Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
fuhr ohne Umwege zu James. Es war schon nach zehn. Sein Dad öffnete mir. Er war ganz offensichtlich sauer.«
Ich kann mich noch genau an Mr. Murphys Gesicht erinnern, wie verschlossen es wirkte.
»Tut mir leid, Sloane«, sagte er. »Keine Besuche mehr um diese Uhrzeit.« Er sah James sehr ähnlich, war allerdings größer und schwerer. Und kälter.
Tränen brannten in meinen Augen. »Aber es ist wichtig.«
Er reagierte gereizt. »Hör zu. Ich habe schon mit James darüber gesprochen. Ihr beide … ich halte nicht viel davon.« Mr. Murphy legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ich finde, du bist ein großartiges Mädchen, Sloane«, sagte er. »Und ich habe deinen Bruder geliebt. Aber du und mein Sohn, ihr könnt nicht gesund werden, wenn ihr euch gegenseitig ständig an seinen Tod erinnert. Fahr nach Hause, Liebes«, fügte er hinzu. »Ich bin sicher, deine Eltern machen sich Sorgen um dich.«
»Offensichtlich hatten meine Eltern ihn angerufen«, erzähle ich Dr. Warren. »Sie hatten ihn vorgewarnt, dass ich wahrscheinlich kommen würde.«
Ich höre wieder auf zu reden, lasse mich stattdessen entspannt in die Erinnerung sinken. Erlebe noch einmal den Moment, in dem James und ich erkannten, dass wir füreinander bestimmt waren. Für immer.
»Ich liebe Ihren Sohn«, sagte ich zu Mr. Murphy, als ich von der Tür zurücktrat. »Nicht wegen Brady. Ich liebe ihn einfach.«
James’ Vater senkte den Blick, dann schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Schloss mich aus.
Einen Moment lang stand ich da, verwirrt. Aber als ich zum Auto zurückging, hörte ich einen Pfiff. Ich wandte mich um und sah James auf mich zurennen, einen Rucksack über die Schulter geworfen.
»Was tust …«
Sein Gesicht war ausdruckslos. »Lass uns verschwinden.« Er zog mich zum Auto, und wir stiegen ein. Ich fuhr los. James sah aus, als ob er gleich weinen würde.
»James«, begann ich, »sie sind der Meinung, dass …«
Er unterbrach mich, blickte mich eindringlich an. »Sloan e, sie können mich nicht von dir fernhalten.«
»Was also sollen wir tun?«, wollte ich wissen.
Er zeigte nach vorn. »Fahr einfach.«
Dr. Warren setzt sich anders hin, und ich schaue sie an. Sie nickt, ermutigt mich, mich ganz genau an alles zu erinnern.
»James und ich sind fortgelaufen«, erzähle ich ihr. »Wir fuhren zu einem Campingplatz, auf dem es Jurten gab – d iese zeltähnlichen Behausungen, die bereits aufgestellt sind – , und James mietete eine für den Rest der Woche. Niemand stellte ihm irgendwelche Fragen, weil er bar bezahlte und älter wirkte. Dann betraten wir unsere Jurte, und sie war wie unser eigenes kleines Haus. Unser eigenes kleines Leben.«
Ich lehne mich zurück in dem Sessel in Dr. Warrens Büro, mein Körper ist warm von den Drogen. Ich erinnere mich daran, wie James und ich den Tisch und das Bett umgestellt haben und diese Jurte so zu der unsrigen machten. Wir wären am liebsten für immer dort geblieben. Es gab dort auch ein Kartenspiel, und irgendwie überredete mich James zu einer Runde Strip-Poker. Nur dass er es war, der verlor.
»Verlierst du mit Absicht?«, fragte ich ihn lachend.
»Wenn ›gewinnen‹ bedeutet, dich nackt zu sehen, dann kannst du darauf wetten, dass ich alles daransetze, zu gewinnen.« Sein Blick glitt über mein T-Shirt und meine Jeans. »Du könntest wenigstens eine Socke ausziehen, um mich ein bisschen aufzuheitern.«
Also tat ich es, zog sie langsam aus und warf sie dann quer durch den Raum.
James’ Gesichtsausdruck veränderte sich, das Spielerische wich daraus. »Sloane«, flüsterte er und legte die Karten auf den Boden, »ich liebe dich. Nur mit dir fühle ich mich komplett.«
Über die Karten weg kroch er zu mir herüber, dann stoppte er dicht vor mir. Sein Gesicht war meinem nahe, er musterte mich. »Ich liebe es, wie du lachst. Wenn du weinst. Ich liebe es, dich zum Lächeln zu bringen.« Er berührte meine Wange, und ich lächelte unwillkürlich. »Dich zum Stöhnen zu bringen.«
Schmetterlinge flatterten in meinem Magen, und ich schlang meine Arme um seinen Hals.
»Baby«, fuhr er fort, »ich werde den Rest meines Lebens mit dir verbringen oder bei dem Versuch sterben, es zu tun. «
»Sprich nicht übers Sterben«, murmelte ich und küsste ihn sanft auf den Mund.
»Du bist der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann. Du bist die Einzige, die jemals wissen wird, wie ich wirklich bin.«
»Ich weiß, dass James mich liebte«, erkläre ich Dr. Warren, während mir Tränen über die
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