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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Tjark ihn darauf angesprochen und danach gefragt hatte, ob er sich vorstellen könne, zum Einsatz an der Brauerei eine Art »Praktikantin« mitzunehmen, die sich unter das Volk mischt. Ruven hatte geantwortet, dass er ohnehin persönlich vor Ort sein werde. Es sei sicherlich kein Problem, wenn eine »Praktikantin« unauffällig und diskret Präsenz zeige. Nach Gründen hatte Ruven nicht gefragt – ein Mann nach Tjarks Geschmack.
    »Weller-Bau«, sagte Tjark und klickte im Portfolio des Unternehmens herum, »ist spezialisiert auf Glasfassaden. Sie haben sogar Bauteile für das Burj al Arab in Dubai geliefert.«
    »In Dubai soll es nicht so toll sein, wie alle glauben«, sagte Fred beiläufig. Nach einer Pause ergänzte er: »Vielleicht bekomme ich von Weller ein paar Bauteile für meinen Wintergarten günstiger, wenn ich das Bild hier wieder lösche.«
    »Schlag es doch vor.«
    »Besser nicht, denn wenn diese Aktion auffliegt, habe ich nicht mal mehr das Geld, um mir eine Packung Nägel zu leisten.«
    »Hast du etwa die Hosen voll?«
    »Nein, aber inzwischen mehr zu verlieren als früher und ein paar hunderttausend Schulden bei der Bank.«
    »Verstehe«, sagte Tjark.
    Dabei war die Überwachung so gefahrlos wie simpel und ihr Anlass gerechtfertigt. Tjark musste herausfinden, was bei den Festen vor sich ging und ob es Spuren von den Ermordeten sowie von Vikki gab. Als offizielle Beweise konnten sie solche Spuren natürlich nicht verwenden. Inoffiziell aber schon. Sollten sich Verdachtsmomente erhärten und sich neue Ermittlungsansätze ergeben, würden sie auf einem Durchsuchungsbefehl insistieren und damit wiederkommen können. Niemand würde auf die Idee kommen, dass Ceylan eine Polizistin war. Sollte doch etwas auffliegen, konnte ihr keiner einen Strick daraus drehen, dass sie sich im Urlaub mal ein Security-Unternehmen genauer ansah – eine Branche, in der es nicht wenige ehemalige Polizisten gab. Würde sie in Bedrängnis geraten, wäre sie körperlich in der Lage, sich zu wehren. Abgesehen davon wusste sie als Polizistin, worauf sie zu achten hatte.
    Tjark klickte die »Weller«-Seite wieder weg. Außer einem auf Glasfassaden spezialisierten Unternehmensvertreter befand sich eine Delegation von Bau-Plan aus Oldenburg bei Mommsen – eine bundesweit tätige Firma, die Kliniken und ähnliche Großprojekte abwickelte. Sie hatten auch dänische Kennzeichen gesehen und diese einem Konzern zugeordnet, der Ferienparks betrieb, sowie Fahrzeuge von einem Cateringservice und einer PR -Firma. Weiter waren Vertreter des Architekturbüros VisionAir aus Bremen, Mommsens Anwalt in Begleitung einer Blondine, die zu jung war, um seine Sekretärin zu sein, der halbe Vorstand der Sparkasse, der Bürgermeister und einige Lokalpolitiker, darunter Harm, vor Ort – alles in allem an die vierzig Personen, rechnete man die Beschäftigten des Cateringservices dazu.
    Ein lautes Knattern ließ Tjark aufmerken. Es klang nach einem Motor, der im roten Drehzahlbereich arbeitete. Tjark schwenkte das Bushnell nach links und machte ein überraschtes Geräusch, als die Lärmquelle in den Sichtbereich geriet.
    »Das gibt’s doch nicht«, hörte er Fred sagen, der auf den Laptop starrte.
    Ein Suzuki-Motorroller bog auf das Firmengelände ab. Auf dem Display war er hellgrau, aber Tjark wusste, dass diese Farbe auf die monochrome Restlichtverstärkung zurückzuführen war. Tatsächlich war der Roller knatschgelb. Darauf saß ohne Zweifel Fokko Broer und gab sich augenscheinlich alle Mühe, seinen Termin bei Mommsens Party nicht zu verpassen.

65
    Ceylan lächelte einer Gruppe von Männern freundlich zu, die an ihr vorbeiging. Alle trugen Anzüge. Ein älterer Kerl, der wie ein Banker wirkte und eine Anstecknadel mit Sparkassen-Emblem trug, sah sie mit einem Blick an, in dem sie zu lesen meinte: Wenn es heute Abend informell wird, dann sollten wir uns mal näher kennenlernen. Ceylan ließ ihn in dem Glauben, lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch, auf dem ein Buffet aufgebaut war, und versuchte weiter, trotz ihrer schwarzen Security-Kluft so wenig wie möglich aufzufallen. Sie verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und schob dabei das Handy etwas höher, das in der Brusttasche ihrer Jacke steckte. Das Objektiv der dort eingebauten Kamera schaute jetzt über deren Rand hinaus. Tjark und Fred sollten nun ganz gute Sicht auf das haben, was sich hier gleich abspielen würde.
    »Ah, die Sonne geht auf«, kommentierte Tjark. Ceylan hörte seine

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