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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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unfair gegenüber den Gastgebern. Wenn ich nur an die »Todesfalle Stadion« denke, vor der uns emsige Warentester im Vorfeld der WM 2006 in Deutschland mit viel Getöse gewarnt hatten, oder an den Killersmog von Peking 2008 , den mutmaßlich nur wenige Olympiateilnehmer überleben würden – was für ein Unfug!

20
    SIE SIND SUSPENDIERT!
    Meine Verbannung aus der ARD
    An die Sommerspiele 2004 in Athen kann ich mich nicht mehr erinnern. Denn ich war nicht dabei.
    Das war eine klassische ARD -Nummer. Ich arbeitete ja seit 1992 als Olympiamoderator im Ersten, ich war immer gesetzt, und ich hatte mir meines Wissens beim Moderieren nichts Wesentliches zuschulden kommen lassen. Ich hatte allerdings den Makel, keine Frau zu sein. Denn mittlerweile war die junge und schöne Monica Lierhaus aufgetaucht, die auf Druck des WDR in Athen auf jeden Fall moderieren musste. Zudem hatte sie gerade mit ihrem Lebensgefährten in Berlin eine eigene Produktionsfirma gegründet, über die weitere Lierhaus-Sendungen ins Erste gebracht werden sollten.
    Michael Antwerpes musste als Sportchef des federführenden SWR ebenfalls auf jeden Fall moderieren – fand er zumindest. Wenn es nach der Senderpolitik ginge, müssten bei solchen Großveranstaltungen in der ARD ja immer mindestens acht, neun Leute moderieren, vielleicht in Halbstunden schichten, damit alle glücklich sind. Geht aber nicht.
    Reinhold Beckmann, der natürlich auch auf jeden Fall moderieren musste, wurde mit einer spätabendlichen Talkrunde auf einem Traumschiff im Hafen von Athen beglückt, dem unmittelbaren Vorgänger von Waldi und Harry , also quasi Reinhold und Beckmann . Dadurch, dass ich nicht mehr BR -Sportchef war, war meine Machtbasis dahin, so ist das in der ARD . Ich habe nie von irgendjemandem aus der Anstalt einen Brief oder einen Anruf erhalten, von einem persönlichen Gespräch ganz zu schweigen, warum ich für Athen von heute auf morgen ohne Angabe von Grün-den aus der Mannschaft genommen wurde. Dabei haben sie mich ein Jahr davor, nach der Rudi-Völler-Geschichte, noch gepampert und gepudert. Man hätte mir ja sagen können: »Hömma, Waldi, die Zeiten ändern sich. Monica muss, Michael will, das verstehst du doch.« Das hätte mich zwar nicht erfreut, aber es wäre korrekt gewesen. Man hätte mich auch fragen können, ob ich gern irgendeine andere Rolle in Athen übernehmen würde. Hat man aber nicht. Ist nicht ARD -like.
    Sicherheitshalber haben sie mich dann im Vorfeld der Spiele gleich noch suspendiert. In diesen Jahren hatte ich in der samstäglichen Sportschau immer zwei Auftritte, zu Beginn eine Anmoderation zum Topspiel der Woche, am Ende ein Trainerinterview. Dann entschied ARD -Sportkoordinator Hagen Boßdorf, dieses Topspiel nicht mehr als solches zu bezeichnen und mir ohne Rücksprache die Moderation am Anfang zu streichen, also die Hälfte meiner ohnehin schon kargen Auftritte in der Sportschau – was ich durch einen Anruf von Bild erfahren habe. Auch hier wieder: alles eine Frage des Stils. Aber mit Boßdorf, den man laut Entscheidung des Landgerichts Berlin aus dem Jahr 2006 ungestraft als »Stasi- IM Florian Werfer« bezeichnen darf, konnte ich nicht. Oder besser gesagt: Ich konnte nicht mehr.
    Als er in kurzen Hosen erstmals als ORB -Sportchef zu einer Sportchefsitzung auflief, ahnte ich schon: Ui, das könnte schwierig werden. Wobei: Am Anfang, bis 2003 , funktionierte es noch ganz ordentlich mit uns. Dann kam die Völler-Geschichte, Käse und Scheißdreck, als er meinte, ich hätte die Krone des Journalismus für einen schäbigen Weißbierver trag zu Markte getragen. Das hat er offenbar nicht gepackt. Von da an hat Boßdorf, so mein Eindruck, gestichelt und Spiel chen gespielt, wo er nur konnte.
    Jedenfalls habe ich mich 2004 gegen diese Sportschau -Degradierung gewehrt. Das Ganze schaukelte sich hoch zu einer öffentlichen Diskussion – Boßdorf in der einen Zeitung, ich in der anderen Zeitung. O-Ton in allen Gazetten: »Weißbier-Waldi: Krach bei der Sportschau! « – » BILD-TED – 90 , 7 Prozent fordern: Wir wollen Waldi wieder.« – »Rettet Waldi!« Ich wurde zur aussterbenden Art, der Waldi quasi auf der Roten Liste aller Tierschutzorganisationen dieser Welt! Sogar der damalige CSU -Generalsekretär Markus Söder, immer schon findig, wenn es darum geht, in der Zeitung zu stehen, ganz wurscht mit was, sprang mir zur Seite: »Wir wollen unseren Waldi wiederhaben. Als ausgewiesener Bayern-Experte und leidenschaftlicher Clubfan

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