Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
Holzbalustrade bequem, tranken schweigend, dicht an dicht, und sahen einander in die Augen.
»Du riechst nach mir«, stellte sie fest. »Nach uns.«
Es stimmte. Ein durchdringender, sehr körperlicher Geruch. Max neigte leicht den Kopf und lächelte: ein breiter weißer Spalt, der sich in seinem gebräunten Gesicht auftat, umgeben von Bartstoppeln. Zwar hatte Mecha ein wenig Puder aufgelegt, bevor sie hinuntergingen, doch war ihre Haut am Kinn, am Hals und um den Mund deutlich gerötet.
»Wie schön du bist, verdammt noch mal«, sagte sie, berührte seine Nase, die noch immer leicht blutete, und hinterließ einen roten Fingerabdruck auf einer der kleinen bestickten Servietten.
»Und du bist ein Traum«, sagte er.
Er nahm einen Schluck: kalt, perfekt gemixt. Adolfo hatte ein ausgezeichnetes Händchen für Cocktails.
»Als ich klein war, habe ich von dir geträumt«, setzte er hinzu.
Es klang ehrlich und war es auch. Mecha sah ihn aufmerksam an, den Mund halb geöffnet, mit leichtem, beschleunigtem Atem. Max hatte ihr die Hand um die Taille gelegt und fühlte unter dem malvenfarbenen Crêpe die Rundung ihrer Hüfte.
»Alles hat seinen Preis«, witzelte sie und steckte die blutbefleckte Serviette ein.
»Dann hoffe ich nur, dass ich schon bezahlt habe. Wenn nicht, wird die Rechnung mein Untergang sein.«
Ihre Finger auf seinen Lippen brachten ihn zum Schweigen.
»Goûtons un peu ce simulacre de bonheur«, sagte sie.
Max genoss den Cocktail und ihr Zusammensein, die körperliche Nähe, den Hautkontakt. Das schweigende Nachbeben der zuvor erlebten Lust. Kein bloßer Schein von Glück, korrigierte er sie in Gedanken. Er empfand echtes Glück, und er war froh, am Leben zu sein und dass ihn nichts gehindert hatte, seinen Weg bis hierher zu finden. Diesen langen, langen, mühseligen Weg. Der Gedanke, sich von ihr trennen zu müssen, schmerzte, als zerbreche etwas in ihm, und er machte ihn wütend. Er wünschte die Italiener und diesen Fito Mostaza weit weg. Er wünschte, sie wären alle tot.
»Ich habe Hunger«, sagte Mecha.
An der Art, wie sie Adolfo dabei ansah, merkte man, dass sie es gewohnt war, über eine Welt voller Dienstpersonal zu verfügen. Der Barmann, dem dieser Ton von Berufs wegen vertraut war, erwiderte bedauernd, um diese Zeit sei alles geschlossen. Doch dann überlegte er einen Moment und fügte hinzu, wenn die Herrschaften ihn allerdings begleiten würden, ließe sich eventuell etwas organisieren. Er forderte sie mit verschwörerischem Blick auf, ihm durch die Hintertür zu folgen, und ging ihnen über eine schlecht beleuchtete Treppe voraus in den Keller. Vergnügt über das unerwartete Abenteuer, liefen sie ihm Hand in Hand hinterher, durch einen langen Gang und eine verwaiste Küche zu einem runden Tisch, auf dem neben einem Turm aus glänzenden Töpfen ein angeschnittener spanischer Schinken lag. Ein echter Serrano aus den Alpujarras, wie Adolfo stolz verkündete.
»Können Sie mit dem Messer umgehen, Don Max?«
»Und ob ... Ich stamme ja schließlich aus Argentinien.«
»Na, dann fangen Sie schon mal an, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich werde Ihnen noch eine Flasche Burgunder holen.«
Kaum waren Max und Mecha später zurück in ihrem Zimmer, entkleideten sie sich hastig und vereinigten sich mit frischer Begierde, als wäre es ihr erstes Mal. Den Rest der Nacht verbrachten sie im Halbschlaf, streichelten und liebkosten einander ohne Unterlass, stets bereit, auf das Verlangen des anderen einzugehen. Erst im Morgengrauen, als das erste Licht des Tages bereits durch die Vorhänge sickerte, fielen sie erschöpft in einen tiefen, friedlichen Schlaf. Als Max erwachte, ging er, ohne auf die Uhr zu sehen, zum Fenster und schaute in den aschgrauen Tag und den noch immer starken Regen. Die Wassertropfen an den Scheiben bildeten feine Rinnsale, das Meer war eine Decke aus bleiernem Dunst, und die triefenden Wipfel der Palmen neigten sich schwermütig über den nassglänzenden Asphalt der Promenade. Ein einzelner Hund rannte in einiger Entfernung über den steinigen Strand. Dann betrachtete Max wieder die nackte Frau, den wunderschönen schlafenden Körper, der bäuchlings auf dem zerwühlten Bett lag, und er wusste, dass dieses blaugraue Licht und der trübe Herbstregen ein schlechtes Omen waren und dass er sie bald für immer verlieren würde.
Wie Max von Spadaro, dem Rezeptionisten des Vittoria, weiß, wohnt die sowjetische Delegation exklusiv in dem Appartementhaus auf der anderen Seite der
Weitere Kostenlose Bücher