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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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nach meiner Meinung gab es keinen vergleichbaren Unfall an exakt diesem Ort in Werlesiel und keinen mit einer derartigen Dramatik.«
    »Hast du das überprüft?«
    Das hatte sie nicht. Dennoch sagte sie: »Ich bin mir sicher, dass 1975 etwas zu bedeuten hat.«
    Tjark trank seinen Kaffee aus. Dann sagte er: »Ich habe etwas Zeit, weil einige Vernehmungen geplatzt sind. Sehen wir uns das mal an.«
    Femke stutzte. So einfach war das?
    Tjark schien ihre Regung zu bemerken. »Wir sind ein Team«, erklärte er. »Ich habe dich bereits vor einigen Tagen um Unterstützung gebeten, und du könntest auf dem richtigen Weg sein. Durchleuchte die Sache, arbeite die alten Akten durch, finde die Personalien der damals handelnden Personen heraus und überprüfe sie. Betrachte die Familie, deren Angehörige und weitere Personen, die eine Rolle gespielt haben. Gleiche sie mit den aktuellen Erkenntnissen ab. Sämtliche Unterlagen liegen auf meinem Schreibtisch – ich meine«, korrigierte er sich, »auf deinem Schreibtisch.« Tjark lächelte. »Wo willst du anfangen?«
    Femke warf die vergilbte Akte auf den Tisch und schob sie Tjark zu. »Ich habe schon angefangen«, sagte sie und verfolgte, wie Tjark die Mappe aufschlug, sich einige Schwarzweißbilder ansah und den Bericht überflog. Er war noch mit der Maschine auf Papier getippt, das sich wie Pergament anfühlte. »Das Wesentliche steht drin«, erklärte sie. »Dennoch sind die Infos etwas dürftig.«
    Tjark schlug die Mappe wieder zu. »Das ist fast vierzig Jahre her. Vielleicht ist damals in den lokalen Medien berichtet worden. Manchmal sprechen die Reporter mit Angehörigen und Zeugen und berichten über Details, die in Polizeiprotokollen nicht auftauchen, weil sie keine behördliche Relevanz haben.«
    »Die Idee hatte ich auch. Ich wollte im Zeitungsarchiv nachschauen.«
    »Gut. Gehen wir dorthin.« Tjark nahm einen Fünfeuroschein aus der Geldbörse und legte ihn auf den Tisch.
    »Ach, Tjark?«, fragte Femke beim Aufstehen. »Ich habe eine Bitte: Die Redakteurin vom Echo hatte mich nach einem Interview mit dir gefragt.«
    »Okay. Ich habe ebenfalls eine Bitte. Gibst du mir Ruvens private Handynummer?«
    Femke sah Tjark groß an. Was wollte er denn schon wieder von Ruven? »Ich denke, man kann ihm vertrauen?«
    »Sicher.«
    Sie sagte Tjark die Nummer, der sie in sein Handy eintippte.
    »Darf ich fragen, was …«
    »Darfst du«, sagte Tjark und steckte das Telefon wieder weg. »Aber rechne nicht mit einer Antwort.«

57
    Janine Ruwe lächelte freundlich und kam hinter dem Redaktionsschreibtisch hervor, um Femke mit Handschlag zu begrüßen. Ihre braunen Locken wippten. Sie erkundigte sich nach Justin und setzte eine mitfühlende Miene auf, als Femke von der Hufrollenentzündung sprach. Schließlich kam Tjark herein, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er hatte vor der Tür noch ein Telefonat mit Ruven geführt.
    »Tjark Wolf?«, fragte Janine Ruwe überschwenglich.
    Er nickte. »Ich höre, Sie möchten ein kleines Interview?«
    »Aber ja, natürlich, wunderbar.« Janine strahlte. Sie griff instinktiv zu Kuli und Notizblock.
    »Ich kann und werde mich allerdings zu laufenden Ermittlungen und meiner Rolle dabei nicht äußern.«
    Janine verzog gespielt das Gesicht.
    »Ich bitte um Ihr Verständnis«, sagte Tjark, »dass ich das dem Pressesprecher überlassen muss. Das hat ermittlungstaktische Gründe. Aber über mein Buch können wir uns gerne unterhalten.«
    »Auch gut.«
    Dann nannte Femke den eigentlich Anlass ihres Besuches. »Unser Archiv«, erklärte die Redakteurin des Wittmunder Echos, »reicht nur bis 1999 zurück.«
    »Oh«, machte Femke und dachte: Mist, wieso das denn? In Filmen ist das immer anders.
    »Einerseits«, sagte die Journalistin, »hat uns noch niemand ein vernünftiges Archivprogramm installiert. Andererseits haben wir 1999 auf digitale Produktion umgestellt und legen die Zeitungsseiten erst seitdem auch als PDFs ab.«
    »Man kann also nicht per Schlagwort nach Ereignissen aus den siebziger Jahren forschen?«
    Ruwe winkte ab. »Ich wünschte, wir könnten das.«
    Tjark fragte: »Und die Berichte aus der Zeit vor 1999?«
    »Sind in Bänden abgeheftet. Sie liegen ein Stockwerk tiefer in unserem Handarchiv. Falls Ihnen das weiterhilft …«
    Femke antwortete, dass das gut sein könne, und Tjark meinte, dass er sich so lange von der Journalistin befragen lassen werde, wie Femke beschäftigt sei.
    Janine Ruwe führte Femke eine Treppe hinab in einen Raum

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