DS009 - Feuerzeichen am Himmel
Füße des Athleten schwebten zollbreit über dem Boden.
Monk musterte den Fahrer des Lieferwagens. Er trug noch den Anzug, den er während der Nacht getragen hatte, trotzdem schien mit ihm eine Veränderung vorgegangen zu sein. Er stand gerade und mit gewölbter Brust, und sein lahmes Bein wirkte plötzlich gar nicht mehr lahm.
»Doc Savage!« rief Monk verwundert.
6.
Doc Savage würgte seinen Gefangenen nicht, sondern er massierte mit den Fingerspitzen die empfindlichen Nerven am Hals des Mannes, bis er am ganzen Körper schlaff und wie paralysiert war. Doc wußte aus Erfahrung, daß dieser Zustand mehrere Stunden andauern würde.
Als der Mann vollständig gelähmt war und nur seine Augen und sein Atem verrieten, daß er noch lebte, ließ Doc Savage ihn zu Boden gleiten. Monk und Ham standen reglos und warteten, bis Doc ihnen die Fesseln abnahm. Docs kräftige Finger bewältigten die komplizierten Knoten ohne Anstrengung.
»Haben Sie gehört, was im Zimmer gesprochen wurde?« wollte Monk wissen.
»Praktisch alles«, erwiderte Doc. »Nachdem ich den Lieferwagen verlassen hatte …«
»Haben Sie die Nägel auf die Straße gestreut?« fragte Ham neugierig.
»So ist es«, antwortete Doc. »Ich habe den Wagen von einem Mann, der zufällig vorbeikam, gemietet, ich habe ihm auch seine Kleider abgekauft. Er hatte Material für ein Dach geladen, und die Schachtel mit Nägeln, die er dabei hatte, kam mir zustatten. Schminke habe ich immer bei mir, aber in diesem Fall genügte ein wenig Farbe und Wachs für die Wangen.«
Monk und Ham schüttelten die Fesseln ab.
»Was halten Sie von dieser Sache, Doc?« erkundigte sich Monk.
»Der Boß hat offenbar die Bank in Kansas City ausgeraubt«, sagte der Bronzemann.
»Vermutlich. Aber was ist mit den Feuerstreifen am Himmel? Sie stehen offenbar in einem Zusammenhang mit dieser Bande. Und warum ist Willard Spanner ermordet worden? Und wer ist das Mädchen, und was will sie hier?«
»Er denkt immer nur an Weiber«, meinte Ham verdrossen.
»Sie hat sich seltsam benommen«, sagte Monk. »Ich verstehe das alles nicht mehr, mir schwirrt richtig der Kopf …«
Doc hob den Revolver des Mannes mit den ungewöhnlichen Augen vom Boden auf und feuerte zweimal in die Luft. Die Schüsse dröhnten.
»Jetzt denken sie, er hätte euch erschossen.« Doc lächelte. »Das wird uns eine Atempause verschaffen.«
Sie gingen wieder ins Haus und kamen an eine Tür, die offensichtlich verschlossen war. Normalerweise boten Schlösser Doc Savage keine Schwierigkeit, aber an dieser Tür war ein Vorhängeschloß, und zwar an der anderen Seite.
»Wir gehen durch den Keller«, flüsterte der Bronzemann.
Die Tür zur Kellertreppe war angelehnt und knarrte leise, als Doc sie öffnete. Am Fuß der Treppe befand sich ein Freizeitraum mit einem Billardtisch, dessen grüne Bespannung ausgeblichen und verrottet war. Anscheinend war den Indianern der Tisch zu unhandlich gewesen, deswegen hatten sie ihn beim Umzug nicht mitgenommen.
Hinter dem Freizeitraum lag der Heizkeller. Monk trat als erster ein und blieb starr stehen.
»Seht euch das an!« sagte er.
Im trüben Licht, das durch das schmutzige Fenster sickerte, erkannten sie zwei Männer, die mit Handschellen an die Heizungsrohre gefesselt waren.
Einer der Männer war groß und schlank, und sein Körper sah aus, als sei er aus Latten und Leder zusammengefügt. Er grinste Doc und die beiden Assistenten an, und sein Grinsen wirkte ein wenig erschreckend, denn der Mann trug offensichtlich normalerweise ein Gebiß, das man ihm aber abgenommen hatte. Er trug einen gutgeschnittenen, etwas grellen Anzug. An seiner rechten Hand fehlte der Daumen.
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber für mich sind Sie so was wie Engel«, sagte er etwas undeutlich, weil er nicht daran gewöhnt war, ohne Zähne zu sprechen. »Sie gehören nicht zu der Bande. Befreien Sie uns, Bruder!«
Der zweite Mann war kugelrund wie ein Gummiball und hatte eine spiegelnde Glatze. An einem seiner fetten Finger trug er einen Ring, in dem einmal ein großer Stein gewesen sein mußte. Jetzt sah man nur noch ein Loch in der Mitte der Fassung.
»Ja«, sagte er und nickte eifrig, »machen Sie uns ganz schnell los!«
Monk trat zu ihnen hin und fragte mit seiner Kinderstimme leise: »Was seid ihr für Vögel, wie kommt ihr hierher?«
»Ich bin Pacht-Moore«, sagte der Lederige, dem die Zähne und ein Daumen fehlten.
»Quince Randwell«, sagte der Gummiball.
»Oh!« Monk war
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