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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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Lächelns, halb abfällig, halb ermunternd, umspielte ihren rotvioletten Mund. Mechas Schuhe und Handtasche spielten jetzt keine Rolle mehr.
    »Wie viel?«, fragte Mecha sie, wobei sie ins Französische wechselte.
    Mit professioneller Zurückhaltung entgegnete die Frau, das hinge von ihnen ab. Von der Dauer und den Wünschen des Herrn. Oder denen der Dame. Sie war einen Schritt zur Seite getreten, um sich besser vor dem Regen zu schützen, und hatte dem Paar einen raschen Blick über die Schultern zugeworfen, bevor sie aus dem Lichtschein trat und eine Hand in die Hüfte stützte.
    »Um es mit ihm zu machen, während ich zuschaue«, sagte Mecha kühl.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, wehrte sich Max.
    »Sei still.«
    Die Frau nannte eine Summe. Wieder betrachtete Max die langen, schlanken Beine unter dem engen Schlauchrock. Gegen seinen Willen war er erregt. Was nicht an der Prostituierten lag, sondern an Mechas Verhalten. Sekundenlang stellte er sich ein Zimmer in einem nahen Stundenhotel vor, ein Bett mit schmutzigen Laken, sich selbst, wie er sich diesem schmalen, wendigen Körper widmete, während die nackte Mecha aufmerksam zusah, und wie er sich anschließend ihr zuwandte, um, feucht von der anderen, in sie einzudringen. Erneut dieses lüsterne, vollkommene Fleisch in Besitz zu nehmen, dessen begehrliches Pulsieren er jetzt an seinem Arm spürte.
    »Nehmen wir sie mit«, verlangte Mecha plötzlich.
    »Nein«, sagte Max.
    Im Negresco, während der Regen immer lauter gegen das Fenster trommelte, fielen sie mit so unbändiger Leidenschaft übereinander her, als lieferten sie sich einen verzweifelten Kampf, lautlos bis auf ihr Schnauben und Stöhnen, ein wollüstiges Schwelgen und Schlagen, unflätige Verwünschungen, die Mecha ihm mit obszöner Schärfe ins Ohr flüsterte. Die Erinnerung an die große, schlanke Frau begleitete sie die ganze Zeit, so greifbar, als wäre sie tatsächlich gegenwärtig, würde sie beobachten oder sich beobachten lassen, sich ihren verschwitzten, wollüstigen, in zielstrebiger Wildheit ineinander verschlungenen Körpern gehorsam fügen.
    »Ich würde sie auspeitschen, während du in ihr bist«, flüsterte Mecha atemlos und leckte die Schweißtropfen von Max’ Hals. »Ich würde ihr in den Rücken beißen und sie martern ... Ja. Bis sie schreit.«
    Plötzlich schlug sie Max ins Gesicht, bis ihm das Blut aus der Nase lief; und während er den Strom aufzuhalten versuchte, der rote Flecken auf dem Laken hinterließ, küsste sie ihn ungestüm und tat ihm noch mehr weh, Nase und Mund blutverschmiert, außer sich wie eine Wölfin, die mit wütenden Fängen ihre Beute zerreißt; und er klammerte sich an die Bettstangen und suchte nach einem Halt, um nicht in den Abgrund zu gleiten, presste die Zähne zusammen und unterdrückte das Aufheulen animalischer Bedrängnis, so alt wie die Welt, das aus seinem tiefsten Inneren hervorbrechen wollte. Solange er konnte, bezähmte er sein Verlangen, zögerte den Augenblick hinaus, da jede Zurückhaltung unmöglich würde, beherrschte die Sehnsucht, sich besinnungslos in den Brunnen ohne Seele, ohne Welt, ohne Sein fallen zu lassen, von den Armen dieser Frau in den Irrsinn und ins Vergessen gerissen zu werden.
    »Ich würde gern etwas trinken«, sagte sie viel später, als sie ihre Zigarette ausdrückte.
    Max hielt das für eine gute Idee. Sie warfen sich schnell etwas über und gingen die breite Treppe hinunter in die kreisrunde Vorhalle und an die holzgetäfelte Bar, die Adolfo, der spanische Barmann, soeben schließen wollte. Seine gerunzelte Stirn entspannte sich, als er sah, wer die späten Gäste waren: Für Adolfo gehörte Max seit Jahren zu jener erlesenengeheimen Bruderschaft, deren Mitglieder von jedem Kellner, Taxifahrer, Maître, Blumenhändler, Schuhputzer, Hotelportier und dem ganzen übrigen Personal, das die reiche Welt in Gang hielt, instinktiv und auf den ersten Blick erkannt wurden. Wobei dieses Wohlwollen nicht von ungefähr kam. Max, dem bewusst war, wie hilfreich vertraute Beziehungen zu Bediensteten sein konnten, bemühte sich stets, mit charmanter Kumpelhaftigkeit, rücksichtsvollem Umgangston und angemessenen Trinkgeldern solche Verbindungen zu pflegen.
    »Drei West-Indians, Adolfo. Zwei für uns und einen für dich.«
    Obwohl der Barmann sich erbot, einen der Tische herzurichten – die bronzenen Wandleuchten hatte er bereits wieder für sie eingeschaltet –, machten sie es sich auf den Barhockern am Tresen unter einer

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