, jetzt werde ich die Person vernichten, die dies getan hat und der mein gesamter Zorn gilt. Es ist Delios, der Vater…«
Ich hörte überhaupt nicht mehr hin, denn ich wusste, wer Delios war. Seine Tochter Kara, auch die Schöne aus dem Totenreich genannt, hatte die lange Zeit überlebt und gehörte jetzt zu unseren Freunden, denn sie kämpfte mit Myxin, dem Magier, Seite an Seite. Aber das war es nicht, das mich so erschreckte. Die Tatsache, dass Mason Oriol sich an Delios rächen wollte, machte mich zudem stutzig, denn ich wusste, dass Delios auf eine andere Art und Weise kurz vor dem Untergang des Kontinents ums Leben gekommen war und dass Kara, seine Tochter, sein Erbe in gewisser Weise nachvollzog.
Sollte ich ihm das sagen?
Ich schaute Oriol an. Auch sein Körper zeigte eine gewisse Durchsichtigkeit. Das Knochengerüst erschien mir dunkler als das der beiden Menschen. Da sich die drei noch nicht abgewandt hatten, rechnete ich damit, dass sie von mir noch eine Antwort erwarteten. Die bekamen sie auch. »Ich kenne Delios«, erklärte ich. »Ich kenne ihn sehr genau…«
»Woher willst du ihn kennen?« Die Frage war aggressiv gestellt worden. »Woher?«
»Weil ich selbst in Atlantis war und seine Tochter überlebt hat.«
»Kara?«
»Ja, genau. Sie hat die langen Zeiten überstanden und sich gegen die Kräfte gestellt, die am Ende ihres Vaters die Schuld trugen. Du wirst Dich nicht mehr an ihm rächen können. Er ist gestorben, und ich war praktisch dabei.«
»Lüge!«
»Nein!«
Mason Oriol überlegte. »Ich bin der Hüter der Zeit. Man hatte mir damals die Zeittore anvertraut, und ich habe meinen Posten ausgenutzt. Durch sie bekam ich mit Dingen Kontakt, die stärker waren als atlantische Magie. Ich konnte in andere Dimensionen blicken, das habe ich getan und meine Lehren aus ihnen gezogen. Wie willst Du beweisen, dass Du je in Atlantis gewesen bist, obwohl ich Dich nie dort gesehen habe? Wie kannst Du so etwas behaupten!«
»Es gibt noch andere Möglichkeiten, in den Kontinent zu gelangen. Das weißt auch Du.«
Mason Oriol dachte einen Moment nach. »Ja, das weiß ich«, gab er zu.
»Es gibt sie, aber sie waren für mich versperrt. Ich habe mich auf dieses eine Tor verlassen, und es ließ mich nicht im Stich. Durch das A werden wir in den Kontinent hineingehen…«
»Und ich bleibe zurück?« fragte ich.
»Willst Du denn mit?« Es war eine Suggestivfrage, und der andere hatte sie sehr lauernd gestellt, so dass ich dahinter eine Gefahr oder Heimtücke vermutete.
»Nicht unbedingt«, erwiderte ich vorsichtig und ließ damit einiges offen.
»Das Spiel brauche ich nicht mehr«, erklärte mir Mason Oriol.
»Überhaupt brauch ich meine Umgebung nicht mehr. Da ich als Hüter der Zeit eingesetzt worden bin, kann ich es mir durchaus leisten, mit der Zeit zu spielen. Das habe ich getan. Du hast es bisher noch nicht bemerkt, aber andere, die so vermessen gewesen sind, zu mir zu kommen. Einer kann Dich sehen, du ihn nicht.«
»Ist es ein Chinese?« fragte ich.
»Ja.«
»Und er lebt?«
»Noch lebt er. Wie auch Dein anderer Freund. Doch beide werden die Zeit erleben und damit auch den nackten Horror, den sie mit sich bringen kann. Zeit ist schlimmer als Folter. Vielleicht gibt es zwischen ihr und der Folter keinen Unterschied. Ich habe Dir damit eine Antwort gegeben. Du
Weitere Kostenlose Bücher