Duell: Island Krimi (German Edition)
ausgerechnet die Halle im Laugardalur Schauplatz dieser Ereignisse?«, fragte Marian und schaute in Richtung des Fensters, an dem Vygocki stand und eine Zigarette rauchte.
»Juri wollte die Gelegenheit nutzen«, erklärte Viðar. »Alle Augen sind auf Fischer und Spasski gerichtet. Man kann ihn hier nur schlecht beschatten, und noch schwieriger ist es, etwas gegen ihn zu unternehmen. Haltet das alles jetzt bitte nicht auf.«
Vygocki drückte seine Zigarette aus und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
Marian und Albert folgten ihm. Viðar versuchte, Albert zurückzuhalten.
»Nicht! Ich bitte euch darum. Ihr wisst nicht, was ihr tut!«
»Es geht uns einzig und allein darum, den Mörder des Jungen zu fassen. Alles andere geht uns nichts an.«
»Mein Gott«, stöhnte Viðar. »Diese Leute sind bewaffnet! Ihr könnt unter diesen Umständen nichts ausrichten. Ihr habt doch gesehen, was im Kino geschehen ist. Hier darf nichts schiefgehen!«
Bríet begleitete Marian zur Tür.
»Ich danke dir«, sagte Marian. »Wir müssen uns beeilen.«
»Du brauchst mir nicht zu danken«, erklärte Bríet. »Der Mord an dem Jungen hat uns wie ein Albtraum auf der Seele gelegen. Wenn es nach Juri gegangen wäre, hätte niemand sterben müssen, und schon gar nicht ein unschuldiger Junge.«
»Nein, aber passiert ist es trotzdem«, entgegnete Marian.
»Ich mache mir Sorgen wegen Viðar«, sagte Bríet. »Falls irgendetwas schiefgeht. Er hat mir verboten, mich auch nur in der Nähe der Halle blicken zu lassen, ich sollte hier warten.«
»Das ist wahrscheinlich das Beste«, sagte Marian, um irgendetwas zu sagen.
Bríet zögerte.
»Viðar …«
»Ja?«
»Viðar war völlig außer sich, als ihr ihn gefunden und nach diesem schrecklichen Vorfall befragt habt. Er konnte überhaupt nicht begreifen, wie ihr es geschafft habt, ihn mit der Sache in Verbindung zu bringen.«
Marian warf noch einmal einen Blick in die Wohnung, wo alles so ordentlich und ganz genau an seinem Platz war. Bríets Leben schien auf Werten wie Sicherheit, Festigkeit und Halt zu basieren und auf der Beziehung zu einem Mann, der immer nur stundenweise zu Besuch kam. Bríet erinnerte Marian plötzlich an Katrín. Beide Frauen hatten ein ausgeprägtes Bedürfnis, allein zu sein.
»Liegt es an dir, dass ihr nicht zusammenlebt?«, fragte Marian.
Bríet antwortete nicht gleich.
»Es geht mich natürlich nichts an«, fügte Marian hinzu.
»Dir entgeht anscheinend nur wenig«, sagte Bríet.
»Sein Telefon wird abgehört.«
»Abgehört?«
»Er hat ein Recht darauf, das zu wissen.«
Dreiundvierzig
Plötzlich ging Vygocki nach draußen. Marian und Albert folgten ihm so schnell sie konnten. Albert gab einem Polizisten die Anweisung, alle verfügbaren Kräfte zu alarmieren. Viðar folgte ihnen ebenfalls auf den Vorplatz neben der Halle. Dort stand Vygocki, umringt von drei Männern, die ihn zu einem großen amerikanischen Jeep führten. Der vierte Mann saß bei laufendem Motor am Steuer. Albert rannte hinüber und schrie die Männer an, stehen zu bleiben. Marian rief ihm zu, vorsichtig zu sein.
»Pass auf!«, rief Marian. »Halt! Warte auf uns.«
Albert tat so, als würde er das alles nicht hören. Einer der Männer drehte sich um und zückte ohne zu zögern eine Pistole, aus der er einen Schuss auf Albert abfeuerte. Die Waffe hatte einen Schalldämpfer, man hörte nur ein leises Zischen, als die Kugel direkt vor Alberts Füßen einschlug.
Marian stürzte sich auf Albert, der sich auf den Boden fallen gelassen hatte. Sie sahen, wie der Russe sich gegen die drei Männer zu wehren versuchte, er brüllte etwas Unverständliches. Soweit Marian sehen konnte, waren die beiden Männer dabei, die Vygocki aus dem Zuschauersaal gefolgt waren.
»Vorsicht«, rief Marian den anrückenden Polizisten zu, die sofort die Lage erfassten und hinter den parkenden Autos in Deckung gingen.
Die Wagentür wurde zugeschlagen, und der Jeep schoss los, dass die Reifen qualmten. Marian und Albert standen wieder auf, die Polizisten kamen ihnen entgegen, während Viðar in die Halle zurückging.
»Was ist passiert«, rief Albert und starrte entgeistert dem Wagen nach.
»Die haben auf uns geschossen«, sagte Marian und rannte mit den Polizisten hinter dem Jeep her.
* * *
Auf der Bühne in der Halle kippte Spasski seinen König um, gegen die überlegene Position von Fischer konnte er nichts mehr ausrichten. Er blickte vom Brett auf. Fischer hatte auf seine Entscheidung gewartet. Im Saal
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