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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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der Straße.
    Gerade als sie das Auto verlassen hatten, meldete sich Kellers Handy. Seine Exfrau, wie ihm ein Blick auf das Display verriet. Ach herrje. Das hätte er fast vergessen. Er hatte am Morgen bereits zweimal angerufen, aber es war keiner rangegangen. Da er seine Nummer nicht unterdrückt hatte, konnte sie das natürlich sehen. Er gab Gratczek ein Zeichen, ging ein paar Meter zur Seite und nahm das Gespräch entgegen.
    »Du hast zweimal angerufen, sehe ich«, begrüßte sie ihn. »Es ist doch nichts passiert?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur noch mal mit Niklas reden, weißt du. Persönlich und nicht per Mailbox, um alles in Ruhe zu erklären.«
    »Versteh ich nicht. Ihr seht euch doch gleich.«
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    »Er hat seine Nachricht nicht abgehört!« Er wusste also nicht, dass der Ausflug geplatzt war. »Verfluchte Scheiße!«
    »Heißt das, dir ist was dazwischengekommen?«
    »Der Mordfall … Wir haben am Freitag eine weitere Leiche bekommen. Hier herrscht totales Chaos …«
    Doch es war ganz egal, was er sagte. Es gab keine Entschuldigung. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Wieder einmal.
    »Ich hab ihm auf die Mailbox gesprochen«, erklärte er, »und deswegen dachte ich, er wüsste längst …« Dann schwieg er. Wenn er jetzt weiterredete, machte er alles nur noch schlimmer.
    »Du kannst ihm doch nicht einfach auf die Mailbox sprechen, und damit ist die Sache abgehakt! Du musst doch sichergehen, dass deine Nachricht ankommt! Gerade in so einem Fall. Mensch, er hat sich eben erst auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um nach Münster zu fahren. Ich musste extra noch seinen Schalke-Schal waschen.«
    »Es tut mir leid …«
    Seine Stimme war kaum zu hören. Aber es gab ja auch nichts zu sagen, was ihn entlastete.
    »Wo steckst du denn jetzt?«
    »In Köln. Die Ermittlung …«
    »Meine Güte, Henrik! Ein einziger Termin in der Woche. Ist das denn zu viel verlangt? Jetzt steht der Junge gleich mit seinem Fanschal vor deiner Wohnung, und keiner macht auf. Sein Handy ist nämlich kaputt. Ich kann ihn nicht mehr erreichen.«
    Jedes Wort war ein Schlag, der ihn tief in der Magengrube traf. Trotzdem hörte seine Exfrau nicht auf. Sie redete einfach immer weiter.
    »Das ist also die Art und Weise, wie er erfahren wird, dass wieder einmal nichts aus den Versprechungen seines Vaters wird. Er steht einfach vor verschlossener Tür. Hör mal zu, Henrik, er ist dein Sohn! Was denkst du dir denn dabei?«
    Das war typisch für sie. Sie wusste genau, wann er wehrlos am Boden lag. Und dann konnte sie einfach nicht aufhören zu treten.
    »Wann wirst du endlich erwachsen? Du kannst mit den Kindern nicht so umspringen. Weißt du eigentlich, was du ihnen antust? Wie sehr du sie verletzt?«
    Als das Gespräch endlich vorbei war, blickte er nachdenklich zu dem riesigen Krankenhausgebäude hinüber.
    Gratczek stand am Haupteingang und wartete auf ihn. Keller steckte das Handy weg, dann eilte er ihm im Laufschritt entgegen.
    »Guido, hast du kurz den Autoschlüssel? Ich hab was im Wagen liegen lassen.«
    »Natürlich. Hier!«
    Er warf ihm den Schlüssel entgegen, Keller fing ihn auf und lief zum Wagen zurück. Dort setzte er sich hinters Steuer, startete den Motor und fuhr los. Gratczek fiel die Kinnlade herunter, dann rannte er los. Keller war nicht schnell genug gewesen: Gratczek versperrte ihm die Straße, und er konnte ihn ja schlecht über den Haufen fahren. Wütend schlug sein Kollege mit der Hand auf die Motorhaube.
    »Was soll das, verdammt noch mal?«
    Keller verriegelte die Türen und öffnete das Beifahrerfenster einen schmalen Schlitz weit.
    »Tut mir leid, Guido, aber du musst alleine weitermachen.«
    »Hast du einen Knall? Was soll das denn jetzt?«
    »Ich muss nach Münster zurück, und zwar sofort. Ich kann dir das nicht erklären, aber es ist wichtig.«
    »Und was ist mit mir? Mich lässt du einfach hier stehen?«
    »Einer muss ja mit den Leuten im Krankenhaus sprechen. Du kannst später mit dem Zug zurück nach Münster fahren. Ich zahl dir das Ticket, versprochen.«
    »Mit dem Zug? Spinnst du?«
    Keller blickte in den Rückspiegel. Der Krankenwagen, der ihm bis eben den Fluchtweg versperrt hatte, war verschwunden.
    »Sorry, Guido«, sagte er, setzte mit quietschenden Reifen zurück, wendete in der Auffahrt und raste davon. Er blickte auf die Uhr. Die Autobahn war sicher frei, und wenn er sich beeilte, konnte er in einer guten Stunde wieder in Münster sein. Mit etwas

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