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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Steinfliesen hinter ihr ließen sie herumwirbeln. Ein weiterer Mann hatte die Halle betreten. Er war ihrem Schwager wie aus dem Gesicht geschnitten, nur wirkte er jünger, und sein Gesicht war weniger aufgedunsen. Das musste Albrecht sein …
    »Nun, ich glaube nicht, dass Ihr uns daran hindern werdet, unser Recht auszuüben«, sagte er von oben herab zu ihr, ehe er sich an Kurt wandte. »Ich werde die Dienstleute anweisen, Stoffe und Wein auf Karren zu laden und zu unserem Haus zu bringen.«
    »Das werden Sie nicht tun!« Jo hob ihre Stimme.
    »Meister Albrecht und Meister Kurt, Euer Bruder hätte das sicher nicht gewollt«, jammerte Katrein.
    »Komm.« Albrecht beachtete die beiden Frauen nicht länger und bedeutete seinem Bruder, ihm nach draußen zu folgen.
    »Die Geldkassette und das Rechnungsbuch.« Jo stellte sich ihren Schwägern in den Weg und ignorierte die Stimme, die sich in ihrem Kopf regte und sie fragte, was sie hier eigentlich tat. Schließlich war sie nicht verwitwet. Und sie besaß auch keine Weberei. Ganz zu schweigen davon, dass einige entfernte Cousins und Cousinen ihre einzigen Verwandten waren.
    »Oh, Ihr denkt doch nicht ernsthaft, dass Ihr uns aufhalten könnt?« Albrecht brach in ein meckerndes Lachen aus, in das sein Bruder sofort einstimmte.
    Sie lag wieder auf dem Boden einer Turnhalle, roch die süßliche Politur des Untergrunds, ihre Arme und ihre Beine zitterten, und sie glaubte, keinen einzigen weiteren Liegestütz mehr ausführen zu können. Während Dieter Brauer unbarmherzig neben ihr zählte: »Zweiundneunzig, Mädchen, dreiundneunzig … Na, du wirst uns doch nicht etwa schon schlappmachen?«
    Albrecht fasste nach ihrer Schulter, um sie zur Seite zu schieben. Aus den Augenwinkeln sah Jo Metall an der Wand blitzen. Das Schwert … Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte sie Albrechts Hand von ihrer Schulter und glitt zur Truhe. Ein rascher Griff – und sie hielt die Waffe vor sich. Nach einigen Momenten hatte Jo sie ausbalanciert, so wie sie es vor zwei Jahren in ihrem Kurs »Japanischer Schwertkampf« gelernt hatte, und ließ sie durch die Luft wirbeln.
    Die beiden Männer wichen vor ihr zurück. »Ihr … Ihr seid verrückt«, keuchte Kurt. Albrecht tastete unschlüssig nach dem Dolch in seinem Gürtel. Doch als Jo das Schwert auf ihn richtete, zog er die Hand rasch zurück.
    »Die Geldkassette und das Rechnungsbuch!«, befahl sie und drückte die Schwertspitze auf Kurts Brust. Unerlaubter Waffenbesitz und unerlaubte Gewaltanwendung, ging es Jo durch den Kopf . Ach, pfeif drauf … Es machte ihr einfach Spaß, die beiden Widerlinge einzuschüchtern.
    »Ihr …« Mit weit aufgerissenen Augen starrte Kurt Jo an.
    »Nun gib dieser Wahnsinnigen schon, was sie verlangt«, presste Albrecht hervor. »Wir werden uns unser Recht schon noch verschaffen.«
    Kurt ließ die Kassette und das Buch zu Boden fallen. Die Geldkiste öffnete sich. Münzen kullerten über die Steinfliesen, während die beiden Männer zur Haustür rannten.
    Jos Zorn und ihr plötzliches Hochgefühl waren verraucht. Erschöpft blieb sie stehen.
    Katrein fasste sie am Arm. »Herrin, ach Herrin«, sagte sie und seufzte, während gleichzeitig ein Lächeln ihr rotwangiges Gesicht erhellte. »Ich bin ja stolz auf Euch. Aber nun habt Ihr Euch nicht nur den Inquisitor Lutger, sondern auch noch Eure Schwäger zu Feinden gemacht. Wie wird dies alles nur enden?«
    Weg … Ich will weg aus dieser verwünschten Zeit … Nur weeeeeg … Jo war versucht, in ohnmächtiger Wut auf die Wände der Halle einzuschlagen. Bloß das Bewusstsein, dass sie Katrein mit einem derartigen Ausbruch völlig verstören würde, hielt sie zurück.
    Nachdem Jo einige Male tief durchgeatmet hatte, hängte sie das Schwert wieder an die Wand. Düster starrte sie die Waffe an. Sie musste eine Entscheidung treffen.
    »Wir müssen dieses unverschämte Weib in seine Schranken weisen!« In einem großen Fachwerkhaus in der Nähe des Doms hieb Kurt Weber krachend seine Faust auf den Eichentisch. »Lass uns morgen zum Bischof gehen und sie melden.«
    »Das werden wir nicht tun.« Sein Bruder Albrecht schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht? Sie … Sie war eindeutig besessen, als sie mit dem Schwert auf uns losgegangen ist.«
    »Das mag ja sein.« Albrecht Weber wurde es wieder mulmig zumute, als er daran dachte, wie seine Schwägerin die Schwertspitze auf ihn gerichtet hatte. »Trotzdem würde sich Bischof Leonard bestimmt köstlich amüsieren, wenn wir ihm

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