Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
verteilte, zerschmolz der Stein schneller.
Schließlich war der Herr der Zwerge frei. Einige letzte Spritzer mit Vitanas Lebenswasser lösten seine Füße vom Boden.
»Los jetzt!« kommandierte er. »Wir müssen die Zeit nutzen. Befreie die anderen Gefangenen!«
Sina nickte. Wie die Zunge einer Schlange huschte der Ysop-Büschel über den nächsten Marmorblock, in dem einer von Ghorocs Riesen gefangen war. Dieser Steinblock war größer. Doch auch er zerschmolz. Das Wasser sammelte sich zu Füßen der Zyklopen und verdichtete sich zu einer Flüssigkeit, die sich wölbte und wandte, als wäre sie von Leben erfüllt.
»Die Treppe hinauf, wer befreit ist!« kommandierte Augerich, der die Situation zuerst erkannte. »Vitanas Wasser macht den Stein zu Leben. Aber es ist ein Leben, das wir nicht kontrollieren können. Leben ohne Sinn und Verstand!«
»Leben, das nur die primitivste Form der Daseinserhaltung kennt!« gab König Ghoroc zurück. »Es will fressen!«
»Und was will es fressen?« fragte entsetzt einer der Zwerge, der noch im leblosen Stein eingeschlossen war.
»Uns!« gab Ghoroc grimmig zurück.
Flucht aus dem Schattenreich
Mitten in der Nacht rissen die Totenglocken die Bewohner von Ugraphur aus dem Schlaf. Die Wachen hatten den entseelten Leichnam des Herrschers gefunden. Maruc, der Großwesir, der sofort erschien, hatte die Situation sofort voll in der Hand.
»Unser Herrscher starb, indem er die frevlerischen Königsmörder vor sich ins finstere Reich Thuollas herab sandte!« sagte er mit lauter Stimme. »Trauern wir, und vergeuden wir keine Zeit, weitere Schuldige zu suchen. Denn ich bin sicher, dass es keine Schuldigen mehr gibt - jedenfalls nicht in Ugraphur oder im Reich Mohairedsch.
Assassinas Jünger kann man überall für Geld kaufen und durch sie den Tod versenden. Das Ende des Herrschers wäre für den Mardonios von Cabachas wie auch für den Kyrios und dem Hierophant von Decumania nicht uninteressant. Mit Haran Esh Chandor stand der Thron - seit Prinz Ferrol verschwunden ist!«
»Jeder weiß, dass er irgendwo in Salassar lebt!« mischte sich einer der Wesire ein, die entsetzt im Palast zusammengekommen waren und fassungslos auf die Leiche des Herrschers starrten.
»Deshalb habe ich bereits Eilboten nach Salassar entsandt, die dort in allen Straßen und Gassen den Tod des Hohen Sarans ausrufen sollen!« sagte der Großwesir bedächtig. »Prinz Ferrol wird das Reich nicht im Stich lassen. Bis er eintrifft, werden wir das Reich im Geiste unseres toten Herrschers verwalten. Doch senden wir Boten aus, die die Moguln, die Sultane, Radschas und Emire an den Hof berufen. Wenn Prinz Ferrol erscheint, sollen sie die Krönung erleben und den Huldigungseid sprechen. Doch wenn Ferrol dem Ruf fernbleibt - dann sollen sie aus ihren Reihen einen neuen Saran wählen!«
»Ich denke, das ist die beste Lösung« nickte ein Pascha. »Der Thron darf keinem Abenteurer gehören, der sich in Schänken herumtreibt und mit einer Diebin haust!«
»Er ist der legitime Herrscher, der die Dynastie weiterführen wird!« gab Maruc zu bedenken. »Wenn ihr gegen Prinz Ferrol seid - dann stellt euch gegen ihn - wenn er kommt!«
»Richtig! Wenn er kommt!« hohnlachte der Pascha.
»Verlass dich drauf. Er kommt!« murmelte Maruc. »Und dann wird er erkennen, wer der alten Krone treu geblieben ist ...!«
Vier Tage benötigten die Königsboten, um nach Salassar zu gelangen. Kaum waren sie durch das Tor gelassen worden und hatten in der Stadt begonnen ihre Botschaft zu verkünden als man dem Oberherrn von Salassar vom Tod des Sarans Mitteilung machte.
Im gleichen Moment schwärmten überall dunkle, zwielichtige Gestalten aus. Geheimnisvolle Worte wurden, geflüstert und in seltsamen Klopfzeichen an die Türen der Leute und Handelsvertretungen geklopft, die zwar zu Mohairedsch gehörten, doch keine direkten Verbindungen zur Stadt Salassar hatten. Es wurde ihnen bedeutet, da notwendigste zusammen zu raffen und Salassar sofort zu verlassen, weil bei dem zu erwartenden Aufstand ihr Leben und Eigentum gefährdet waren.
Die Truppen der Garnison, die auf geheime Anweisung mit der vom Bettlerkönig gefälschten Unterschrift des Hohen Sarans schon einige Tage früher aus Salassar abgezogen worden waren, hatten die Königsboten zwar getroffen und die traurige Botschaft vernommen - aber ihren Marsch nach Ugraphur ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Die Schutz-Truppen waren fort. Und jetzt
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