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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Frage.«

Acht
    Der Platzanweiser im Gamla bíó hatte versucht, den Mann zu beschreiben, der sich mit Ragnar angelegt hatte. Er konnte aber nur einige sehr allgemeine Merkmale nennen, eher klein, mittleres Alter, vermutlich aschblond, das Haar schütter. Blaue Windjacke. Als die Angestellten vom Hafnarbíó später am Tag dazu befragt wurden, konnten sie nicht mit Gewissheit sagen, ob jemand, auf den diese Beschreibung zutraf, sich eine Karte für die Fünfuhrvorstellung gekauft hatte.
    Marian fand Kiddý im Kassenhäuschen, sie wollte gerade den Schalter öffnen. Einige dänische Wochenzeitschriften lagen in den Regalen, ansonsten passte außer der Kartenrolle und der Kasse kaum noch etwas anderes in den kleinen Raum. Kiddý erzählte, dass im und um das Hafnarbíó viel los gewesen sei, nachdem sich die Nachricht von dem Mord herumgesprochen hatte, es seien deutlich mehr Besucher in dem Western mit Gregory Peck gewesen. Sie schaute Marian direkt an und sagte, dass sie wohl kaum zu erwähnen bräuchte, dass diese Leute sich nicht unbedingt des Filmes wegen eine Karte kauften, sondern um den Ort zu sehen, an dem der Junge erstochen worden war. Man hatte versucht, das Blut am Tatort zu entfernen, doch die beiden Sitze, die am meisten mit Blut beschmiert waren, mussten entfernt werden. Das hatte man getan, aber die klaffende Lücke war natürlich genauso auffällig.
    »Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wem ich eine Karte für diese verdammte Vorstellung verkauft habe«, sagte Kiddý, als Marian ihr den Mann aus dem Gamla bíó beschrieben und sie intensiv nach ihm befragt hatte. »Ich sitze jeden Tag hier und verkaufe Eintrittskarten. Ich nehme die Menschen schon seit Langem nicht mehr richtig wahr, vor allem, wenn viel los ist. Manchmal erkennt man die Stammkunden. Oder jemanden, der sehr bekannt ist. Und damit hat es sich.«
    »In dieser Fünfuhrvorstellung waren aber nicht viele Besucher«, sagte Marian.
    »Nein, das stimmt.«
    »Vielleicht hast du in den Zeitschriften gelesen«, sagte Marian und deutete auf die dänischen Blätter.
    »Ja, das auch. Ich weiß, dass ich ein ziemlich schlechter Zeuge bin.«
    »Mal sehen, ob ich dir nicht auf die Sprünge helfen kann«, sagte Marian lächelnd. »Du kannst dich nicht an einen Mann mit aschblonden Haaren erinnern, in blauer Windjacke?«
    »Nein. An den Jungen kann ich mich erinnern, den kannte ich. Und an die Frau, denn es war eine Fünfuhrvorstellung und noch dazu ein Western. Ich habe versucht, euch zu sagen, wie sie aussah.«
    »Ja, genau«, sagte Marian. »Ich suche aber nach zwei oder drei Männern. Ich weiß nicht genau, wie alt sie sind. Sie sind allerdings nicht zusammen gekommen und haben sich unauffällig verhalten. Aber im Kinosaal müssen sie zusammengesessen haben.«
    »Ich kann mich nur an diesen Meteorologen erinnern, der ist so im mittleren Alter«, sagte Kiddý.
    »Ja, aber der interessiert uns nicht. Einer dieser Männer – oder vielleicht auch alle – könnte Ausländer gewesen sein. Kannst du dich vielleicht erinnern, ob irgendwelche Ausländer bei dir eine Karte gekauft haben?«
    Kiddý überlegte. Sie warf einen Blick auf die dänischen Zeitschriften. Dänisch konnte sie lesen, aber kaum sprechen. Englisch konnte sie überhaupt nicht. Sie war nach der Mittelschulreife von der Schule abgegangen und hatte nur ein paar Jahre Dänischunterricht gehabt. Ihre Mutter hatte die dänischen Wochenblätter Hjemmet und Familie Journal abonniert und sie immer der Tochter überlassen, wenn sie sie gelesen hatte.
    »Mich hat ganz sicher niemand in einer fremden Sprache angesprochen«, sagte sie und zupfte das Band im Haar zurecht. Dann griff sie zu einer Schachtel Zigaretten, fischte mit ihren langen lackierten Fingernägeln eine heraus, zündete sie an und blies den Rauch aus.
    »Niemand, der in irgendeiner fremden Sprache eine Eintrittskarte verlangt hat?«, fragte Marian.
    »Nein. Manchmal reden die Leute aber auch gar nicht, sondern zeigen mir mit den Fingern, wie viele Karten sie möchten. Ich … Da waren nur irgendwelche ältere Herren und ein paar Jungs.«
    »Ich verstehe. Sind in den letzten Tagen übrigens mehr Besucher im Kino gewesen? Wegen der Weltmeisterschaft sind doch so viele Besucher in der Stadt.«
    »Du meinst das Schachturnier? Nicht dass ich wüsste.«
    »In Ordnung. Ist der Platzanweiser schon da?«
    »Nein, er kommt später. Wirst du ihn auch danach fragen? Nach irgendwelchen Ausländern?«
    »Ja.«
    »Der, der hier normalerweise

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