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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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verpönt gewesen, weil sie als unschicklich galten. In seiner Kindheit sei nur bei den Matinees der italienischen und spanischen Kulturvereine, in Freudenhäusern und in den Junggesellenappartements reicher Söhne Tango getanzt worden. Und obwohl er längst Salons und Theater erobert habe, seien cortes und quebradas auf bestimmten Veranstaltungen bis heute verboten. Das Zwischen-die-Beine-Gehen, wie man vulgär sage. Für die gesellschaftliche Anerkennung habe der Tango seinen Charakter geopfert, stellte Max fest. Die Schritte seien schleppender geworden, langsamer und weniger lasziv. Von der Parisreise, mit der er seine Berühmtheit erlangt habe, sei ein gezähmter Tango zurückgekommen.
    »Er verwandelte sich in diesen monotonen Tanz, den man in den Salons sieht, oder wurde zu der dummen Kinoparodie von Valentino.«
    Die honigfarbenen Augen waren unverwandt auf Max gerichtet, der ihren Blick spürte und ihn angestrengt mied. Erholte sein Zigarettenetui hervor, klappte es auf und hielt es der Frau hin. Sie nahm eine der türkischen Zigaretten und steckte sie in ihr elfenbeinernes Mundstück; auch ihr Mann bediente sich, zückte sein goldenes Feuerzeug und gab ihr Feuer. Sie beugte sich der Flamme ein wenig entgegen, hob dann den Kopf, und durch die erste Rauchwolke, dicht und bläulich im Sonnenlicht, das durchs Fenster drang, sah sie Max wieder an.
    »Und in Buenos Aires?«, fragte Armando de Troeye.
    Max lächelte, klopfte seine Abdul Pashá ein paarmal sacht auf den Deckel des Etuis und zündete sie an. Die Wende, die das Gespräch mit dieser Frage nahm, erleichterte es ihm, der Frau wieder in die Augen zu sehen. Er tat es drei Sekunden lang mit demselben Lächeln. Dann wendete er sich wieder an ihren Mann.
    »In den Vorstädten, im Unterweltmilieu, kommt es noch manchmal vor, dass jemand die Hüfte abknickt und das Bein vorschiebt. Dort hält sich das, was vom alten Tango übrig ist ... Das, was wir tanzen, ist im Grunde nur ein schwacher Abklatsch davon. Eine verfeinerte Habanera.«
    »Betrifft das auch die Liedtexte?«
    »Ja, obwohl diese jüngeren Datums sind. Am Anfang gab es nur Instrumentalmusik oder Couplets fürs Theater. In meiner Kindheit hörte man kaum gesungene Tangos, und wenn, waren sie immer frech und unanständig, zweideutige Geschichten, vorgetragen von zynischen Luden ...«
    Er brach ab, unsicher, ob es angemessen wäre, darauf näher einzugehen.
    »Und weiter?«
    Die Frage kam von ihr, während sie mit einem der Silberlöffelchen spielte, und half Max bei der Entscheidung.
    »Na gut ..., Sie brauchen sich nur die Titel aus dieser Zeit anzuschauen: Qué polvo con tanto viento , Siete pulgadas , Cara sucia , womit in Wahrheit etwas ganz anderes gemeintist, oder La c...ara de la l...una , immer mit drei Pünktchen dazwischen, weil es eigentlich, und verzeihen Sie die Derbheit, La concha de la lora heißt.«
    » Lora ? Was bedeutet das?«
    »Prostituierte auf Lunfardisch. Das ist der Dialekt von Buenos Aires. In dem auch Gardel singt.«
    »Und concha ?«
    Max sah Armando de Troeye nur an und sagte nichts. Das Schmunzeln des Gatten erweiterte sich zu einem breiten Grinsen.
    »Muschel«, sagte er. »Verstanden.«
    »Verstanden«, wiederholte sie einen Augenblick später, ohne zu lächeln.
    Den sentimentalen Tango, erzählte Max weiter, gebe es noch nicht lange. Es sei Gardel gewesen, der diese rührseligen Texte populär gemacht und den Tango mit gehörnten Bösewichten und schamlosen Frauen bevölkert habe. In seiner Stimme habe sich der Zynismus des Luden in Tränen und Melancholie aufgelöst. Sei zu Poesie geworden.
    »Wir haben Gardel vor zwei Jahren kennengelernt, als er in Madrid im Romea aufgetreten ist«, sagte de Troeye. »Ein sehr sympathischer Mann. Ein bisschen geschwätzig, aber nett.« Er sah seine Frau an. »Dieses Lächeln, weißt du noch? Als ob er ständig unter Volldampf stünde.«
    »Ich habe ihn nur einmal von weitem gesehen, als er eine Hühnersuppe im El Tropezón gegessen hat«, sagte Max. »Umringt von einem Haufen Leute, natürlich. Ich habe mich nicht getraut hinzugehen.«
    »Er singt wirklich sehr gut, das muss man zugeben. So sinnlich, nicht wahr?«
    Max zog an seiner Zigarette. De Troeye schenkte sich noch einen Cognac ein und bot Max die Flasche an, doch der schüttelte den Kopf.
    »Diese Form des Gesangs war tatsächlich seine Erfindung.Bis dahin gab es nur Couplets und Bordelllieder. Er hatte im Grunde keine Vorbilder.«
    »Und die Musik?« De Troeye befeuchtete

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