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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Das funktionierte meistens: die Augen schließen und zählen. Nicht immer, aber in der Regel schon.
    »Aber Katrina«, sagte ich und strich ihr zärtlich über den Arm. »Wenn ich das tue, bin ich vier Wochen weg, und wir würden uns fast einen Monat nicht sehen. Du weißt doch, wie sehr ich es hasse, von dir getrennt zu sein.«
    Sie drehte sich weg, damit ich sie nicht mehr streicheln konnte. »Du hast leicht reden!«, sagte sie mit erstickter Stimme – es klang wütend, verängstigt und traurig zugleich. »Du musst ja nicht jede Nacht schlafen! Es ist so furchtbar, Jeff. Wie Totsein. Wie habe ich das früher bloß ausgehalten? Mein Leben wird von diesem schwarzen Loch, von diesem Nichtsein verschluckt. Es raubt mir die Zeit. Es raubt mir das Leben .«
    Dann begann sie zu weinen, und natürlich fühlte ich mich schrecklich. Trotzdem wollte ich nicht an der Studie teilnehmen. Vier ganze Wochen ohne Katrina. Sie wird dich betrügen , flüsterte die böse Stimme in meinem Kopf. Sie versucht, dich loszuwerden. Aber es war keiner der Tage, an denen sie sich wirklich Gehör verschaffen konnte, also schob ich sie weg. Katrina betrog mich nicht. Die böse Stimme versuchte wieder, mich reinzulegen, aber heute durchschaute ich sie.
    Und dann kam mir auf einmal dieser geniale Gedanke. Es war doch ganz klar, dass ich unmöglich an dem Experiment teilnehmen konnte. Ehrlich gesagt habe ich mich ein bisschen gewundert, dass Katrina nicht längst selbst darauf gekommen war. Aber das lag wohl daran, dass sie nicht ganz sie selbst war – jetzt, wo ihre Nerven verrücktspielten, weil sie so dringend neue Pillen brauchte.
    »Die Forscher da werden doch mein Blut untersuchen. Und dann werden sie merken, dass ich die Pillen schon nehme«, sagte ich. »Sie werden wissen wollen, wie ich da rangekommen bin, und wir beide werden riesige Probleme kriegen.«
    Stirnrunzelnd sagte sie: »Oh. Das stimmt.« Ich dachte, die Sache wäre damit erledigt, aber sie sprang auf, ließ ihre Nudelnstehen und fing an zu telefonieren. Ich konnte hören, wie sie mit einem ihrer Freunde von der Narkolepsie-Studie sprach. Dann bekam sie irgendwoher die Nummer von jemandem, der schon an vielen Studien teilgenommen hatte und wusste, wie sie abliefen.
    Ich ging ins Schlafzimmer und ließ sie allein – in der Hoffnung, dass sie bald aufgeben und nachkommen würde. Vielleicht konnten wir ein bisschen kuscheln. Aber eine Stunde später lag ich immer noch da und blätterte in einer Zeitschrift. Dann ging die Tür auf, und Katrina kam rein. Sofort warf ich die Zeitschrift auf den Boden, denn sie trug nichts als ihren roten BH und ein passendes Höschen. Mann, sie sah echt scharf aus! Und ihre Augen glänzten ganz aufgeregt, wie die eines kleinen Kindes, während sie mich anstrahlte.
    Sie griff hinter sich, um den BH aufzuhaken. Dann warf sie sich auf mich und schlang mir die Arme um den Hals. »Liebling«, flüsterte sie mir ins Ohr. Ihr Atem kitzelte mich. »Ich weiß jetzt, wie wir es machen.«
    Es sah Judy überhaupt nicht ähnlich, sich so zu verspäten, und Cynthia machte sich langsam Sorgen. Sie bestrich ihr Baguette mit etwas Butter und versuchte, nicht zur Tür zu starren. Sie saß bei »Mario«, einem italienischen Restaurant mit rotkarierten Tischdecken und kitschigen Venedig-Bildern an den Wänden, in dem man wenig überzeugende Pasta bekam. Judy hatte es vorgeschlagen, weil es gleich neben ihrer Kanzlei lag.
    Cynthia hatte sie schon seit drei Monaten nicht mehr gesehen. Mit jeder unbeantworteten Nachricht, die sie auf Judys Mailbox hinterließ, wuchs ihre Enttäuschung. Es hatte eines Wutanfalls nach dem Piep bedurft, um ihre Freundin endlich zu einem Treffen zu bewegen.
    Cynthia musste zweimal hinsehen, als Judy hereinkam.Sie besaß keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der entspannten, fröhlichen Frau, die mit ihr im Curzon Café herumgealbert hatte. Diese Judy war blass und eingefallen.
    »Entschuldige, dass ich so spät dran bin. Leider kann ich auch nicht lange bleiben«, sagte sie, während sie sich auf den Stuhl gegenüber von Cynthia fallen ließ. Ein Kellner kam an ihren Tisch, brachte ihnen die Speisekarten und einen neuen Brotkorb. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel ich vor der Ein-Uhr-Besprechung noch wegarbeiten muss. Der Tag hat einfach nicht genügend Stunden.«
    Cynthia musterte ihre Freundin, während diese nach der Karte griff und das Angebot überflog. Ihre Augen waren blutunterlaufen und von neuen Fältchen umgeben. Die Haut

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