Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Festung, in dessen Nähe die beiden Zwerge sich jetzt vorsichtig geschlichen hatten, waren von mit Spießen und Keulen bewaffneten Riesen besetzt. Doch die drei Wächter, die eigentlich nach Feinden lugen sollten, versahen ihren Dienst mehr als nachlässig. Sicher erwartetem sie keinen Feind, der nicht schon von den Kameraden oben im Turm durch Hornsignale angezeigt wurde.
Jedenfalls waren die drei Gesellen an dem Tor, durch das die beiden Zwerge ins Innere der Festung eindringen wollten, in ein Task-Spiel vertieft, wie überall in Chrysalitas beliebte war. Kräftige Fäuste hieben die Karten auf das Fell einer großen Trommel, dass es wie ein Ungewitter dröhnte.
Mit Zeichen verständigten sich die beiden Zwerge, dass sie diese Situation ausnutzen mussten. Während die Riesen jetzt eifrig die Karten zählten, um den Sieger festzustellen, huschten Pyctus und Silas halb geduckt an ihnen vorbei ins Innere der Riesenburg.
Der Geruch von frischem Heu wies ihnen den Weg zu einer Scheune. Hier, wohl versteckt unter dichtem Stroh, holten sie den Schlaf der vergangenen Nächte nach. Die vergangenen Ereignisse hatten auch an ihren Kräften gezehrt. Denn am Tag war es für sie nicht ungefährlich, sich innerhalb der Burg zu bewegen. Erst in der Nacht konnten sie versuchen, die Burg zu erkunden und die letzten Neuigkeiten zu erlauschen. Danach mussten sie sich einen Plan zurechtlegen.
Schon eine halbe Tagesreise von hier hatten sie Samys Zauberwort >Raximur< ausprobiert. Uns es hatte geklappt. Aus den Zwergen wurden Riesen. Allerdings mussten sie achtgeben, dass man sie nicht länger als hundert Herzschläge sah - sonst erlosch Samys Zauber.
Eine Nacht und den drauf folgenden Tag benutzen Pyctus und Silas in ihrem Versteck aus Heu und Stroh zum Schlaf und zur Erholung. Aber als Solmansis Tag-Stern wieder nieder gesunken und der Nacht-Stern aufgestiegen war, da bereiteten sie sich, die Riesenburg zu erkunden und vielleicht etwas zu erlauschen.
Ihre dunklen, unscheinbaren Gewänder boten den Zwergen Schutz. Mit Heu umwanden sie die glänzenden Teile ihrer Waffen und achteten darauf, dass nichts klirrte, während sie sich bewegten. Geräuschlos wie zwei Schatten huschten sie durch die Burg. Die Nacht begünstigte ihr Vorhaben. In den meisten Räumen waren nur wenige Kerzen auf Leuchter gesteckt und spendeten gerade so viel Licht, dass man die Silhouetten der Möbel erkennen konnte.
Einige Male mussten sich die Zwerge gedulden, bis die Türen geöffnet wurden. Denn die Griffe waren zu hoch für sie - selbst, wenn sie sich auf die Schultern gestellt hätten. Glücklicherweise brauchten sie nie lange zu warten, bis sich die Türen öffneten. So schafften sie einen guten Teil des Weges und befanden sich am Eingang zur Festhalle, wo mehr als vier Dutzend Riesen laut und vernehmlich schmausten und tranken.
Wenn sie sich keine zotigen Witze erzählten, dann redeten sie über die bevorstehende Königs-Prüfung. Pyctus sah an den verrußten Gesichtern von zwei Riesen, dass sie geradewegs aus den Schmiedewerkstätten zum Mahl gekommen waren, was bedeutete, dass sie bereits Rüstungen und Schwerter für die entscheidende Königsprobe schmiedeten.
Der Riese, der rechts neben einem leeren prunkvollen Sessel saß, musste Scymor sein. Der Sitz des Königs, der nur bei offiziellen Anlässen zum Thron wurde, blieb frei. Niemand nahm dort Platz. So ehrten die Riesen ihren gefangenen König.
Um den alten König und um die Einsetzung eines neuen Herrschers ging es auch in den Gesprächen, die in Scymors Nähe geführt wurden. Der Prinzregent erinnerte an seinen Kampf gegen König Ghoroc und wies darauf hin, dass er damals nur knapp unterlegen war.
»... und ich sage dir, Belastros, dass ich immer noch die gleiche Kraft in den Armen habe wie damals!« wandte sich Scymor gerade an einen Riesen, der drei Stühle von ihm entfernt saß und an einer Kalbskeule nagte.
»Wir werden es sehen - in drei Tagen auf dem Kampfplatz!« nickte Belastros. »Dann wird mit der Kraft der Arme und nicht mit der Gewalt der Worte gekämpft!«
Fröhlich polternd riefen ihm die anderen Riesen in der Nähe Beifall zu und hoben ihre Becher, in denen dunkelbraunes, leicht schäumendes Bier schwappte. Belastros hatte viele Freunde, die hofften, ihn auf dem Thron zu sehen, wenn es zum Wechsel der Königswürde kam. Scymor war nicht sonderlich beliebt bei den Riesen, weil er nicht die offene und ehrliche Art seines Volkes hatte, sondern
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