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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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nimmt ihr schnell die Schale ab und stellt sie auf den Tresen.
    »Auf keinen Fall! Wenn wir damit einmal anfangen, hört sie gar nicht mehr auf.«
    Gut zu wissen. Jeannie und ich nicken verständnisvoll.
    »Die anderen Familien sind noch auf der Vurmenta-Alm«, erklärt sie. »Da ist heute Kindertag. Aber keine Sorge …« Sie beugt sich zu Leonie herab und grinst, dass wir auch ihre hinteren Backenzähne sehen können. »Bei uns ist jeden Tag Kindertag.«
    Leonie fängt an zu weinen. Mir ist auch zum Heulen zumute.
    Wir checken als »Familie Hartmann« ein. Ich frage Anne gar nicht erst, ob ihr ein Doppelname lieber wäre.
    Ein junger Mann in einem weiten grauen Einteiler kommt freudestrahlend die Treppe neben der Rezeption heruntergelaufen. Sein Overall kann trotz des etwas unvorteilhaften Schnitts nicht die Athletenfigur darunter verbergen.
    »Scheiße in 27 wegspült«, sagt er zu Jeannie, die kurz zusammenzuckt.
    Der Mann hält sich die Hand vor den Mund. »Scheiße, ich wollte nicht fluchen.«
    Jeannie schaut uns entschuldigend an. »Herr Béla hilft Ihnen mit dem Gepäck.« Sie deutet verlegen mit dem Kopf in seine Richtung. »Er ist Ungar.«
    Ich nicke verständnisvoll.
    »Isten hozott!«, sagt der Ungar fröhlich.
    Wie bitte? Ungarisch ist ja eine Sprache, die auch zum Codieren von anderen Sprachen benutzt wird. Herr Béla zeigt ein offenherziges Lächeln und sucht nach Wörtern, die ich ebenfalls verstehe. Dabei erinnert er mich an die Handwerker aus Pornofilmen, die nie wissen, was sie sagen sollen, außer »Ich möchte hier ein Rohr verlegen« oder etwas ähnlich Dämliches. Jetzt ist ihm offenbar die deutsche Übersetzung von »Isten hozott« eingefallen, denn er sieht Anne erleichtert an.
    »Herz, isch will kommen.«
    »Das lässt sich bestimmt arrangieren«, meine ich freundlich.
    Anne ignoriert mich – super, wir verhalten uns schon wie ein echtes Paar. Herr Béla schultert unser Gepäck. Er hat zwar auch nur zwei Hände, kann aber im Vergleich zu seiner Größe so viel schleppen wie eine Ameise. Mir bleibt nur Leonies Schmucktäschchen, in dem die Kleine jede Menge bunte Perlenarmbänder und Kettchen bunkert. Ob sie das Zeug bei den Einheimischen gegen Äcker und Vieh tauschen will?
    »Ihr Zimmer heißt Holzplatz«, verkündet Jeannie mit verzücktem Gesicht.
    Wir folgen ihr Richtung Fahrstuhl. Leider ist der mit Herrn Béla und unserem Gepäck bereits voll beladen. Doch der Ungar besteht darauf, mitsamt der Koffer wieder auszusteigen und zu Fuß zu gehen. Selber schuld.
    Nachdem wir alle gut verstaut sind, drückt Jeannie den Knopf für den dritten Stock. Als sich die Tür schließt, ist Herr Béla bereits auf der Treppe nach oben verschwunden, und als der Fahrstuhl sich öffnet, steht er schon wieder vor uns.
    Irgendwie riecht es hier ein bisschen streng, nach einer Mischung aus Pups und Babyöl. Nicht ganz so schlimm wie auf einer Hundewiese im Sommer, aber eben auch nicht so lavendelig oder sandelholzig wie in den Hotels, in denen ich mich früher mit flüchtigen Bekanntschaften durch die Laken gewühlt habe.
    Auf dem Boden vor den Zimmern stehen die typischen Tabletts mit den Überbleibseln der vergangenen Nacht. Statt voller Aschenbecher und leerer Schampusflaschen sehe ich volle Windeln und halb leere Nuckelflaschen. Schlechter Tausch.
    An den Wänden hängen Kritzeleien, die mit viel Phantasie an Dadaismus erinnern. Darunter stehen Namen wie Paula, Lenchen und Lukas. Demnächst sicher auch Leonie.
    Unser Zimmer ähnelt der Bühne eines fast wegrationalisierten Kleinkunsttheaters. Vorhänge trennen pietätvoll die einzelnen Abschnitte: ein Doppelbett, breit genug, dass man sich darin nicht berühren muss, Vorhang, das Kinderbett, Vorhang, tolles Designersofa, Vorhang, ein begehbarer Kleiderschrank aus hellem Holz – alles so platzsparend eingerichtet, als läge das Hotel nicht im weitläufigen Tirol, sondern im überlaufenen Tokio. Als Mitglieder der Pressereise hätten wir bestimmt die Rockstar-Penthouse-Suite bekommen. Aber investigativer Journalismus ist eben kein Zuckerschlecken.
    Anne wirft einen Blick auf das Bett. Es besteht aus zwei zusammengeschobenen schmalen Einzelbetten.
    »Wir können die Matratzen sehr gern auseinanderrücken«, biete ich an, aber da hat Leonie das Bett schon zum Spielplatz erklärt und erobert.
    »Hipfen«, ruft sie und springt munter auf der Hotelmatratze auf und ab, bis sie sich in die Kissen plumpsen lässt. Ich blicke mich suchend um.
    »Wo ist denn das

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