Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
Recht wozu hat ... Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie es sich aussuchen können. Mit den besagten Herren zu sprechen oder mit der Polizei.«
»Ich habe vor der Polizei nichts zu verbergen.«
Die beiden Eindringlinge stehen jetzt stumm und reglos da und betrachten ihn kühl; und ihre Unbeweglichkeit schreckt Max noch mehr als das Schweigen. Nach einer Weile kratzt sich der mit den glatten Haaren an der Nase. Gedankenvoll.
»Wir machen Folgendes, Herr Costa«, sagt er. »Ich werde Sie am einen Arm nehmen und mein Freund am anderen, und dann gehen wir hinunter, durch die Halle und nach draußen zu unserem Wagen. Sie können Widerstand leisten oder es sein lassen ... Wenn Sie es tun, wird es Tumult geben, und die Hoteldirektion wird die örtliche Polizei rufen. Aber wenn sie freiwillig mitkommen, entstehen keine Probleme. Für welche Alternative entscheiden Sie sich?«
Max versucht, Zeit zu gewinnen. Nachzudenken über mögliche und unmögliche Lösungen und Fluchtwege.
»Wer sind Sie? Wer schickt Sie?«
Der andere macht eine ungeduldige Geste.
»Wir kommen im Auftrag einiger Schachfreunde. Friedliebender Menschen, die sich mit Ihnen über ein paar fragwürdige Spielzüge austauschen möchten.«
»Davon verstehe ich nichts. Ich interessiere mich nicht für Schach.«
»Im Ernst? Wer hätte das gedacht ... Jedenfalls haben Sie für Ihr Alter eine Menge Unannehmlichkeiten auf sich genommen.«
Während er spricht, greift der Mann mit den glatten Haaren nach Max’ Jacke, die auf einem Stuhl liegt, und hält sie ihm drängend hin. Seine Reserven an Höflichkeit scheinen allmählich aufgebraucht.
Der Koffer lag noch offen, aber fertig gepackt auf dem Bett: Schuhe in Flanellbeuteln, gefaltete Hemden, drei zusammengelegte Anzüge im oberen Teil. Eine Reisetasche aus hochwertigem Leder, passend zum Koffer. Max war im Begriff, Mecha Inzunzas Haus in Antibes zu verlassen und sich auf den Weg zum Bahnhof von Nizza zu machen, er hatte einen Platz im Train Bleu reserviert. Die drei Briefe des Grafen Ciano waren im Koffer versteckt, dessen Futter Max vorsichtig gelöst und wieder festgeklebt hatte. Noch war er nicht sicher, was er damit anfangen sollte, und er saß auf glühenden Kohlen, solange sie sich in seinem Besitz befanden. Er brauchte Zeit, um über ihre weitere Verwendung nachzudenken. Um die Tragweite der Ereignisse der vergangenen Nacht in Susana Ferriols Villa und im Haus der Rue de la Droite zu erfassen. Und die Folgen abzuschätzen.
Er hatte soeben den Windsorknoten an seinem blütenweißen Kragen zurechtgerückt – er war in Hemdsärmeln, Hosenträgern und noch offener Weste – und betrachtete einen Moment sein Gesicht im Schlafzimmerspiegel: das hoch gescheitelte Haar, glänzend vor Brillantine, das frisch rasierte, nach Floïd-Rasierwasser duftende Kinn. Von den Spuren des Kampfes mit Fito Mostaza war zum Glück kaum noch etwas zu sehen, die Schwellung der Lippe hatte nachgelassen, und das Auge war auch schon besser. Ein wenig Puder von Mechas Toilettentisch kaschierte den violetten Schatten des Blutergusses unter dem Lid.
Als er sich umdrehte – er war gerade dabei, seine Weste zuzuknöpfen –, stand sie in der Tür, fertig angezogen und mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Er hatte sie nicht kommen hören und wusste nicht, wie lange sie ihm schon zuschaute.
»Um wie viel Uhr geht dein Zug?«, fragte Mecha.
»Um halb acht.«
»Bist du fest entschlossen zu fahren?«
»Natürlich.«
Sie trank einen Schluck und betrachtete gedankenverloren die Tasse.
»Ich weiß immer noch nicht, was gestern Abend passiert ist. Warum du hierhergekommen bist.«
Max zeigte ihr seine offenen Handflächen. Nichts zu verbergen, sollte diese Geste heißen.
»Habe ich dir doch erzählt.«
»Gar nichts hast du mir erzählt. Nur, dass du ein ernstes Problem hast und nicht länger im Negresco bleiben kannst.«
Er nickte. Auf dieses Gespräch war er schon seit einiger Zeit vorbereitet. Er wusste, dass sie ihn nicht einfach so ziehen lassen würde, und tatsächlich verdiente sie ein paar Antworten. Die Erinnerung an ihre Haut und ihren Mund, ihren nackten, in den seinen verschlungenen Körper verstörte ihn aufs Neue, und für einen Moment fühlte er sich leicht benommen. Mecha Inzunza war so schön, dass ihm die Trennung von ihr eine körperliche Anstrengung abverlangte. Ein paar Momente lang erwog er, was Liebe und Begehren bedeuten mochten, inmitten all dieser Ungewissheitund Angst, ohne den geringsten Anhalt, was die
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