Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
zerstört. Die einst hochgewachsene, majestätische Gestalt der Zauberers war zerbrochen worden.
Zerbrochen auf der Folterbank in den Verliesen der Zitadelle von Salassar.
Und wenige Monde später, so steht In den alten Annalen der Stadt geschrieben, starb Gerunio, der damalige Oberherr der Stadt, einen grausigen und qualvollen Tod. In den Schriften ist zu lesen, dass ein fingerlanger, weißer Wurm aus dem Mund des Gerunio kroch, als er seinen Geist aufgegeben hatte. Und jeder in der Stadt wusste, dass dieser Wurm Soduurs Rache vollendete.
Zum Oberherrn der Stadt wurde in jedem Jahr der reichste Kaufmann gewählt. Und Gerunio, der Prächtige, hatte dieses Amt viele Jahre inne gehabt. Nun aber war es Pholymates, den sie mit Recht den Reichen nannten, gelungen, durch einige geschickt abgeschlossene Handelsverträge sein Vermögen so zu vermehren, dass es in Kürze den Reichtum Gerunios überstrahlen würde. Zumal durch die abgeschlossenen Verträge Gerunios Geschäfte im Juwelenhandel empfindlich gestört wurden.
Gerunio brauchte also Gold. Viel Gold. Und von Soduur erzählte man sich, dass er die Kunst verstehe, aus den einfachsten, banalsten Zutaten wie Asche, Tonerde und abgenagten Knochen Gold zu schaffen Ja, man wollte sogar wissen, dass er einen Strohballen in reines Gold verwandeln könne.
Doch Soduur lehnte es grundsätzlich ab, mit seinen dunklen Künsten die Geld- und Handelsgeschäfte von Chrysalitas zu beeinflussen. Und so schlug er auch die Bitte des Oberherrn, für ihn aus fünf Wagenladungen mit Stroh Gold zu machen rundweg ab.
Eine solche Menge Gold in den geschäftlichen Kreislauf der Basare gebracht, das bedeutete Inflation in Salassar, die sich sehr rasch über das ganze Reich Mohairedsch verbreiten konnte. Und dann über die gesamte Welt Chrysalitas. Wenn es überall Gold im Überfluss gibt, hört es auf, wertvoll zu sein.
Eine Einladung zu einem Gastmahl des Oberherrn konnte Soduur jedoch nicht abschlagen. Er ahnte auch nicht, dass dieses Gastmahl eine Falle war, die der Teufel nicht hätte tückischer ersinnen können.
Denn bei dem Mahl gab es nicht nur die erlesensten und raffiniertesten Speisen von ganz Chrysalitas. Es gab auch exzellente Weine.
Wie jeder Karcist bereits weiß, soll ein Zauberer alles, grundsätzlich alles, was die Sinne trübt und benebelt, meiden. Denn bösartige Dämonen oder rächende Geister, die ihn unsichtbar umschweben, könnten sich diesen Moment seiner Schwäche zu Nutze machen, um über ihn herzufallen und ihn zu sich in das Reich des Unsichtbaren hinüber zu zerren.
Soduur nahm deshalb weder den Hauch der Yardi-Pflanze zu sich, noch aß er das Mark der Quioran-Wurzel und er hütete sich auch, den Duft, der den Blütenkelchen der Merianoca-Orchidee entströmte, einzuatmen. Und wenn er Wein genoss, dann entweder stark verdünnt oder nur die Menge eines Glases von der Größe einer Kinderfaust.
Beim Gastmahl des Oberherrn aber verbot es die Schicklichkeit, sich mit einer so geringen Menge zu begnügen.
Als Soduur die Wirkung spürte, war es bereits zu spät. Der vollmundige, in Tonkrügen unter einer Schicht Öl gereifte Wein, war von seiner hundertjährigen Lagerung zähflüssig wie Honig und schwarzrot wie pulsierendes Herzblut. Der von seiner Askese ausgelaugte Körper Soduurs saugte diese Köstlichkeit in sich auf und verlangte nach mehr. Und auch wenn der Zauberer abwehrende Bewegungen machte, auf Geheiß des Oberherrn schenkten ihm die bedienenden Sklaven den Kelch immer aufs Neue voll.
Und Soduur trank – trank sich das Verderben.
So war es Gerunio gelungen, den Schwarzzauberer mit Wein so zu berauschen, dass er völlig willenlos in die Polster des Ruhebettes zurück sank und in einen todähnlichen Schlaf fiel.
Ein Schlaf, aus dem er besser niemals wieder erwacht wäre. Als Soduur wieder zu sich kam, fand er sich in der Folterkammer des Oberherrn wieder.
Gerunio wollte von ihm das Geheimnis erfahren, wie man aus Asche Goldstaub oder aus Stroh Blattgold machen kann. Doch Soduur schwieg. Ein Eid band ihn, den zu brechen für ihn Schlimmeres als der Tod bedeutet hätte.
Grundsätzlich besteht jede Art von Magie, die Weiße wie auch die Graue und im Besonderen die Schwarze auf der Beschwörung von Dämonen, die in Sphären hausen, zu der es auch vom Jhardischtan keine Türen gibt. Die Dämonen, über die Jhardischtans Götter gebieten, sind gegen die Teufelswesen jener Dimensionen wie Hunde gegen
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