DS011 - Doc in der Falle
nie satt?« röhrte Renny mißgelaunt. »Wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten, und ihr habt nur Dummheiten im Kopf.«
»Doc«, Johnny mischte sich ein, »du hast doch aus dem Hotel ein Stück Badewanne mitgenommen.«
»Richtig«, sagte Doc.
»Wozu brauchen wir es?«
»Mohallet muß das Mädchen eine Weile im Bad eingesperrt haben«, erläuterte Doc.
»Na und?«
»Sie hat eine Nachricht in die Badewanne geschrieben.«
»Womit hat sie geschrieben?«
»Mit Seife.«
»Hast du die Nachricht schon entziffert?«
»Noch nicht«, sagte Doc kleinlaut. »Die Schriftzeichen haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendeiner Schrift, die mir bisher begegnet ist.«
»Fliegen wir zurück und befassen uns mit dem Text?«
fragte Long Tom, der bisher geschwiegen hatte.
»Genau das haben wir vor«, belehrte ihn Doc.
9.
Es ging auf den Morgen zu. Einige Lieferwagen ratterten durch verödete Straßen, der Regen hatte aufgehört, aber der Nebel hatte sich mittlerweile über die Stadt gebreitet und hüllte die Wolkenkratzer ein.
In Docs Wohnung in der achtundsechzigsten Etage des Hochhauses verbrachten die fünf Assistenten die Zeit damit, die Stundenzeiger ihrer Uhren zu beobachten und zu warten, bis ihr Chef die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, entweder gelöst hatte oder für unlösbar erklärte.
Renny und Long Tom schliefen immer wieder ein; der Archäologe Johnny blätterte in mächtigen Folianten nach Alphabeten, die er vielleicht doch noch nicht kannte; Monk und Ham saßen so weit wie möglich voneinander entfernt und musterten sich gegenseitig in unregelmäßigen Abständen mit giftigen Blicken.
Doc hatte das herausgeschlagene Stück der Badewanne vor sich auf dem Tisch und besichtigte es nachdenklich. Er hatte schwarzes Puder, der zum Sichtbarmachen von Fingerabdrücken diente, über die rätselhaften Schriftzeichen gestäubt, das Email ein wenig erhitzt, damit die Seifenspuren weicher wurden, und den überflüssigen Puder heruntergeblasen.
Die Schriftzeichen waren nun deutlich sichtbar, aber sie ergaben keinen Sinn. Auch Johnny war mit seiner Weisheit am Ende. Er legte die Folianten weg und griff nach einem Buch über die südarabische Wüste Rub Al Khali.
Doc nahm Bleistift und Papier zur Hand und versuchte, die Schriftzeichen des weißhaarigen Mädchens zu kopieren; er verglich sie mit sämtlichen Schriftzeichen, die ihm geläufig waren, vom Alphabet der Phönizier angefangen bis zur Schrift der gegenwärtigen Syrer.
Monk spähte ihm über die Schulter.
»Als ob ein Huhn über das Papier gelaufen wäre«, bemerkte er.
Doc sah ihn betroffen an. »Das ist die Lösung! Und ich habe mir den Kopf zerbrochen ...«
Renny schreckte auf. »Du meinst, du hast den Text entziffert?«
»Wir alle können ihn entziffern«, sagte Doc.
Renny stand auf und kam zum Tisch.
»Ich nicht!« sagte er überzeugt.
»Denkt ein bißchen nach«, sagte Doc. »Das kann euch nichts schaden. Denken schärft den Verstand. Inzwischen wollen wir uns anhören, was Johnny uns über die Rub Al Khali mitzuteilen hat.«
Johnny rieb seine Brille mit dem überdimensionalen Vergrößerungsglas ab und stülpte sie wieder auf die Nase.
»In diesem Buch stehen einige bemerkenswerte Tatsachen«, sagte er im Ton eines Lehrers, der ein Rudel wenig intelligenter Schüler vor sich hat. »So ist zum Beispiel kaum bekannt, daß die Rub Al Khali nach wie vor nicht völlig erforscht ist. Überdies soll es im Süden einige uralte Ruinenstädte und etliche Salzseen geben.«
»Ist sie bewohnt?« wollte Monk wissen.
»Von einigen halbwilden Nomadenstämmen«, erwiderte Johnny. »Frisches Wasser ist außerordentlich knapp, Brunnen sind eine Seltenheit. Angeblich gibt es Kamelrassen, die salziges Wasser vertragen können, während die Nomaden wiederum von der Milch dieser Kamele leben, aber ich habe da einige Zweifel. So was muß ich sehen, bevor ich es glaube.«
»Was ist sonst noch bekannt?« fragte Monk.
»Herzlich wenig. Vor einigen Jahren hat ein Engländer eine Expedition durch die Rub Al Khali unternehmen wollen, er ist aber nicht weit über die Randgebiete hinausgekommen. Andere sind weiter vorgedrungen — und verschollen.«
»Das hört sich gefährlich an«, meinte Monk.
»Man könnte die Wüste aus der Luft erforschen«, gab Renny zu bedenken.
»Dafür hat sich offenbar bisher niemand interessiert«, sagte Ham. »Forscher sind nicht weniger geldgierig als andere Leute, sie möchten über ihre Entdeckungen
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