DS003 - Der blaue Meteor
wissenschaftliche Ausrüstung ist jedenfalls vollständig«, sagte Doc bestätigend.
Die Geräte, auf die sich Docs Worte bezogen, bestanden in erster Linie aus einem kompletten chemischen Labor, das Monk gehörte, aus Aggregaten zur Stromerzeugung und den vielen Teilen, die auf dem weiten Gebiet der Elektronik gebraucht werden, auf dem Long Tom unschlagbar war, wie er schon oft bewiesen hatte. Zudem verfügte auch der Bronzemann über verschiedene Mechanismen und chemische Lösungen, die seinem unruhigen Erfindergeist immer wieder neue Nahrung gaben.
Sie traten hinaus, und eisige Luft umfing sie. Wie Dampfwolken stand ihnen der Atem vor den Mündern.
Die Gebäude ringsum waren aus roh behauenen Steinen errichtet worden, die mit Lehm verklebt waren. Die Dächer waren flach. Weiß und Grau stellten die vorherrschenden Farben dar. Auffallend war das Fehlen von verglasten Fenstern.
Die Straßen bestanden aus engen Schneisen zwischen ausgetrockneten lehmigen Flächen, zweistöckige Häuser bildeten die Ausnahmen. Große verwilderte Hunde streiften durch die Gassen.
Nahe dem Mittelpunkt der kleinen Ansiedlung erhoben sich mehrere lange, scheunenähnliche Bauten, die nach der Meinung Long Toms, des Elektronikexperten, wie Flugzeughangars aussahen.
Doc schüttelte den Kopf. »Es sind Singhallen, die von den Lamas benutzt werden«, erklärte er.
Sie zweifelten nicht an seinen Worten, denn Doc besaß zweifellos das umfassendste Wissen von ihnen allen.
Ein großer Tibeter in hohen Stiefeln, grellem Gewand und wuchtiger Kopfbedeckung aus Pelz begegnete ihnen. Er trug eine altmodische Steinschloßflinte.
Doc sprach den Tibeter an. »Welche Stadt ist dies, o Wissender?« fragte er.
Der Mann konnte seine Überraschung nicht verbergen, als er von einem Weißen in der Sprache der gebildeten Tibeter angeredet wurde.
»Der Name der Stadt ist Tonyi«, antwortete er.
Der Tibeter musterte die fünf Freunde neugierig. Er war ein handfester Bursche mit klaren Augen und von natürlicher Höflichkeit.
»Hast du je von einem Himmelsbesucher gehört, den sie den blauen Meteor nennen?« war Docs nächste Frage.
Eine auffallende Veränderung ging mit dem Tibeter vor. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, die olivfarbene Haut wurde blaß, und seine Faust schloß sich fester um das Gewehr. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder, unfähig, ein Wort hervorzubringen.
»Er hat von ihm gehört«, murmelte Renny mit den mächtigen Fäusten.
Doc wandte sich erneut an den Mann. »Kannst du mir etwas über einen Mann namens Mo-Gwei berichten?«
Diese Frage übte eine noch dramatischere Wirkung auf den Tibeter aus. Er stieß einen Schrei des Entsetzens aus, wirbelte herum und floh mit allen Anzeichen grenzenlosen Entsetzens.
Monk traf Anstalten, ihm nachzueilen, aber Docs eiserne Hand legte sich auf seine Schulter und hielt sie zurück.
»Ich will ihn nur zwingen, unsere Fragen zu beantworten«, sagte Monk ärgerlich, aber Doc winkte ab.
»Seht dorthin!«
Ringsum waren wie auf Befehl Dutzende von Tibetern aus den Häusern getreten. Alle waren schwer bewaffnet, und ihre Waffen stammten aus verschiedenen Zeiten – Schwerter und Speere waren ebenso vertreten wie moderne Schnellfeuergewehre. Mit finsteren Mienen beobachteten sie Doc und seine Männer und blickten dem flüchtenden Tibeter nach, dessen Schrei sie alarmiert hatte.
»Versuche, den Flüchtenden aufzuhalten, und der schönste Kampf ist im Gange«, sagte Doc trocken.
»Ja, du hast recht«, erwiderte Monk, und sein Blick wanderte über die feindseligen Mienen der Tibeter. »Warum starren sie uns so unfreundlich an?«
»Sie mögen weiße Männer nicht«, erwiderte Doc. »Du kannst es angeborenen Instinkt oder sonstwie nennen. Es hat jedenfalls keinen Sinn, sich zu einem Streit provozieren zu lassen.«
Johnny nickte. »Es ist erst knapp zehn Jahre her, daß die tibetische Regierung den ersten weißen Mann zum Besuch der Hauptstadt Lhasa einlud. Zwei Jahre später gab sie Erlaubnis, von Indien eine Telegrafenlinie nach Lhasa zu errichten.«
Die Menge, die den sechs Weißen gegenüberstand, wuchs zusehends und ihre Haltung wurde drohender.
»Wir kehren besser um«, riet Doc. »Wir wollen ihnen keine Gelegenheit bieten, uns herauszufordern. Der einzelne mag nichts gegen uns haben, als Gruppe aber reagieren sie instinktiv.«
Doc ging voran, die fünf Freunde folgten ihm wieder in das Gebäude, in dem sie vor einiger Zeit nach langem Schlaf erwacht waren.
»Sie wissen über
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