DS011 - Doc in der Falle
Die Spitzen der Schwerter glänzten ölig, als hätte man sie in Gift getaucht.
Johnnys Faust zuckte zur Schulterhalfter, in der er seine Schnellfeuerpistole aufzubewahren pflegte. Die Pistole war verschwunden, offenbar hatte die scheinbar weibliche Gestalt die Waffe bei dem Zusammenprall an sich genommen.
Johnny retirierte zu einer Mauer, um wenigstens den Rücken frei zu haben. Die Araber mit den Schwertern rückten nach, sie kamen von beiden Seiten. Johnny duckte sich verzweifelt. Er hatte keine weitere Waffe bei sich, lediglich ein zweites geladenes Magazin für die abhanden geratene Pistole steckte in seiner Hosentasche.
Johnny riß es heraus und schleuderte es nach dem Gesicht des vorderen Angreifers. Der Araber wich aus mit einer Geschicklichkeit, die auf einen langjährigen Umgang mit tückischen beißenden Dromedaren schließen ließ. Das Magazin klirrte über das Pflaster. Ein Straßenköter stürzte sich auf das Magazin und bellte es an, andere Straßenköter scharten sich zu ihm und zu den Arabern und kläfften begeistert, die Araber verfluchten die Köter und Johnny, verscheuchten die Hunde mit Tritten und griffen abermals an.
Johnny steckte in der Klemme. Es gab keinen Ausweg mehr. Die Mauer hinter ihm war zu hoch als daß er sie hätte überspringen können, und er zweifelte nicht daran, daß die geringste Verletzung durch die vergifteten Schwerter seinen Tod bedeutete.
Aber Johnnys Retter war schon unterwegs. Er kam um eine Ecke, ein fetter, gutangezogener Mann, und herrschte die Araber an.
»Hört auf!« schrie er in seiner Sprache. »Verschwindet!«
Er blieb stehen, zog mit verblüffender Schnelligkeit einen großkalibrigen Revolver und ballerte in die Luft.
Die Araber schauten verwirrt zu ihm hin, hatten aber offensichtlich nicht vor, zu verschwinden ohne Johnny abgeschlachtet zu haben.
Der fette Mensch schoß noch einmal, aber diesmal nicht in die Luft. Einer der Araber stieß einen Schrei aus, ließ sein Mordgerät fallen, knickte nach vorn, preßte beide Hände gegen den Bauch und lief taumelnd die Straße entlang, seine Kumpane hasteten hinter ihm her.
Johnny hob das Schwert vom Boden auf und traf Anstalten, die Araber zu verfolgen. Der fette Mensch stellte sich ihm in den Weg.
»Lieber nicht«, sagte er in verständlichem Englisch. »Lassen Sie sie laufen. Die Polizei wird in einer Minute hier sein und uns ins Gefängnis sperren. Hierzulande haben Polizisten die Angewohnheit, sämtliche Beteiligten bei einer Prügelei hinter Gitter zu setzen.«
»Vielleicht haben Sie recht« Johnny ließ das Schwert fallen.
Der fette Mensch zog ihn durch ein Gassengewirr vom Tatort weg. Johnny besah sich von der Seite den Mann, der ihn gerettet hatte. Dessen eleganter Burnus und das glattrasierte Gesicht überraschten ihn; in diesem Teil der Welt waren Männer, die sich regelmäßig rasierten, keineswegs alltäglich.
»Mein Name ist Karl Zad«, sagte der dicke Mann.
»William Harper Littlejohn« Johnny stellte sich artig vor. »Für meine Freunde Johnny. Da Sie mir aus der Verlegenheit geholfen haben, darf ich Sie wohl zu meinen Freunden zählen ...«
Karl Zad blieb ein wenig zurück, scheinbar um nach den Arabern auszuspähen, tatsächlich aber, um niederträchtig zu grinsen.
Es hat geklappt
, dachte Karl Zad vergnügt. Dieses närrische Knochengestell kam nicht auf den Gedanken, daß der Überfall von ihm, Karl Zad, inszeniert worden war, um sich als Retter aufspielen zu können.
Er überholte Johnny, der ihm freundlich zulächelte.
Natürlich konnte Johnny nicht ahnen, daß Karl Zad mit dem schmalzgesichtigen, stoppelbärtigen Händler identisch war, der über Funk mit dem Erzschurken Mohallet konferiert hatte.
»Ich bin Kaufmann«, sagte Karl Zad. »Ich treibe Handel mit den abgelegenen Siedlungen längs der Küste. Sämtliche Eingeborenen sind Diebe und Räuber. Sie haben meine Karawanen so oft überfallen, daß sie mich beinahe aus der Branche gedrängt hätten«
»Sind ... sind Sie kein Eingeborener?« fragte Johnny
»Ich bin aus Mekka. Ich wünschte, ich hätte die Stadt nie verlassen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Banditen gesehen wie an dieser Küste. Die meisten sind unter der Führung eines gewissen Mohallet organisiert«
Johnny ging vor Überraschung beinahe zu Boden. Das Schicksal hatte ihm den richtigen Mann in den Weg geführt!
»Haben Sie«, fragte er eifrig, »je von einem sogenannten Crying Rock gehört?«
Karl Zad dachte lange nach.
»Ich
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