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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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genauso verwundbar wie ich.
    »Ich war bloß seine Schwester. Du warst mehr als ein Bruder für ihn – du warst seine andere Hälfte.«
    »Dann hab ich aber voll versagt«, erwidert James. »Weil Brady tot ist. Und ich immer noch da bin.«
    Ich setze mich auf und drehe sein Gesicht zu mir. »Du bist meinetwegen da. Ohne dich hätte ich nicht überlebt, und auch jetzt würde ich es nicht ohne dich schaffen. Wir beide stecken zusammen da drin, James. Vergiss das nicht.«
    Er atmet tief aus, dann schüttelt er den Kopf, als wolle er alle trüben Gedanken vertreiben. Ich weiß, dass es ihn aus seiner Schwermut holt, wenn ich ihm sage, dass ich ihn brauche, dass ich ohne ihn nicht leben kann. Es hat bis jetzt immer funktioniert.
    Und als er fast wieder der Alte ist, küsse ich ihn, nehme ihn dann bei der Hand und bringe ihn zum Zelt, damit wir schlafen können.
    »Wir sollten viel öfter zelten«, meint James, als wir auf dem Freeway sind.
    Ich lächele und schaue ihn von der Seite her an. »Es hat Spaß gemacht.«
    »Und ich schätze, auch deine Erinnerung ist jetzt wiederhergestellt.« Er grinst.
    »Klar, James. Meine Erinnerung ist wieder intakt, und in meinem Kopf sehe ich nichts anderes als lauter Bilder von deinem nackten Körper.«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Nur von meinem Körper?«
    »O mein Gott. Halt die Klappe.«
    »Sei doch nicht so verlegen. Schließlich bin ich ein ziemlich beeindruckender Typ.« James grinst von einem Ohr zum anderen.
    Mein Handy, das in der Tasche meiner Jeans steckt, vibriert. Ich ziehe es heraus, schaue auf die Nummer.
    »Das ist Miller«, sage ich und drücke den Knopf. »Hey!«
    »Sloane?«
    Miller hört sich an, als hätte er geweint, und plötzlich wird mir ganz schlecht. Ich packe James am Arm.
    »Was ist los? Was ist passiert?«, will ich wissen. Mein Herz pocht wie verrückt.
    »Sie sind schon unterwegs, um mich zu holen«, sagt er gequält. »›Das Programm‹ ist hinter mir her.«
    Nein . »Miller, wo bist du?«
    Ich schaue James an, der abwechselnd auf die Straße und zu mir blickt. Er hat Gas gegeben, fährt bereits mit mehr als achtzig Meilen Richtung Stadt.
    »Zu Hause«, flüstert Miller, und er klingt verzweifelt. »Aber es ist zu spät. Ich musste sie einfach noch einmal sehen.«
    »Stell auf Lautsprecher«, sagt James. Er umklammert das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten.
    Ich drücke auf den entsprechenden Knopf, und augenblicklich erfüllt Millers Schluchzen den ganzen Wagen. Mi r ist, als würde alles in mir zerreißen, doch fest umklammere ich das Handy und dränge meine eigenen Tränen zurück.
    Heutzutage, im echten Leben, sehe ich kaum noch jemanden weinen. James weint manchmal, aber es kommt wirklich nur ganz selten vor. Niemand lässt andere seine Tränen sehen, und wenn, dann nur jemand, der selbst schon einen Zusammenbruch erlitten hat. Nicht ein einziges Mal habe ich erlebt, dass mein Bruder geweint hat, und ich war bei ihm, als er starb.
    »Miller!«, schreit James. »Mach keine Dummheiten, Mann! Wir sind auf dem Weg zu dir.«
    »Ich kann einfach nicht … Ich schaffe es einfach nicht mehr«, sagt Miller leise. »Ich bin Lacey zum Wellness Center gefolgt, und ich hab versucht, sie zu küssen. Damit sie sich an mich erinnert. Aber sie hat mir eine runtergehauen und mich gemeldet, bevor ich verschwinden konnte. Meine Mom hat sich vorhin verplappert. ›Das Programm‹ wird mich holen. Gleich. Aber ich warte nicht auf sie. Die können mich mal, ich lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen.«
    »Miller!«, schreit James so laut, dass ich zusammenzucke. »Was hast du getan?« Tränen strömen ihm über die Wangen, und er tritt das Gaspedal ganz durch. Wir fahren schneller als hundert.
    »QuikDeath«, murmelt Miller. »Ich wünschte, Lacey hätte sich mir damals anvertraut und wir hätten gemeinsam gehen können. Dann hätten die sie niemals zu dieser leeren Hülle gemacht. Wir wären noch zusammen.«
    »Wenn man tot ist, ist man gar nichts mehr, und schon gar nicht zusammen!«, schreit James. Verzweifelt haut er die Faust aufs Lenkrad. Jetzt weine auch ich. Ich schaue James an, damit er alles wieder in Ordnung bringt. Damit er das, was gerade passiert, aufhält.
    »Miller«, fleht er, »tu es nicht, Mann! Bitte.«
    Miller schluchzt. »Zu spät«, sagt er, und er klingt so schrecklich weit entfernt. »Ich hab es vor zehn Minuten genommen. Aber ich konnte nicht abhauen, ohne euch beiden goodbye zu sagen.« Er hält einen Moment inne.

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