Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Titel: Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
Vom Netzwerk:
hinter dem schützenden Visier des Helmes zu einem Lächeln verzog.
     
    »Du kannst doch zaubern, Herr!« sagte das Wesen eifrig. »Wenn du mir ein Zauberwort sagen könntest, dass ich richtig groß werde...!« Die restliche Bitte blieb unausgesprochen. Doch vom Thron her kam ein zustimmendes Nicken.
    »Verneige dich dreimal in jede der Himmelsrichtungen und sage das Wort >Raximur    »Was? Das Wort Raximor? Und mehr nicht?« wollte das kleine Ungeheuer wissen.
     
    »Nein, das ist alles!« erklärte Rasako. »Wenn du das tust, dann wirst du so groß sein wie die anderen Vertreter deines Volkes. Doch nach fünfhundert Herzschlägen ist der Zauber erloschen. Dann hast du wieder deine kleine Gestalt und musst den Zauber erneut anwenden.
    Daher beeile dich, wenn du die andere Größe benötigst, dass du innerhalb von fünfhundert Herzschlägen die Gefahr oder was immer dich bedrängt, beseitigst. Und nun säume nicht länger. Die Zeit verrinnt!«
    »Ich eile... ich bringe es... ich beschaffe es... das Drachenblut!« rief das kleine Monsterwesen und watschelte zum Fenster. Ein kurzer Satz, und er hockte auf der breiten Balustrade aus weißen Marmelsteinen. Mit einem Sprung war er in der Schwärze der Nacht verschwunden.
     
    Nur noch das Klappen der ledrigen Flügel war für kurze Momente zu vernehmen. Zwei Augen starrten ihm unter dem geschlossenen Visier nachdenklich nach...
                                                                   ***
    Churasis stieß einen Krächzlaut aus, als er als erster durch das hohe Portal in den Tempel Lhamondos eintrat. Es war die vereinbarte Zeit. Der Mond stand im Zenit und badete die drei Orakeltempel in sein geheimnisvolles Licht.
     
    Doch aus dem Inneren von Lhamondos Heiligtum erklang das Klirren von Bechern, das zufriedene Rülpsen der gesättigten Priesterschaft und wilde Gesänge, die sich für die Kaschemmen von Salassar, nicht aber für das Innere eines Tempels schickten.
     
    »Im Schwarzen Adler von Caldaro - da soff ein Krieger drei Tag'!« schallte es Churasis entgegen. Sina hielt sich die Ohren zu. Nicht nur, dass die weinfrohen Kehlen das Lied in allen bekannten Tonarten heulten und johlten; sondern auch, weil der Text aller neunundneunzig Strophen dazu geeignet war, einem Mädchen wie Sina die Röte in den Kopf zu treiben.
    »Sieh an!« schmunzelte Ferrol. »Sie haben hier eine neue Strophe dazu getextet! Die muss ich mir merken!«
     
    Sina schüttelte missbilligend den Kopf. Sie hatte in ihrem Leben schon die absonderlichsten Bräuche erlebt, wie man den Göttern gefällig war. Doch diese >Zeremonie< stellte alles, was sie bisher gehört, gesehen oder erlebt hatte in den Schatten.
    Hier wurde zu Ehren Lhamondos eine Fress- und Sauforgie abgehalten, die selbst die verrufenen Gastmähler am Hofe des Basileios von Decumania zur bürgerlichen Speisung degradierten. Die aufgetragenen Speisen und die Auswahl der Weine hätten selbst den verwöhnten Gaumen des Gottkaisers  zufriedengestellt.
     
    »Tretet näher, oh ihr Gläubigen!« hörte Ferrol eine heisere Stimme durch den disharmonischen Gesang. Er sah die schwammige Gestalt von Ghivly, dem Erzpriester Lhamondos, auf sich zutau¬meln. »Wie ihr seht, haben wir Lhamondos Opfer mit größter Andacht und Hingabe vollbracht. Der Gott ist zufrieden... hick...  ganz sicher ist er das... ist er nicht?«
     
    »Lhamondes Opfer?« stieß Sina hervor. »Das nennt ihr ein Opfer?«
    »Wir haben Wein getrunken!« brabbelte Ghivly. »Und wir haben gefressen wie die... äh... hick ... vorzüglich gespeist! Lhamondo ist nun mal der Herr über Speise und Trank. Wie anders kann man diesen Gott wohl auch ehren!«
     
    »Dann kenne ich in Salassar viele Gläubige Lhamondos!« grinste Prinz Ferrol.
    »Die Jünger unseres Gottes finden sich überall!« verkündete Ghivly prahlerisch. »Die meisten wissen bloß nicht, dass sie eigentlich zu uns gehören. Aber das tut nichts. Es gibt immer Narren... äh... hick... will sagen... fromme Pilger, die hier was zu fressen und zu saufen... will sagen, etwas Speise und Trank für die Priesterschaft stiften!«
     
    »Ich will keinen Vortrag über Theologie, sondern die Weisheit deines Gottes, Priester!« sagte Sina und stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Ich habe den Aureus für einen Orakelspruch gegeben. Was also sagt Lhamondo!«
    »Er sagt, ihr sollt mitfeiern und eure unsinnige Fragerei vergessen!«

Weitere Kostenlose Bücher