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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Alpen herumkraxeln, obwohl ich die Latscherei gehasst habe. Dass diese Urlaube mittlerweile zwanzig Jahre her sind, braucht er nicht zu wissen.
    Mr. Perfect zuckt so locker mit der Schulter, als würde er das Gewicht seiner Tasche darauf überhaupt nicht bemerken.
    »Dann ist ja alles prima«, sagt er, gibt Leonie und Anne noch je einen Kuss und geht zu den Aufzügen. Wäre kein Wunder, wenn er stecken bleibt. Sein Ego wiegt schwerer als die zulässige Gesamtpersonenzahl.
    »Das tut mir total leid«, flüstert mir Anne ins Ohr. »Ich habe dir ja gesagt, dass er mit anderen Männern in meiner Nähe nicht so gut klarkommt.«
    »Alles im Griff«, beruhige ich Anne, die mich verlegen ansieht. Ich stelle mich an die Rezeption, zücke mein Portemonnaie und lege einen Fünfzig-Euro-Schein auf die Theke. Jeannie schaut verwundert.
    »Der ist für Ihre Diskretion«, sage ich und nicke ihr aufmunternd zu. Sie zögert, deshalb wiederhole ich mit der einen Hand die bewährte Reißverschlussgeste, während ich mit der anderen hinter Mr. Perfect herdeute.
    »Nicht, dass es wichtig wäre, aber das ist tatsächlich Leonies Patenonkel, Annes Bruder, mein Schwager, nur falls jemand fragt.«
    Mr. Perfect steigt in den Lift. Der Psychologe tritt heraus. Jeannie lässt schnell das Geld unter ihrer Hand verschwinden und nickt kurz.
    Ainberger bleibt direkt vor uns stehen und mustert mich mit einem Blick über den Brillenrand.
    »Stehen Sie unter starkem psychischem Stress? Sie atmen so flach.« Wenn der mitkriegt, dass Leonies echter Vater angereist ist, kann ich den Familiencontest vergessen. Geistesgegenwärtig zieht Anne eine Windel aus ihrer Umhängetasche und deutet damit auf Leonie.
    »Mein Mann hat eine sehr sensible Nase«, lügt sie. »Er riecht eine volle Windel vor allen anderen.« Ich nicke treudoof und schaue so naiv wie möglich.
    »Ich wollte damit sogar schon mal zu ›Wetten, dass …?‹«, erkläre ich. Jetzt nickt Anne drauflos, als hätte ich gerade das klügste Statement der Menschheit abgegeben. Die Hand des Psychologen wandert weg vom Lederbüchlein. Er grüßt und geht weiter.
    Ich deute dem Chefjuror hinterher. »Hat er eigentlich die Sache mit den Schnullern mitbekommen?«, frage ich Jeannie.
    »Noch nicht.«
    Ein weiterer Fünfzig-Euro-Schein wechselt den Besitzer.
    »Eine Frage noch: Wo stehen eigentlich die Kinderwagen?«
    »Im Kinderwagenraum.«
    »Kann ich mir da einfach einen nehmen?«
    »Nein, das wäre Diebstahl. Den anderen Eltern würde das nicht gefallen. Haben Sie denn keinen eigenen mitgebracht?«
    »Siehste!«, zischt Anne und verdreht die Augen.
    »Sie können die Kleine doch in die Kinderbetreuung im ersten Stock geben«, schlägt Jeannie vor. »Die geht bis heute Abend um sechs.« Kind abgeben klingt super. Ich beschließe, mich später mal kurz in sie zu verlieben – sobald ich geschieden bin.
    »Das ist doch eine gute Idee, Schatz. So können wir endlich mal wieder etwas zu zweit unternehmen.«
    Anne dreht auf dem Absatz um und zieht Leonie hinter sich her in Richtung Aufzug. Im Lift hängt noch der Herrenduft von Mr. Perfect: »Le Male« von Gaultier. Ich kann ihn wirklich nicht riechen.
    Die knallrote Tür zur Kinderbetreuung steht weit offen. Anne, Leonie und ich betreten ein etwa dreißig Quadratmeter großes Zimmer. Darin stapeln sich Kindermobiliar, Spielzeug, Bücher, eine Tafel mit bunter Kreide, ein Kaufladen, eine Miniküche, sogar eine kleine Schaukel hängt an Seilen von der himmelblau bemalten Decke. Auf dem Boden liegt ein großer bunter Teppich, der offenbar aus Restbeständen ausgemisteter Kinderzimmer zusammengeflickt wurde. Ich identifiziere einen eingearbeiteten Spiegel, eine Rassel, mehrere Kuscheltiere, Knisterfolie und sogar durchsichtige Plastikstücke. Was mich aber am meisten irritiert, sind die kleinen Ausbeulungen, die aussehen, als würden sich unter dem Teppich Mäuse verstecken. Oder Reste von Kindern, die nach der letzten Saison unter den Teppich gekehrt wurden. Es gibt nur einen Weg herauszufinden, was unter den Hügeln steckt: Ich trete einfach mal drauf.
    Es quietscht. Leonie, die mich staunend beobachtet hat, lässt Annes Hand los, begibt sich auf Mäusetritttour und hüpft von einer Erhöhung zur nächsten. Das Zimmer gefällt ihr offenbar sehr gut, hier gibt es ja auch alles, was das Kinderherz begehrt. Nur keine Betreuerin. Ich lasse meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Vielleicht wurde sie versehentlich in den Teppich eingenäht?
    Leonie bleibt ein

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