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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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sich mit einem leisen Klicken. Ich erstarre, nicht sicher, ob ich hinschauen will.
    »Guten Abend«, sagt eine tiefe Stimme mit kaum hörbarem britischem Akzent. Eine ruhige Stimme. Fast schon einladend.
    Ich kneife die Augen fester zusammen.
    »Ich bin Dr. Francis«, sagt der Mann, und ich höre Rollen quietschen, als er sich auf den Stuhl setzt.
    Ich habe Angst, mich zu bewegen, doch als seine warmen Finger meinen Arm berühren, zucke ich zusammen. Dann e rst begreife ich, dass er meine Fesseln löst. Ich schaue d orthin, wo seine Finger sich bemühen, mich zu befreien.
    »Tut mir leid«, meint er, während er die Riemen löst. »Es ist eine Vorsichtsmaßnahme bei allen neu eingelieferten Patienten.«
    »Ich will kein Patient sein«, erkläre ich.
    Dr. Francis hält inne, seine grünen Augen sind nachdenklich auf mein Gesicht gerichtet. Sein Haar ist kurz geschnitten, die Wangen sind glatt rasiert.
    »Sloane, ich weiß, dass du Angst hast, aber wir möchten wirklich bloß helfen«, sagt er freundlich. »Es mag dir nicht bewusst sein, aber du bist krank. Du hast sogar versucht, Selbstmord zu begehen.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich wollte nur nicht, dass sie mich mitnehmen.« Ich lasse unerwähnt, dass ich versucht habe, mich im Fluss zu ertränken.
    »Wir werden dir nicht wehtun.« Er steht auf und geht um das Bett herum, um auch die andere Fessel zu lösen. »Wir werden die Krankheit entfernen, Sloane. Darum geht es hier.«
    »Ich habe die Rückkehrer gesehen«, erkläre ich, und meine Augen werden schmal. »Ich habe ganz genau gesehen, was Sie entfernen.«
    Als meine Hände frei sind, setze ich mich auf und reibe meine Handgelenke, erstaunt, um wie viel weniger verletzlich ich mich jetzt fühle. Aber ich trage Krankenhauskleidung, und ein Frösteln lässt mich zittern, als ich überlege, ob der dunkelhaarige Betreuer mich vielleicht ausgezogen hat.
    Dr. Francis zieht besorgt die Augenbrauen zusammen. »Jedem, der hierher ins ›Programm‹ kommt, geht es sehr schlecht.«
    »Das ist nicht der Punkt«, halte ich dagegen. »Wir sollten die Wahl haben.«
    »Aber wie kann die richtige Entscheidung getroffen werden, wenn der Verstand von der Krankheit vernebelt ist? Es ist eine Infektion, Sloane. Eine verhaltensbezogene Ansteckung. Die einzige Heilung liegt bei uns.« Er schweigt einen Moment, als sei ihm gerade erst klar geworden, wie kalt das klingt. »Tut mir leid«, fährt er fort. »Du solltest dich erst einmal eingewöhnen. Ich werde die Schwester zu dir schicken, damit sie dich unter ihre Fittiche nimmt.« Er nickt mir zu, bevor er den Raum verlässt.
    Ich zittere immer noch von der Spritze, die mir der Betreuer gegeben hat, aber ich frage mich unwillkürlich, ob der Arzt nicht doch recht hat. Vielleicht bin ich krank und erkenne es bloß nicht. Ich lege mich wieder zurück und betrachte den Verband an meinem Handgelenk und erinnere mich daran, wie verzweifelt ich war.
    Doch ich kann mich auch an etwas anderes erinnern – an den Ausdruck auf dem Gesicht des Betreuers, als er kam, um mich zu packen, diesen Raubtierausdruck. Auf genau diesen Moment hatte er gewartet. Darauf, mich hierherbri ngen zu können.
    Nein. »Das Programm« ist nicht die Heilung. Es ist das Ende meines Selbst.
    »Und das dort ist der Aufenthaltsraum«, erklärt die Krankenschwester und zeigt nach vorn. Sie ist der großmütterliche Typ, trägt sogar eine Strickjacke über ihrer Uniform.
    Aber ich denke, dass das alles nur Fassade ist, dass sie mich auf irgendeine Art austricksen soll. Ich schlinge meine Arme enger um mich selbst und schlurfe hinter ihr her in den großen Raum. Ich bin immer noch ein bisschen benommen.
    Ich trage einen zitronengelben Krankenhausanzug und den passenden Morgenmantel, meine Füße stecken in son nigen Hausschuhsocken. Irgendwas Deprimierenderes wär e mir lieber, Schwarz vielleicht, aber ich denke, genau aus diesem Grund haben sie sich für Gelb entschieden.
    Der Aufenthaltsraum wirkt nicht sonderlich einladend. Anders als im Wellness Center gibt es hier keine Farben. Er ist einfach weiß und langweilig, wie ein Schwarzweißfilm mit ein paar gelben Sprenkeln.
    Um die zwanzig Leute halten sich hier auf. »Das Programm« nimmt Patienten zwischen dreizehn und siebzehn auf, doch die meisten hier scheinen zu den Älteren zu gehören.
    Man kann hier weder Tischtennis noch Schach spielen. Stattdessen stehen ein Fernseher hier und davor ein Sofa. Einige Tische und Stühle sind vor den Fenstern aufgestellt – die sich

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