Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
wären wir auch ohne diese Bande frömmelnder Lebenskünstler gekommen. Jedenfalls mit dem richtigen Schlüssel.“ Damit schlug er mit der rechten Hand auf den Knauf seines Rapiers.
„Hin ist hin und weg ist weg!“ philosophierte Churasis. „Über verschüttete Milch soll man nicht weinen.“
„Immerhin war der Aureus das ganze Kapital, was wir hatten, nachdem meine geheimen Ersparnisse für den fliegenden Teppich draufgegangen sind!« erklärte Ferrol mit bitterer Stimme. „Wovon sollen wir den Rest der Reise bestreiten? Ganz zu schweigen von der Frage, wovon wir den Rest des Mondes leben sollen.“
„Wer auf die Götter vertraut – und im Sommer Kappes klaut – hat im Winter Sauerkraut!“ kam ein Trost-Spruch des Schrates aus der Tasche des Zauberers.
»Ich denke, wir sollten die Situation, hier im Allerheiligsten eines Gottes zu stehen, besser nutzen als uns über Reichtümer zu unterhalten, die wir nicht mehr haben.“ erklärte Sina kategorische. Stell du die Fragen an Lhamondo, Churasis. Du hast vielleicht die Kraft, den Gott hierher zu holen! Immerhin soll er ja hier im Tempel leben.«
»Ich werde versuchen, was ich kann!« sagte Churasis. »Wenn Wulo mir dabei hilft, müsste es gelingen!«
»Ich bekomme, wie üblich, für meine Dienste ein Schälchen Milch und zwei Mohrrüben!« kam es aus der Tasche.
»Sicher. Wenn wir wieder draußen sind!« sagte Churasis.
»Nein, jetzt!« quengelte Wulo und schob seinen zotteligen Kopf aus der Tasche. »Ich habe Hunger!«
»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!« erklärte der Zauberer. »Achtung, Wulo. Ich beginne jetzt mit meinen Künsten. Ich setze den Sternstein ein!«
„Narr! Das darfst du nicht.... das kannst du nicht...!“ quietschte der Schrat.
Doch in diesem Augenblick hatte der Zauberer bereits in die Tasche gegriffen und brachte einen kleinen Stein von der Größe eines Taubeneis hervor. Bläuliches Funkeln durchstrahlte das Allerheiligste Lhamodos, als Churasis den Sternstein gegen das sorgsam gemeißelte Standbild des Gottes hielt. Über seine Lippen flossen Worte in einer vergessenen Sprache, deren Klang nur noch den Eingeweihten vertraut war.
Je mehr Churasis redete, um so machtvoller wurden die Worte. Beschwörend hob und senkte sich die Stimme, während die Strahlung des Kristalls immer intensiver wurde.
Sina hielt dem Atem an. Es war sehr selten, dass Churasis den Sternstein für seine magischen Künste benutzte. Ein Khoralia-Kristall vierten Grades. Selbst die Tempelpriester hatten meist nur die Kraft, Steine zweiten Grades zu regieren. Wie stark war Churasis wirklich auf magischem Gebiet?
War es nicht manchmal von ihm direkt gewollt, dass ihm kleinere Zaubereien daneben gingen. Spielte der Freund nicht absichtlich den harmlosen Trottel bis zu der Stunde, wo ihn das Schicksal rief, Throne aufzurichten und Königreiche ins Wanken zu bringen? War er vielleicht gar von Dhasor, dem Welten-Vater, selbst gesandt, um im Kampf der Götter Entscheidungen herbeizuführen?
»...von jedem Ort, sei er im gläsernen Palast auf dem Kristallfelsen oder an einer anderen Stelle in Chrysalitas, der Adamanten-Welt, zwingt dich die Macht. meines Sternsteins, zu mir zu eilen!« Eine unbekannte Weihe lag in der Stimme des Churasis.
Hier bat kein kleines Menschenwesen, dass ihm ein Wunsch erfüllt werde. Hier rief einer, der Macht hatte. Befehlende Schärfe erfüllte die Stimme des hageren Zauberers, dessen Körper während der Beschwörung noch zu wachsen schien, während er mit beiden Händen den bläulichen Kristall dem Götterbild aus Stein entgegenstreckte.
»Furare, Lhamondo! Ec saj dement goon woord!« senkte sich die Stimme des Zauberers in etwas freundlichere Töne ab. »Erscheine, Lhamondo, Ich rufe dich mit den Worten der Höflichkeit!«
Aber das Standbild aus blaugrünem Marmor blieb kalt. Es stellte den Gott in der Gestalt eines halbnackten Mannes dar, dessen Leibesfülle der seiner Priester glich. In der linken Hand hielt er eine Bratenkeule wie ein Zepter während eine mächtige Getränkeschale dem Reichsapfel eines Monarchen glich. Die Krone aus Weinlaub umkränzte ein fülliges, von einem zottigen Vollbart umrahmtes Gesicht. Doch die Augen über den hervortretenden Tränensäcken glänzten in eigenartiger Lustigkeit.
Ferrol hatte genügend dicke Kaufleute in Salassar gesehen, die das Wohlleben in gleicher Art verweichlicht hatte. Und doch erreichten ihre Gesichter nicht die Vollkommenheit
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