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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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kann, steckt er sein Handy wieder in die Hosentasche und schlägt sein Buch auf. Alles ohne ein Wort zu sagen.
    Als das geregelt ist, beginnt Mrs. Cavalier mit dem Unterricht, und ich versuche, mich nicht mehr ablenken zu lassen. Als die Stunde schließlich zu Ende ist, ist James der Erste, der nach draußen verschwindet.
    Lacey winkt mich an ihren Tisch, als ich in die Cafeteria komme. Kevin sagt, dass ich zu ihr gehen soll. Er hat mir keine von den weißen Pillen mehr gegeben, was mir verrät, dass ich sie nie wirklich gebraucht habe. Vielleicht haben sie ja nur dazu gedient, mir Zufriedenheit vorzugaukeln. Zu Hause wandert die Pille in den Abfall.
    Ich sitze Lacey gegenüber und öffne meine braune Tüte. Seit ich nichts mehr schlucke, ist mein Appetit zurückgekehrt. Ich beiße in mein Sandwich. Lacey holt ihre Cupcakes heraus und schiebt mir einen herüber.
    »Evan hat heute mit mir Schluss gemacht«, erzählt sie beiläufig. »Er meint, meine rebellische Art würde ihn nervös machen. Was ich irgendwie komisch finde, wenn man bedenkt, dass er derjenige ist, dessen bester Freund ein Nicht-Rückkehrer ist. Das allein riecht ja schon nach Ärger. Ich meine, solche Typen sind paranoid und gefährlich, und – verdammt – sie stecken einen mit Selbstmord an. Und ganz ehrlich, Liam macht sich vor Angst vor uns in die Hose. Ich wette, er hat Evan dazu gebracht, sich von mir zu trennen.«
    »Vor mir hat Liam keine Angst«, erwidere ich, nehme den Cupcake und breche ihn durch. »Aber dieser eine Typ könnte ihm Schiss eingejagt haben, ein bisschen jedenfalls.« Ich lecke die Creme heraus.
    Lacey neigt den Kopf zur Seite. »Welcher eine Typ?«
    Ich blicke mich um, versuche, ihn irgendwo zu entdecken. Doch als ich ihn dann allein an einem Tisch sitzen sehe, sage ich erst mal nichts. Er sieht wirklich gut aus, wenn auch auf eine irgendwie einschüchternde Weise. Der Blick seiner kristallklaren blauen Augen ist aus dem Fenster nach draußen gerichtet, während er aus seiner Milchtüte trinkt.
    Ich frage mich, warum er mir am vergangenen Abend geholfen hat, wenn er mir jetzt nicht mal einen Blick gönnt. Doch genau in diesem Moment dreht er sich um und erwidert meinen Blick. Ich erstarre.
    Lacey beginnt zu lachen. »James Murphy«, sagt sie.
    »Was?« Verwirrt wende ich mich wieder ihr zu.
    Sie lächelt. »Das ist James Murphy, den du gerade mit deinen Augen verschlingst. Wir haben zusammen Naturwissenschaften. Aber er sagt nicht viel. Und wenn, dann will er meist jemanden beleidigen oder herausfordern.«
    »Bist du mit ihm befreundet?«
    »Nö.« Sie beißt in ihren Cupcake. »Ich bin ziemlich sicher, dass er jeden hier hasst. Seit er hergekommen ist, ist er Dauergast beim Direktor. Ich hätte ihn ja für meinen Lacey-gegen-die-Welt-Plan angeworben, aber man weiß nie, woran man bei ihm ist. Sie haben ihm schließlich einen zweiten Betreuer zugewiesen, weil er immer wieder abgehauen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie ihn nicht zurückschicken. Wahrscheinlich, um den Schein zu wahren.«
    Sie knüllt ihre Tüte zusammen, und ich widme mich meinem restlichen Essen, bemüht, nicht noch einmal zu James hinzuschauen. Wenn Lacey findet, dass er Ärger macht, dann heißt das schon was. Aber vielleicht kann ich ja Kevin später nach ihm fragen.
    »Sag bloß«, meint Lacey dann und blickt auf, »dass er derjenige war, der Liam gestern Angst eingejagt hat?«
    »Ja.« Ich spare mir die Details, auch wenn ich nicht weiß, wieso. Es kommt mir plötzlich so vor, als müsse ich über James’ Ruf wachen, auch wenn ich ihn kaum kenne. Aber auf jeden Fall schulde ich ihm etwas dafür, dass er mir geholfen hat. Also erwähne ich nicht, dass er einer nicht-infizierten Person gedroht hat, sie beim »Programm« anzuschwärzen. Ich wette, dafür könnte man ihn einbuchten.
    Irgendetwas regt sich in meinen Gedanken, aber ich kann es nicht in Worte fassen, dieses merkwürdige Gefühl, das ich plötzlich habe. Ein Gefühl, das keine Bedeutung hat, weil ich nicht weiß, womit es verbunden ist. Dennoch kommt es mir so vor, als sei ich ganz nah dran, als in mir die Erinnerung an meinen Bruder aufblitzt, wie er allein am Tisch sitzt, und diese Erinnerung Bruchstücke von Informationen in meinem Kopf widerhallen lässt. Ich blinzele schnell und versuche, dies alles zu verscheuchen.
    »Na ja, wer weiß«, meint Lacey, die nicht bemerkt hat, dass ich vorübergehend abgelenkt war. »Dann ist er ja vielleicht doch nicht so ein aufgeblasener

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