Du bist die pure Sinnlichkeit
Wut in seinen Augen trat. Sie empfand Mitleid mit ihm. Er sah elend aus, als hätte er einen Schlag abbekommen. Melissa eilte an die Seite ihrer Tochter und wiegte sie in den Armen wobei sie beruhigende Worte sprach.
Dieses Kind ist wirklich boshaft, dachte Alexa, sowohl entsetzt als auch erstaunt über den Erfolg von Kelseys manipulierenden Fähigkeiten. Sie ließ sich von der plötzlichen Zuneigung des Mädchens nicht täuschen. Ihr Ziel war es, die Feindschaft zwischen ihren Eltern zu schüren, und da war ihr als kluger Taktikerin jedes Mittel recht.
Ryan gab nach. „Kelsey, ich verstehe, daß du aufgebracht bist”, sagte er sanft, und seine Stimme war rauh vor Schmerz. „Du mußt dich beruhigen, Liebling. Es ist nicht gut für dich, wenn du dich so aufregst.”
Seine Tochter war eindeutig seine Achillesferse, die einzige Person, der er weder mit kühler Distanz noch mit abweisendem Zorn begegnen zu können schien.
„Kelsey, bitte weine nicht mehr und höre mir zu”, bat Ryan. Kelsey hörte auf zu weinen. Auf der Stelle. Die Tränen und das Jammern waren verschwunden, nicht einmal ein kleines Schluchzen war noch zu hören. Sie sah mit großen Augen, die so sehr seinen eigenen glichen, zu ihrem Vater auf.
„Du weißt, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich möchte, daß du wieder gesund wirst”, fuhr er leise fort. „Wenn du Alexa als Physiotherapeutin möchtest, wirst du sie natürlich bekommen.”
„Danke, Daddy”, sagte Kelsey und lächelte glücklich.
Es ist das Übliche für sie, vermutete Alexa. Bringe Mom gegen Dad auf, mache eine Szene, und du bekommst, was immer du willst. In diesem Moment war Kelsey als Schauspielerin so beeindruckend, daß es schwerfiel, daran zu denken, daß sie ein ernsthaft verletztes Kind war, das dringend körperliche und seelische Hilfe benötigte.
Alexa zwang sich, sich daran zu erinnern. Es war unbedingt notwendig klarzustellen, wer hier die Verantwortung trug, wenn die Behandlung erfolgen sollte - und zwar erfolgreich.
„Da ist nur eine Sache, die wir besprechen müssen, bevor ich mich damit einverstanden erkläre, mit dir zu arbeiten, Kekey”, sagte Alexa mit fester Stimme.
„Und zwar, daß ich nicht entlassen werden kann. Ich will, daß ein Vertrag aufgesetzt wird, der jeden daran hindert, mich von meinen Diensten zu entbinden, ehe ich nicht damit einverstanden bin.”
„Das ist ein wirklich kluger Zug”, erklärte Melissa bewundernd.
„Da Ryan Sie haßt, wird er Sie mindestens einmal am Tag feuern, falls Sie keinen vertraglichen Schutz haben. Er kann erbarmungslos sein.”
Alexa hatte den Eindruck, als hätte sich das ganze Trio bereite als erbarmungslos erwiesen. Sie sah Kelsey unverwandt an. „Der Vertrag wird uns alle schützen. Ich will nicht, daß Kelsey eine Szene heraufbeschwört und mich hinauswirft, wann immer sie keine Lust zu den Übungen hat, die sie absolvieren muß.”
„Das würde ich nie tun”, erklärte Kelsey feierlich und lächelte engelsgleich von ihrem Vater zu ihrer Mutter.
„Ich werde meinen Anwalt den Vertrag aufsetzen lassen, damit er morgen unterschrieben werden kann”, meinte Ryan, und seine Stimme war nervös und angespannt wie sein Gesichtsausdruck.
„Ich würde dennoch gern heute mit den Übungen beginnen”, erklärte Alexa und fühlte sich weit weniger mutig, als sie klang. Doch Beharrlichkeit war notwendig für ihre Arbeit, und in diesem Fall würde sie davon doppelt soviel brauchen, um die Oberhand zu behalten.
„Wir benötigen die Übungsgeräte heute noch nicht. Ich werde einige passive Bewegungsübungen mit ihr durchführen.”
„Kelsey und ich werden oben auf Sie warten”, meinte Melissa und schob den Rollstuhl schwungvoll Richtung Fahrstuhl. Alexa wollte ihnen folgen.
„Eine Minute noch, Alexa.” Ryans Stimme ließ sie innehalten. Sie wandte sich zu ihm um. Eine kurze, unbehagliche Stille trat ein. Ryan räusperte sich. „Melissa sagte, daß ich dich hasse. Wie so vieles, was sie sagt, ist es nicht wahr.”
Alexa zuckte die Schultern. „Das spielt keine Rolle. „Aber es spielt eine Rolle, daß du mich haßt. Trotz dieses Vertrages, auf den du bestehst, werde ich es nicht zulassen, daß du mein Kind gegen mich aufhetzt.”
Sie starrte ihn an, zu geschockt, um verletzt zu sein. Während sie nach einer Erwiderung suchte, setzte Ryan seine verbale Attacke fort.
„Dein Auftauchen hier ist kein Zufall, nicht wahr? Du hast Dr. Ellender darum gebeten, dich für diese Aufgabe zu empfehlen,
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