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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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den er längst für unmöglich gehalten hat.
    »Die Partie beginnt um sechs«, sagt sie schließlich. »Du hast zwei Stunden bei Dunkelheit, wenn alles gut geht. Mit Glück etwas mehr.«
    »Und wenn ich Pech habe, weniger?«
    »Kann sein.«
    »Weiß dein Sohn, was ich vorhabe?«
    »Nein.«
    »Und Karapetian?«
    »Auch nicht.«
    »Was ist mit Irina?«
    »Sie haben eine Eröffnung vorbereitet, die Jorge aber nicht spielen wird, oder nicht genau so. Die Russen werden annehmen, Jorge hätte seine Pläne in letzter Sekunde geändert.«
    »Werden sie keinen Verdacht schöpfen?«
    »Nein.«
    Sie berührt das Kletterseil, als kämen ihr bei seinem Anblick kritische Situationen in den Sinn, an die sie bisher gar nicht gedacht hatte. Plötzlich wirkt sie besorgt.
    »Hör zu, Max ... Was du vorhin gesagt hast, stimmt. Die Partie kann auch früher zu Ende sein. Ein unvorhersehbares Remis wegen Dauerschach, oder einer der beiden gibt auf ... Dann bist du womöglich noch drin, wenn Sokolow und seine Leute zurückkehren.«
    »Verstehe.«
    Mecha scheinen immer größere Zweifel zu kommen.
    »Wenn du merkst, dass es brenzlig wird, vergiss das Buch«, sagt sie schließlich. »Sieh dann zu, dass du da schleunigst rauskommst.«
    Er sieht sie dankbar an. Es tut ihm gut, das zu hören, ihre Sorge zu spüren. Diesmal kann der alte Schwindler in ihm der Versuchung nicht widerstehen, das passende stoische Grinsen aufzusetzen.
    »Ich gehe mal davon aus, dass es eine lange Partie wird«, sagt er. »Plus Post-Mortem-Analyse, wie ihr so schön sagt.«
    Sie betrachtet die Werkzeugtasche. Darin sind ein halbes Dutzend nützlicher Instrumente, einschließlich einer Diamantspitze zum Glasschneiden.
    »Warum tust du es, Max?«
    »Er ist mein Sohn«, entgegnet er spontan. »Das hast du selbst gesagt.«
    »Du lügst. Es ist dir völlig gleich, ob er dein Sohn ist oder nicht.«
    »Vielleicht bin ich es dir schuldig.«
    »Schuldig? Du?«
    »Vielleicht habe ich dich geliebt. Damals.«
    »In Nizza?«
    »Immer.«
    »Auf eine höchst sonderbare Art, mein Freund ... Damals wie heute.«
    Mecha hat sich neben die Ausrüstung aufs Bett gesetzt. Unvermittelt spürt er den Drang, ihr noch einmal zu erklären, was sie zur Genüge weiß. Dem alten Groll noch einmal ein wenig Luft zu verschaffen.
    »Du hast dich überhaupt nie gefragt, wie die Welt für Menschen aussieht, die kein Geld haben, nicht wahr?«
    Sie sieht ihn verblüfft an. Es liegt keine Anklage in Max’ Tonfall, es klingt vielmehr wie eine Feststellung, etwas Objektives.
    »Du hattest nie das Bedürfnis nach einem Rachefeldzug«, fährt er fort, »gegen die Satten, Zufriedenen, die nachts ruhig schlafen und nur zu dir kommen, wenn sie dich brauchen. Dir wohlgesinnt sind, solange es ihnen in den Kram passt und dich aber nie auf einen grünen Zweig kommen lassen.«
    Max ist ans Fenster getreten und deutet auf den Ausblick, das Kap, die Landschaft um Sorrent, die luxuriösen Villen am Hang.
    »Ich hatte dieses Bedürfnis sehr wohl«, setzt er hinzu. »Und eine Zeit lang habe ich geglaubt, diesen Kampf gewinnen zu können. Mich nicht länger herumschubsen zu lassen ... Sondern über die Ledersitze von Nobellimousinen zu streichen, Champagner aus feinen Kristallkelchen zu trinken, mit schönen Frauen zu verkehren ... All das, was ihr, deine beiden Ehemänner und du, immer schon gehabt habt, aus schierem, blödem Zufall.«
    Er verstummt für einen Moment und schaut sie abermals an. Wie sie dort auf dem Bett sitzt, in diesem Licht, ist sie beinahe wieder schön.
    »Schon allein deshalb hatte es nie die geringste Bedeutung, ob ich dich geliebt habe oder nicht.«
    »Für mich hätte es sie durchaus gehabt.«
    »Du konntest dir diesen Luxus erlauben. Auch diesen. Ich musste mich um andere Dinge kümmern. Liebe war nicht das Vordringlichste.«
    »Und jetzt?«
    Mit resignierter Miene geht er auf sie zu.
    »Wie ich dir vorgestern gesagt habe. Ich bin gescheitert. Ich bin vierundsechzig Jahre alt, ich bin müde, und ich habe Angst.«
    »Jetzt verstehe ich ..., ja, natürlich. Du tust es für dich selbst. Aus demselben Grund, der dich in dieses Hotel geführt hat. In Wahrheit bin nicht einmal ich dein Motiv.«
    Max hat sich neben sie auf die Bettkante gesetzt.
    »Doch, das bist du«, widerspricht er. »Indirekt vielleicht. Das, was du warst und was wir waren ... Was war.«
    Ihr Blick ist beinahe zärtlich.
    »Wie hast du diese Jahre erlebt?«
    »Die Jahre des Scheiterns? Nach und nach bin ich zu dem geschrumpft, der

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