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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gruppe brachte es deutlich zum Ausdruck. Er sagte zu Miguel:
    »Die nächsten Lieferungen nur gegen Aufschlag! Gefahrenzulage! Und noch eins: Ich habe noch nie soviel Verrückte auf einem Haufen gesehen …«
    Als genügend Material herangeschafft worden war, arbeiteten über zweitausend Mann am Bau. Wo gab es das sonst: zweitausend Bauarbeiter auf einer Stelle! Mitten im Dschungel, an einem Berg, der das alles bezahlte. Als die ersten Baumaschinen, Bagger, Kräne, Betonmischer und Zementsilos in Diwata eintrafen, schüttelte Dr. Falke nur fassungslos den Kopf.
    »Was stört Sie nun schon wieder?« fragte Belisa angriffslustig.
    Sie hatte sich irgendwie verändert, und Dr. Falke wußte keine Erklärung dafür. Sein Verdacht, daß Tortosa und Belisa sich nähergekommen waren, schien sich nicht zu bestätigen. Ihre Besuche bei ihm hatte sie eingestellt, keiner verlor ein Wort über den anderen, und Tortosa saß jetzt abends mehr im Krankenhaus bei Dr. Falke als in seiner Hütte.
    »Was soll mich stören?« fragte Dr. Falke zurück.
    »Sie schütteln den Kopf.«
    »Ich begreife das nicht.«
    »Was begreifen Sie nicht?«
    »Da schuften dreißigtausend Männer bis zur völligen Erschöpfung, fressen sich in den Berg, brechen das Goldgestein in notdürftig abgestützten Stollen, da werden Land und Flüsse mit Quecksilber vergiftet, die Goldgräber bekommen mit ihren Sackprämien gerade so viel, daß sie essen, saufen und huren können und sich zur Abwechslung gegenseitig totschlagen … und Sie gehen hin und bauen einen Freizeitpark, wie ihn sogar europäische Großstädte nicht haben! Das soll jemand verstehen?«
    »Das ist praktizierter Sozialismus.«
    »Das ist Irrsinn! Größenwahn! Geben Sie jedem Digger ein paar Peso mehr – das ist besser.«
    »Irrtum! In einer Großstadt wäre das der richtige Weg … aber nicht hier im Dschungel. Noch mehr Geld, das heißt hier: Noch mehr saufen! Noch mehr Morde. Es gibt ein Dschungelgesetz, das jede Pflanze kennt: Wachse, indem du den anderen vernichtest. Der andere nimmt dir Licht und Luft weg!«
    »Und Sie haben keine Angst, daß, wenn alles fertig ist, die Regierung in Manila die Wunderstadt Diwata übernimmt?«
    »Nein. Ich habe das Wort des Präsidenten.«
    »Ein Politikerwort! Was ist das wert? Nach der nächsten Wahl kann alles anders sein. Die Interessen des Staates sind vorrangig.« Dr. Falke machte eine weite, alles umfassende Armbewegung. »Was hier entsteht, ist ein kleiner, selbständiger Staat.«
    »Sie haben es begriffen, Doktor!« Belisa reckte sich, als strahlten hundert Scheinwerfer sie an. »Ich baue meinen eigenen Staat!«
    »Muß ich in Zukunft Majestät zu Ihnen sagen?«
    »Sie sind ein Arschloch!«
    »Das weiß ich.«
    »Tortosa würde mich verstehen.«
    Es war das erstemal nach langer Zeit, daß sie diesen Namen wieder aussprach.
    »Bestimmt! Er wird zu allem in die Hände klatschen, was Sie tun. Schon, um Ihre Zuneigung zu gewinnen.«
    »Und wenn er die schon hat?« rief sie provozierend. Ihre Augen sprühten wieder Feuer. Dr. Falke hob die Schultern. Na also, dachte er. Da sind wir nun … »Das ist Ihr Problem«, sagte er. Er spürte dabei einen Schmerz in der Brust, aber er unterdrückte ihn durch tiefes Einatmen.
    Sie starrte ihn verwirrt an, drehte sich dann weg und ließ ihn an der Baustelle stehen. Er blickte ihr nach und spürte, daß der Schmerz zu tief saß, als daß ein paar Atemzüge ihn hätten auslöschen können.
    Antonio Pérez schwebte gewissermaßen im siebten Himmel. Sein Traum nahm von Tag zu Tag mehr Gestalt an. Es war, als baue er ein neues Weltwunder, und das mitten im Dschungel. Die zweitausend Arbeiter, die wie Ameisen auf dem Baugelände herumwimmelten, Gruben ausschachteten, Betonwände hochzogen, Fertigteile montierten, Holzbalken einsetzten und Ziegel vermauerten, waren für ihn zu seinem Herzschlag geworden. So muß es damals in Manaus gewesen sein, als die Gummibarone mitten in den Urwald eine Oper nach dem Vorbild der Grand Opéra von Paris bauten und zur Eröffnung den sagenhaften Tenor Enrico Caruso einluden … ein Hochgefühl, Natur und Menschenkraft besiegt zu haben. Auch hier in Diwata floß das Geld aus den Taschen der Millionäre, aber er, Antonio Pérez war die Idee, aus der das einmalige Werk sproß.
    In Diwata galt Pérez als angesehener ›Bürger‹. Das war so etwas wie ein Panzer, in den man ihn gehüllt hatte: Keiner durfte ihn angreifen. Er war sicher vor Überfällen, er konnte nachts durch die Straßen

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