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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Kuppeln von der vergifteten Außenwelt abgeschirmt wurde.
    Wow, dachte sie und vergewisserte sich, dass die Handykamera immer noch gut saß. Sie zog einige Klebestreifen aus der Tasche, entfernte hinter dem Rücken die Schutzfolie und presste den ersten Streifen in eine Falte zwischen Sitzfläche und Lehne des Sofas – dort, wo sich für gewöhnlich Krümel, Haare oder ähnliche Dinge ansammelten.
    Schließlich endete die Präsentation. Das gedimmte Licht wurde heller, und Applaus brandete auf. Junge Frauen traten aus einer Seitentür. Alle waren hübsch und lächelten professionell wie Stewardessen. Sie trugen einheitliche blaue Kostüme mit dem Robben-Logo und hielten Hochglanzmappen mit dem Signet in den Händen, um sie an die Anwesenden zu verteilen.
    Ceylan zog einen weiteren Klebestreifen hervor, versteckte ihn in der Handfläche und nahm Proben von den Sitzkissen, indem sie so tat, als wolle sie achtlos ein wenig Schmutz davon abstreifen. Mit den Blicken verfolgte sie, wie Mommsen im Applaus badete. Wie ein Staatsmann hob er die Hände an, und wie auf Knopfdruck wurde es wieder still im Raum. Dann begann er zu sprechen.

68
    Tjark starrte versunken auf das Display des Smartphones, das die Bilder aus dem Inneren der Brauerei streamte. Der Ton lief über die Autoboxen. Gelegentlich raschelte es laut, wenn Ceylan sich bewegte und das Mikro über den Stoff ihrer Jacke rutschte.
    »Ich möchte Sie kurz mit einigen Fakten langweilen«, hörte er Mommsens Stimme. Das dazu passende Bild zeigte den gut gefüllten Raum, an dessen Spitze Mommsen hinter einem Rednerpult stand. »Der Aquapalace wird auf einer Fläche von etwa dreißigtausend Quadratmetern zwischen Werlesiel und Bornum entstehen. Die letzten Grundstücksverhandlungen sind soeben abgeschlossen, nachdem sich mein guter Freund Fokko Broer entschlossen hat, sich von seinem Land zu trennen, und somit das letzte Puzzlestück eingefügt werden kann.« Mommsen legte eine Kunstpause ein und blickte in die Runde.
    »Ach«, machte Fred.
    Tjark blähte die Backen auf und legte die Stirn in Falten. So hing das also zusammen. »Mommsen brauchte Broers Grundstück«, sagte er zu Fred, »Broer wollte aber nicht verkaufen. Darüber hat er mit Politikern wie Carsten Harm gestritten. Sicher wollte man Broer zum Verkauf drängen, um das Projekt nicht zu gefährden.« Und vermutlich war das der Grund, aus dem Mommsen Broer persönlich aufgesucht hatte.
    »Was hat Broer schließlich überzeugt? Geld?«
    »Nicht Geld allein. Die ganze Atmosphäre im Ort hat sich gegen Broer entwickelt. Viele halten ihn für den Mörder. Sein Haus wurde beschmiert. Er will hier weg.«
    Fred brummte. »Vielleicht war das mit dem Beschmieren inszeniert, um Broer anzuschieben.«
    Tjark zuckte mit den Achseln, aber er glaubte das nicht.
    Schließlich erfüllte Mommsens Stimme wieder das Innere des Wagens. Tjark fröstelte. War es kälter geworden?
    »Werlesieler«, erklärte Mommsen, »plant mit seinen Partnern eine Investition von rund fünfundsiebzig Millionen Euro. Als künftige Betreibergesellschaft des Aquapalace haben wir die DanPark gewonnen, die Ferienparks und Ferienhaussiedlungen in Skandinavien betreibt.«
    Deswegen, dachte Tjark, also die dänischen Kennzeichen an den Fahrzeugen – es waren Firmenwagen von DanPark.
    »Der Aquapalace«, fuhr Mommsen fort, »wird sich in eine tropische und eine Nordseekulisse gliedern, in der das gesunde Klima und das Salzwasser unserer Nordsee an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr auch bei schlechtem Wetter und im Winter erlebbar werden, was den Tourismus in der Region massiv ankurbeln wird – kurz: Werlesiel hat künftig an jedem Tag Saison, nicht nur im Sommer. Wir werden zweihundertfünfzig neue Arbeitsplätze schaffen.«
    Dafür bekam Mommsen Szenenapplaus.
    »Das ist ein Riesenprojekt, das die da durchziehen wollen.« Fred klang unfreiwillig beeindruckt. »Das ist nicht leicht, so etwas auf die Beine zu stellen.«
    »Deswegen hat Mommsen so gemauert, und deswegen haben sich Harm und Weitere so angestellt mit konkreten Äußerungen.«
    »Sie hatten einen Maulkorb von Mommsen erhalten. Er wollte erst alles in trockenen Tüchern haben – und bis er Broers Grundstück nicht sicher hatte, stand alles auf der Kippe. Mit Sicherheit hat er inzwischen einen Kaufvertrag in der Tasche, ansonsten hätte diese Veranstaltung heute auch keinen Sinn. Wäre er in einen Skandal um das Verschwinden von Vikki geraten und in Verbindung mit den Morden gebracht

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