Duell der Mächtigen
hundert Jahre verzögern.«
»Was? Sind sie denn unsterblich?«
»Praktisch ja. Unsterblich, aber emotionell im Pubertätsalter. Das ist sehr gefährlich.«
»Guter Gott. Ich wollte, Jim wäre hier.«
»Ihr Wunsch wird bald erfüllt werden. Sie haben die Enterprise herumgedreht und kommen zurück.«
13.
Sharon Follett war gezwungen, die traurige und sehr schmerzliche Zeit noch einmal zu erleben, als sie sich entscheiden mußte, ob sie ein Baby haben oder in der Sternenflotte bleiben wollte. Sie hatte eine Fehlgeburt. Andre Charvat ging zurück zu den Tagen in der Akademie, genauer gesagt zu einem Morgen, als er aufwachte und entdeckte, daß sein Zimmerkamerad Selbstmord begangen hatte. Charvat hatte, wie es Gesetz und Gewohnheit erforderten, den Burschen am Tag vorher wegen Betrugs gemeldet.
Rosaly Ybarra erlebte noch einmal die schrecklichste Stunde ihres Lebens. Sie war zehn Jahre alt und hatte beschlossen, nicht mit zu einem Picknick zu gehen. Ihre Eltern hatten es satt, sie immer wieder darum zu bitten, und so packten sie den Rest der Familie zusammen und fuhren ab. Sie sah dem Schweber noch nach, als er eine Höhe von etwa hundert Metern erreichte; dann trudelte er herab, schlug auf dem Boden auf und brannte. Es dauerte fünfzehn Jahre, bis sie damit aufhörte, sich selbst die Schuld am Tod ihrer Familie zuzuschreiben.
Als Hixon mit Atheling fertig war, streckte er sich prompt wieder aus und schlief weiter.
Atheling war sehr blaß und zitterte. Sharon Follett legte ihm einen Arm um die Schultern. »War es sehr schlimm, Jim?«
»Ja … Hm … Muß ich unbedingt darüber reden?« Die anderen hatten gesprochen.
»Es könnte nützlich sein«, meinte Spock. »Die Arivne scheinen nicht besonders begierig zu sein, ihre Pläne zu verfeinern. Jedes Detail könnte helfen.«
»Nun ja, wie bei allen … es ging um eine Schuld. Aber der Vorfall hatte nichts besonders Dramatisches an sich.
Als ich studierte, arbeitete ich zeitweise in der mathematischen Fakultät. Ich hatte ein Stipendium, doch es deckte nicht meine ganzen Ausgaben. So kam ich ein paar Tage in der Woche, tippte, räumte auf, putzte und so weiter.
Ich trug gerade einen Papierkorb in den Wiederverwertungsraum. Das war gegen Ende meines zweiten Jahres. Oben auf den Papieren lag der handschriftliche Entwurf für das Endexamen eines Kurses, den ich besuchte. Theorie der Differentialgleichungen. In diesem Kurs war ich nicht besonders gut. Ich kämpfte also nur sehr kurz mit meinem Gewissen, dann nahm ich das Blatt und stopfte es in meine Tasche.
Die Prüfung sollte in wenigen Stunden stattfinden, aber die Zeit reichte aus, mir dieses Spezialwissen ins Gehirn zu stopfen, damit ich eine perfekte Arbeit schreiben konnte. Und das tat ich dann auch.
Aber die meine war die einzige perfekte Arbeit seit langem. Ich war sicher, der Professor und die Klasse mußten wissen, daß ich geschummelt hatte, aber es kam nichts heraus. Ich mußte nur den ganzen Sommer dazu benützen, in diesem Fach wirklich zum Spezialisten zu werden, um mein Schuldbewußtsein zu beruhigen und sicherzustellen, daß man mich nie bei einer Unwissenheit erwischte.«
Er zog die Schultern hoch. »Interessant ist, daß die Arivne diesen Vorfall aufpickten. Objektiv gesehen, ist das eine alltägliche Geschichte, aber ich habe und hatte damals schon ziemlich starre Ehrbegriffe. Seit vierzig Jahren quält mich dieser eine Betrug.«
»Sie scheinen uns alle an dem Punkt angefaßt zu haben, wo es am wehesten tut«, sagte Charvat.
»Richtig.« Er sah Spock an. »Kann ich jetzt auch das Geheimnis erfahren?« Spock erzählte ihm von der Drohung durch die Irapina.
»Man überlegt sich nur«, sagte Atheling dazu, »was diese verschiedenen Tragödien aus unserem Leben zu tun haben mit der Behandlung, die sie uns, den Eindringlingen, angedeihen lassen. Was sollen wir ihnen zeigen?«
»Ich meine, der Schlüssel ist nicht die Tragödie, sondern die Entscheidung. In unserem Wortsinn hat ein Arivne niemals etwas zu entscheiden. Bei jedem Problem gibt es immer nur eine beste Lösung. Deren Wahrnehmung ist zugleich ihre Anwendung.«
»Und doch wissen sie, daß sich die Irapina einer Entscheidung gegenübersehen – ob sie einen Voraustrupp schicken sollen, um sie zu testen – und es könnte sein, daß sie eine gewisse Entscheidungserfahrung machen und die Durchführung proben wollen, wenigstens aus zweiter Hand.«
Atheling nickte. »Und um das Möglichste daraus zu machen, haben sie unsere
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