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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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bedächtig den Kopf. »Ich habe geschlafen, als mein Vater getötet wurde. Ich habe nichts damit zu tun. In den Tagen vor seinem Tod war mein Vater wie immer. Das einzig Ungewöhnliche, woran ich mich erinnern kann, war der dunkle Passat mit dem Kölner Kennzeichen.«
    Keller betrachtete ihn schweigend. Manfred Schulte-Stein wartete. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab. Schließlich stieß Keller die Luft aus.
    »Gut. Dann fangen wir noch mal mit der Tatnacht an, in der Sie angeblich geschlafen haben.«
    Es sollte also noch mal von vorne losgehen. Hambrock hatte genug gehört. Manfred Schulte-Stein hatte seinen Vater nicht ermordet, davon war er überzeugt. Er entschuldigte sich, stand auf und verließ den Befragungsraum. Draußen zog er die Tür ins Schloss. Stille umgab ihn. In den Fluren war keine Menschenseele.
    »Sie stirbt!«, hatte seine Mutter gerufen und dabei mit den Händen vor seinem Gesicht herumgefuchtelt. »Verstehst du nicht, Bernhard? Sie stirbt!«
    »Es liegt an den Antibiotika. Bitte, Mutter, beruhige dich. Die Ärzte werden die Medikamente neu einstellen. Man kann noch gar nichts sagen. Diese Antibiotika waren einfach die falschen. Es gibt andere.«
    Doch es half nichts, sie schlug die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu schluchzen. Ganz allein stand sie mitten im Warteraum, ihre Schultern bebten wie bei einem kleinen Kind. Hambrock hätte zu ihr gehen und sie in den Arm nehmen sollen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Und überhaupt: Was war nur mit seinem Vater los? Warum tröstete der seine Frau nicht? Das wäre doch seine Aufgabe gewesen. Wieso hockte er da wie ein Eisblock? Was war denn nur los in seiner Familie?
    Hambrock kehrte in sein Büro zurück. Es herrschte immer noch Dämmerlicht, obwohl bald Mittag war. Er schaltete das Deckenlicht ein und setzte sich an den Schreibtisch. Einen Moment lang lauschte er seinem Atem, dann gab er sich einen Ruck und begann in den aufgeschlagenen Akten zu lesen. Sich auf den Fall zu konzentrieren.
    Siegfried Wüllenhues war ihre einzige Verbindung zu dem Mörder. Da wollte er weitermachen. Wüllenhues musste den Mörder gekannt haben. Wer immer für die Tat verantwortlich war, Siegfried Wüllenhues war beteiligt gewesen. Irgendwie glaubte Hambrock nicht daran, dass die Nazigeschichte seines Vaters etwas mit der Tat zu tun hatte. Das war viel zu lange her. Er vermutete etwas Konkreteres, was eine größere Rolle für die Gegenwart spielte. Außerdem war da noch der Schuppen auf dem Hof von Schulte-Stein, der am Wochenende in Brand gesteckt worden war. Wie passte der da rein? Den hatte Manfred doch nicht selbst angesteckt, um von sich abzulenken. Das glaubte er nicht. Nein, die Sache war noch nicht abgeschlossen. Wer immer das Feuer gelegt hatte, wollte entweder Schulte-Stein damit eine Botschaft senden oder der Polizei.
    Irgendwann fiel ihm das Blinken an seinem Telefon auf. Er hatte zwei Anrufe verpasst. An der Nummer im Display sah er, dass es seine Frau Elli war. Er lächelte. Wie lange sie es wohl noch aushielt, ihm keine Fragen zu stellen? Natürlich wollte sie über seine Familie reden, doch sie wartete darauf, dass er den ersten Schritt tat. So lange das nicht passierte, versuchte sie einfach für ihn da zu sein. Ihm Rückhalt zu geben. Er spürte die Zuneigung wie eine Welle, die alles umspülte. Dann nahm er den Hörer und drückte die Rückruftaste. Doch es war besetzt, wie so oft bei ihr im Büro, und er legte wieder auf.
    Er musste mit ihr reden. Und mit seinen Eltern. Er musste sein Schneckenhaus verlassen, auch wenn er sich viel lieber noch weiter darin zurückgezogen hätte. Aber nicht jetzt. Nicht heute.
    Er zog eine Akte heran. Die Befragung von Carl Beeke lag vor ihm. Als Kind war Siegfried Wüllenhues in Hamburg gewesen und hatte dort die Bombardierungen erlebt. Hambrock blieb an einer Aussage hängen. »Wenn man alt wird«, hatte Carl Beeke gesagt, »dann wird klar, was wirklich wichtig war im Leben. Worauf es im Grunde ankommt. Ich glaube, dass Siegfried erkannt hat, welche Rechnung er noch begleichen musste. Und er hat sie beglichen. Um in Frieden sterben zu können.«
    Irrte Hambrock vielleicht? War es doch die Geschichte ihrer Väter, die hinter dem Mord steckte? Und wenn ja, wer würde für Siegfried Wüllenhues töten? Oder hatte Wüllenhues vielleicht nur den Mörder decken wollen? Ihm dabei helfen, Spuren zu verwischen. Um sich so an Alfons Schulte-Stein zu rächen. Indem er seinen Mörder schützte.
    Er blickte

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