Drei Maenner fuers Leben
lange, dann wirbelte er sie wieder im Kreis herum. »Es wird dem Großen MacGregor endlich eine Lehre sein, wenn er sieht, dass sich nicht alle seine Enkel vor seinen Karren spannen lassen. Du wärst nicht mein Typ, hat er gesagt. Ha!« Damit stellte er sie auf die Füße und küsste sie erneut.
Drinnen im Haus wischte sich Daniel eine Träne aus dem Augenwinkel.
AUS DEN TAGEBÜCHERN DES DANIEL DUNCAN MACGREGOR
Die Jahreszeiten kommen und gehen schneller, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Der Frühling wechselt so plötzlich in den Sommer über, dass man die Tulpen kaum blühen sieht, bevor sie schon wieder dahinwelken. Ohne Familie, ohne die Liebe, die diese einem gibt, wäre es wahrscheinlich ziemlich einsam um einen bestellt.
Ich bin nie einsam.
Dafür bin ich jeden Tag von Neuem dankbar. Für die großartige Frau, die all diese Jahre mit mir verbracht hat, für die Kinder, die wir großgezogen haben, für die Enkelkinder, die diese Kinder uns geschenkt haben. Und mir ist klar – klarer als den meisten anderen, denke ich –, dass man für solche Geschenke Verantwortung trägt.
Gestern hat mein Enkel in der Kirche, in der auch mein Sohn geheiratet hat, seiner Braut das Jawort gegeben. Mit den Jahreszeiten fliegen auch die Generationen dahin. Ich weiß, wie meinem Jungen zumute war, als er zuschaute, wie sein Sohn diesen nächsten Schritt in seinem Leben tat. Ich kenne den Stolz, das Gefühl bittersüßen Verlusts und die Hoffnungen für die Zukunft.
Nun, ich hätte Alan natürlich sagen können, dass es keinen Grund gibt, sich über die Zukunft von D. C. und Layna Sorgen zu machen. Schließlich habe ich sie ja füreinander ausgesucht, nicht wahr? Aber das sollte wohl besser unter uns bleiben. Mein Enkel soll ruhig weiterhin seinem selbstgefälligen Glauben anhängen, dass er die Wahl ganz allein getroffen hat, ohne meine Unterstützung. Vielleicht macht er seine Sache dann umso besser.
Was war das doch für ein schönes Bild, als die beiden im Schein der Kerzen ihre Ringe tauschten. So ein hübsches Paar! D. C. sah meiner Meinung nach mehr als nur ein bisschen wie sein Großvater vor sechzig Jahren aus, und Layna war sehr elegant in ihrem weißen Brautkleid und dem alten Familienschleier auf dem blonden Haar.
Nicht lange, und sie werden niedliche Babys für mich machen … hoppla, für ihre Großmutter natürlich. Sie konnte es sich nicht verkneifen, bereits eine Bemerkung darüber fallen zu lassen. Die Frau hat einfach keine Geduld.
Jetzt, nachdem sie den Bund fürs Leben geschlossen haben und in die Flitterwochen gefahren sind, werden wir es ihnen überlassen, sich ihr Leben einzurichten.
Heute habe ich mit meiner Anna einen Spaziergang auf den Klippen gemacht. Unter uns wogte das Meer, rastlos wie immer, und der Himmel über uns war von einem klaren sommerlichen Blau. Ich spürte den Wind auf meinem Gesicht und Annas Hand in meiner.
Wie oft sind wir schon so einhergegangen.
Von den Klippen aus konnte ich das Haus sehen, das wir uns errichtet haben. Manche nennen es eine Festung, andere eine Burg. Und es ist wohl beides. Ein kühnes Haus, erbaut aus Naturstein, mit stolzen Türmen, starken Linien und dem Familienwappen über der Eingangstür. Ein Mann vergisst seine Wurzeln nicht.
Aber das Wichtigste ist, dass es ein Heim ist. Der Ort, an dem Anna und ich unsere Kämpfe ausgefochten, uns geliebt und unsere Kinder gezeugt haben. Wo wir sie aufgezogen und sie aufwachsen gesehen haben. Und es ist noch immer unser Heim, auch wenn unsere Kinder bereits eigene Kinder und ein paar von denen noch einmal eigene Kinder haben.
Dank meiner Hilfe, natürlich.
Ich schätze mich glücklich, Menschen zu haben, die zu mir gehören. Ein Heim und eine Familie. Was auch immer ein Mann oder eine Frau in diesem Leben machen, die Familie ist die Basis, der Grundstein von allem.
Und wo bleiben dann meine restlichen Urenkelkinder, wenn ich fragen darf?
Nicht, dass wir in diesem Punkt nicht schon Fortschritte gemacht hätten, aber kein Mensch lebt ewig. Nicht einmal ein MacGregor. Bis jetzt habe ich fünf Kinder meiner Kinder heiraten sehen, und die Babys, auf die ich, nein, auf die Anna natürlich so ungeduldig gewartet hat, sind auch schon da. Wir haben vier Dreikäsehochs zum Bemuttern, und zwei sind unterwegs. Die Kleinen sind uns eine große Freude … wenn sie uns nur ein bisschen öfter besuchen kämen.
Aber Kinder müssen schließlich ihr eigenes Leben leben. Darum kümmere ich mich. Auf meine
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