Duell: Island Krimi (German Edition)
abgenommen?«
»Nein, das war der Amerikaner. Und auch die Schultasche, die in den Zeitungen erwähnt wurde. Er hat sie in diesem Auto versteckt, um euch auf eine falsche Fährte zu locken.«
»Soweit wir wissen, war der Junge sofort tot.«
Bríet senkte den Blick. »Juri hat mir gesagt, dass er sich überhaupt nicht darüber im Klaren war, was da ablief. Er hatte überhaupt nichts mitbekommen. Ich … Es ist so schwierig, darüber zu reden. Viðar war der Meinung, dass keine gefährliche Situation daraus entstehen konnte, wenn er die beiden zusammenbrachte. Und dann passierte etwas so Unglaubliches und Unvorhergesehenes. Es ist einfach eine Tragödie.«
»Weshalb ist Viðar nicht zu uns gekommen, um uns das selber zu sagen?«
»Er wusste ganz genau, dass ihr diesen Amerikaner wegen der diplomatischen Immunität nie zu fassen kriegen würdet. Juri wollte immer noch die Seiten wechseln, der Mord hatte nichts an seinen Plänen geändert. Er konnte nicht mehr zurück. Er wartete nur noch darauf, dass seine Familie in Sicherheit war, und das hat sich immer wieder verzögert.«
»Juri Vygocki zieht es also vor, seine Pläne in aller Öffentlichkeit zu verwirklichen, wie beispielsweise im Hafnarbíó, oder jetzt in der Halle im Laugardalur.«
»Dort sind sie jetzt.«
»Glaubt Viðar all das, was Juri ihm erzählt hat?«, fragte Marian und stand auf.
»Juri hat ihn noch nie belogen. Viðar vertraut ihm vollkommen.«
Vygocki ging auf Viðar zu. Marian hielt sich an der Treppe zum rechten Zuschauereingang auf und behielt alles genau im Auge, sah aber keinen der beiden anderen Männer, die Vygocki aus dem Saal gefolgt waren. Viðar und der Russe wechselten ein paar Worte, dann drückte Vygocki in aller Ruhe seine Zigarette in einem Aschenbecher aus. Marian wusste, dass es vom Presseraum nur nach unten zu den Toiletten ging, einen Ausgang gab es dort nicht. Vygocki klopfte Viðar auf die Schulter, stellte sich vor die großen Glasscheiben am Eingang und zündete sich eine weitere Zigarette an. Im Eingangsbereich waren viele Menschen, entweder auf dem Weg zum Verkaufsstand oder zu den Toiletten. Andere unterhielten sich bei einer Zigarette mit gedämpfter Stimme über die Schachpartie. Marian ließ einige Zeit verstreichen, um zu sehen, ob Vygocki beschattet wurde.
»Was machst du denn hier?«
Viðar, der sich zu Marian gedrängt hatte, war sichtlich erregt.
»Ich muss mit Juri Vygocki reden.«
»Du kannst uns doch nicht alles kaputt machen!«, erklärte Viðar.
»Ich habe mit Bríet gesprochen. Sie macht sich große Sorgen um dich. Sie hat mir gesagt, worum es geht. Ich muss diese Männer zu fassen kriegen!«
»Sie hat dir gesagt, dass er sich in den Westen absetzen will?«
»Ich weiß alles über Vygocki und seine Familie in Helsinki. Aber er ist ein Mörder, und wir müssen ihn kriegen.«
»Nein, das stimmt nicht«, entgegnet Viðar. »Er war es nicht.«
»Er ist aber mitschuldig! Das kannst du doch nicht einfach leugnen. Ist vielleicht auch dieser Amerikaner hier? Wollten sie sich hier treffen?«
Viðar packte Marian am Arm. »Du darfst jetzt nicht dazwischenpfuschen«, sagte er.
Albert kam in Begleitung von drei Polizisten aus dem Zuschauersaal und ging auf sie zu.
»Was ist denn hier los?«, fragte er.
»Du darfst ihn nicht anrühren«, sagte Viðar zu Marian. »Juri steht unter diplomatischem Schutz. Dagegen könnt ihr nichts ausrichten! Seine Familie ist in Sicherheit. Wir haben das schon seit Langem geplant. Lasst uns bitte diesen Plan zu Ende bringen.«
»Was ist mit dem Amerikaner?«, fragte Marian. »Ist er auch hier?«
»Ich bitte dich, den Dingen ihren Lauf zu lassen«, sagte Viðar. »Es geht um fünf oder zehn Minuten, mehr nicht.«
»Ist der Mann hier?«, wiederholte Marian.
Viðar nickte.
»Vygocki wird uns zu ihm bringen«, meinte Albert. »Wie heißt dieser Amerikaner, der der Mörder sein soll?«
»Er wird Jackson genannt«, sagte Viðar. »Mehr weiß ich nicht. Ich weiß noch nicht einmal, ob das sein richtiger Name ist. Er ist Experte in allem, was die Sowjetunion betrifft, und Geheimdienstagent. Sie haben ihn nach dem Zwischenfall im Hafnarbíó sofort außer Landes gebracht. Aber jetzt ist er wieder hier, um die Sache abzuschließen.«
»Und wegen des Mordes werden sie nichts unternehmen, die amerikanischen Behörden?«
»Sie wissen nichts von einem Mord«, sagte Viðar. »Ich kann euch versichern, dass sie nichts von alledem zugeben werden.«
»Und weshalb ist
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