Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
am liebsten faule Tomaten zurückgeworfen und dieser Umstand ließ mich mit der absoluten Gewissheit zurück, dass ich Yves nicht teilen wollte, weil ich tiefe, echte Gefühle hatte.
Verliebt waren wir beide, das hatte der erste Abend ja bereits ans Licht gebracht, aber Verliebtsein allein war noch lange kein Grund, derart eifersüchtig oder besitzergreifend zu sein. Die Überlegungen und vor allem diese Empfindungen ließen mich immer wieder lächeln. Ja, ich wollte Yves und er wollte mich. Und das nicht für Sex oder ein paar schöne Stunden.
Ich wollte mit ihm zusammen sein, ihm jeden Tag zeigen, wie wichtig er mir war. Und das bedeutete wohl, dass ich zum ersten Mal im Leben eine echte, wahre Beziehung wollte. Treue und Liebe eben. Keine Spielereien mehr.
Angst erfüllte mich mit einem Schauder, als ich es gedanklich weiterspann und mir klarwurde, wie anders ich noch vor ein paar Wochen gedacht hatte. Vertrauen fiel mir schwer, sehr schwer. Was wohl ganz einfach daran lag, dass man es mir systematisch genommen hatte.
Ich atmete tief durch und versuchte, nicht daran zu denken. Meistens gelang mir das für eine gewisse Zeit, doch durch diese immer klarer und richtiger erscheinende Beziehung zu Yves gewannen meine Erinnerungen die Oberhand in meinen Träumen. Sie schlichen sich ein, suchten mich heim, hinterließen mich nassgeschwitzt und vollkommen durch den Wind, wenn ich am Morgen aus meinem Bett stieg.
So auch jetzt. Ich strich mir stöhnend mit der Hand über die Stirn. Sie war eiskalt und nass. Ich hatte also wieder einen Alptraum gehabt … Das musste aufhören!
Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich Einfluss darauf nehmen sollte. Ablenkung und Yves Nähe waren die einzigen Dinge, die mir wirklich halfen. Ich ertappte mich bei dem innigen Wunsch, jetzt sofort ins Nachbarzimmer zu schleichen und mich an ihn zu kuscheln. Es war noch viel zu früh zum Aufstehen, mein Wecker behauptete standhaft, es sei drei Uhr am Morgen.
Und bevor ich es verhindern konnte, hatte ich die Beine aus dem Bett geschwungen und mich auf den Weg gemacht.
Ich tastete mich durch Yves dunkles Zimmer und stieß mir an seinem Kleiderschrank den Fuß. Trotzdem erreichte ich sein Bett und hockte mich davor auf den Boden. Er hatte einen dicken, flauschigen Teppich dort liegen, der mir und meiner inneren Kälte sehr entgegenkam.
Meine Hand suchte sich einen Weg unter seine Decke, ich spürte seine Wärme an meinen Fingerspitzen, bevor ich ihn berührte. Dann traf meine Haut auf seinen Pyjama und ich ließ sie an ihm entlanggleiten, bis ich seine Hand fand. Sie lag neben seinem Kopf, er hatte sich also wohl mit dem Gesicht zu mir zusammengerollt.
Als meine klammen Finger sich auf seine Handfläche schoben, erschrak ich, weil seine Hand einen Greifreflex ausführte. Ich atmete hastig ein und versuchte, wegzukommen, weil ich mich ertappt fühlte.
„Willst du schon wieder gehen?“, murmelte Yves und ich spürte den Luftzug der sich anhebenden Bettdecke. „Komm her, Etienne. Du bist ganz kalt.“
Ich schluckte hart und erhob mich, um mich zu ihm zu legen. „Tut mir leid, wollte dich nicht wecken“, flüsterte ich und hatte ein schlechtes Gewissen.
Seine Arme schlangen sich um mich und zogen meinen Rücken an seine Brust. „Alles in Ordnung, ich bin froh, dass du hier bist“, sagte er und der Luftzug seiner Worte strich über mein Ohr.
„Danke“, brachte ich hervor und er rückte etwas nach hinten, um mich auf den Rücken zu drehen.
„Achtung“, sagte er und knipste das Leselicht an seinem Bett an.
Ich blinzelte, dann sah ich, dass er dicht neben mir auf der Seite lag und den Kopf aufstützte. Sein Blick ruhte auf meinem Gesicht, seine Finger strichen über meine nasse Stirn.
„Du hattest einen Alptraum“, sagte er traurig und mir wurde klar, dass er eine unglaubliche Auffassungsgabe hatte.
Ich nickte. „Meine … Vergangenheit.“
„Du weißt, dass du nichts erklären brauchst, Etienne. Bleib einfach hier und erlaube mir, auf dich aufzupassen, ja?“
Noch ein Nicken. Ein Kloß in meinem Hals, den ich nicht wegschlucken konnte, verhinderte, dass ich etwas sagte.
„Ich würde dir so gern helfen, weißt du? Dir so gern zeigen, dass du mir vertrauen kannst.“
„Das … tust du“, kam es kieksend über meine Lippen. Ich schloss die Augen und genoss seine sachte Berührung.
„Meinst du, du kannst jetzt schlafen?“
Oh ja, das meinte ich! Ich hob den Kopf, um ihn zu küssen, ganz kurz nur. „Ja, danke.“
Er
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