Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
Vom Netzwerk:
nie mehr in der Mittagspause zusammen essen. Er wird niemals mehr achtzehn werden. O Gott. Miller.
    Ich blinzele, doch ich habe keine Tränen mehr, meine Augen sind ausgetrocknet und tun weh. Ich berühre meine Wange, dort, wo ich immer noch James’ Ohrfeige spüre. Und jetzt erst fällt mir auf, dass James kein einziges Wort gesprochen hat – er hat mir nicht gesagt, dass ich hysterisch bin. Er hat mich auch nicht gehalten und mir gesagt, dass ich meinen Kummer herausfließen lassen soll. Er hat mir nicht gesagt, dass alles wieder in Ordnung kommt.
    Er hat überhaupt nichts gesagt.
    Und plötzlich will mir das Herz vor Sorge zerspringen. Ich steige aus dem Wagen, renne um das Auto herum zur anderen Seite, steige ein und fahre los. Ich muss James finden! Ich greife nach meinem Handy, das über dem Armaturenbrett liegt, und tippe mit zitternden Fingern seine Nummer ein.
    Niemand geht dran, und schließlich höre ich seine Stimme auf der Mailbox. »Hier ist James. Sag mir, was du auf dem Herzen hast, Baby.« Ich drücke die Stimme weg, wähle erneut und biege in die Straße ein, in die er gelaufen ist. Weit und breit ist niemand zu sehen. Die Straßenbeleuchtung springt an. Wo mag er sein? Ich will, dass er okay ist. Ich will, dass er mir sagt: Ich bin okay.
    Ich drücke aufs Gas, lasse hektisch meinen Blick durch die Straßen schweifen. Das Haus von James’ Vater ist nur ein paar Blocks entfernt, also könnte er dort sein. Ich hoffe es. Ich werde ihn finden, und ich werde ihn in meinen Armen halten.
    Die Reifen schrammen hart am Bordstein entlang, als ich vor seinem Haus zum Stehen komme. Ich schließe nicht einmal den Wagen ab, sondern renne sofort zur Eingangstür. Ich stürme ins Haus und rufe nach ihm, doch niemand antwortet. Sein Dad ist nicht da.
    »James?«, rufe ich. »James?«
    Schweigen. Ich stolpere, als ich die Treppe hinaufrenne, und schlage mir das Schienbein schmerzhaft an dem Holz. Ich fluche leise vor mich hin, aber ich eile weiter nach oben. Ich muss ihn finden.
    Ich platze in sein Zimmer, und im gleichen Moment erstarre ich zu Eis.
    Mein James sitzt auf dem Fußboden, nahe am Fenster, ohne Shirt, nur in seinen Jeans. Kurz hält er inne und schaut mich an, die Augen rot und verquollen, der Mund ganz schlaff. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Scharf ziehe ich den Atem ein, als er sein Taschenmesser sinken lässt. Blut läuft seinen Arm hinunter, sammelt sich in seinem Schoß.
    »Ich musste doch seinen Namen hinzufügen«, sagt er, die Stimme belegt. »Ich konnte nicht warten, bis ich wieder Tinte habe.«
    Ich sinke auf die Knie und rutsche zu ihm hinüber, schockiert, entsetzt, verzweifelt. Millers Name ist grob in sein Fleisch geritzt. Und überall ist Blut.
    James lässt das Messer auf den Teppich fallen.
    Dann blinzelt er, als ob er mich gerade erst wahrgenommen hätte. »Sloane, was machst du hier, Baby?«, sagt er sanft.
    Ich strecke die Arme aus und ziehe seinen Kopf an meine Brust. Sein Blut ist warm, als es über meine Hand läuft.
    James lehnt sich kraftlos gegen mich. Als wäre er innerlich ganz leer. Als ob auch er schon tot wäre. Und dabei wollte ich doch heute keine Tränen mehr vergießen.
    Ich weiß nun, dass James sich angesteckt hat.
    »Es wird alles wieder gut«, flüstere ich ihm zu, doch meine Stimme ist leer. Lediglich die Fassungslosigkeit darüber, dass das Unmögliche eingetreten ist, schwingt darin mit. »Alles wird wieder gut, James.«
    Glücklicherweise sind die Schnitte nicht allzu tief, und so helfe ich James, sie zu desinfizieren und mit einer Mullbinde zu verbinden. Anschließend zieht er ein langärmeliges Hemd an, dann stecke ich ihn ins Bett, bevor ich die Medikamente seines Vaters durchsehe, bis ich etwas finde, was James hoffentlich beruhigen wird.
    Ich putze sein Zimmer, versuche, das Blut aus dem Teppich zu schrubben, doch als ich merke, dass es sich nicht entfernen lässt, schiebe ich einen Sessel darüber. Das Messer schmeiße ich in den Müll und überlege kurz, ob ich nicht sämtliche Messer im Haus verstecken soll. Aber ich will nicht, dass sein Dad Verdacht schöpft.
    James liegt noch immer im Bett und schaut blicklos nach oben. Selbst unter der Decke zittert er. Ich schlüpfe neben ihm ins Bett und werfe einen Blick auf die Uhr. Sein Dad wird sicher bald nach Hause kommen. Ich lege mich halb auf James und halte ihn ganz fest, warte, bis die Tabletten Wirkung zeigen. Als er schläft, stehe ich wieder auf.
    Ich hoffe, dass sein Vater noch nicht von

Weitere Kostenlose Bücher